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SCHWEBHEIM: Schlittenbau Ress vor Rekordjahr

SCHWEBHEIM

Schlittenbau Ress vor Rekordjahr

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    Lackieren am laufenden Band: Michael Ress präsentiert sich stolz in seiner Lackierstraße; 60 000 Schlitten werden hier heuer durchgeschleust.
    Lackieren am laufenden Band: Michael Ress präsentiert sich stolz in seiner Lackierstraße; 60 000 Schlitten werden hier heuer durchgeschleust. Foto: Foto: Holger Laschka

    Der Klassiker kostet 41,20 Euro. Im Internet. Wer ihn per „Morning Express“ bestellt, hat ihn garantiert am nächsten Tag bis zwölf Uhr im Haus. Und kann sofort losziehen in Richtung Rodelbahn. „Ress Rodelschlitten Davoser Art, 100 cm“ heißt das gute Stück, ein Schlitten aus Buchen-Formholz, ohne Plastik, aber mit eisernen Beschlägen und Stützen.

    50 000 Stück hat die Schwebheimer Wagnerei Ress in diesem Jahr bereits gefertigt, geplant sind 60 000, womit man den Rekord aus 1982 (52 000 Stück) toppen würde.

    Das Erdklima erwärmt sich, die Winter werden schlechter, der Schlittenabsatz steigt – für diese offensichtliche Ungleichung hat Wagnermeister Michael Ress gleich mehrere Begründungen. „Zum einen waren viele Lager nach mehreren schneearmen Wintern leer. Die Händler haben dann im letzten Jahr kurzfristig bestellt und decken sich jetzt wieder gut mit Ware ein.“ Zum anderen entpuppt sich für den Schwebheimer Familienbetrieb zunehmend auch der neue Absatzkanal Internet als Wachstumsmotor.

    Das sei zwar schwierig wegen der Verpackungsverordnungen, letztlich aber als Vertriebsweg nicht mehr wegzudenken. Und: „Einige Wettbewerber haben die schlechten Winter der letzten Jahre nicht überlebt, während wir uns dank einer breiteren Produktpalette halten konnten.“ Gut auch: Da die Kunststoffpreise überproportional gestiegen seien, schließe sich die Preisschere der früheren Billigrodel zu den Holzprodukten langsam.

    Neue Trends?

    Neben dem traditionellen Holzschlitten fertigen die Schwebheimer noch einen Gebirgsrodel mit markanten Hörnern und bieten überdies einen Schweizer Rennrodel an. Der ist quasi Handelsware – und auch wieder nicht. Denn Hersteller Erwin Dreier aus dem Schweizerischen Sulgen hat das Wagner-Handwerk vor 15 Jahren bei Michael Ress erlernt und produziert nun selbstständig hochwertige Naturbahn-Rennrodel, die zu Preisen zwischen 250 und 360 Euro über die Ladentheke gehen.

    Gibt es irgendwelche neue Trends in der Schlittenbranche? „Die Leute wollen immer längere Rodel“, erzählt Michael Ress, der das allerdings nicht gut findet. „Der Standardschlitten ist 90 Zentimeter lang und wiegt 3,2 Kilogramm; bei einer Länge von 1,15 Metern braucht man drei Stützen und das gute Stück bringt es auf rund fünf Kilo“, rechnet der Handwerksmeister vor.

    Solange Papa, Mama und Kind gemeinsam rodelten, wäre das in Ordnung. „Wenn aber die Kleinen alleine mit dem Schlitten den Berg hinauf müssen, vergeht ihnen schnell die Lust“, so Ress.

    Er rät deshalb zum eingangs erwähnten Klassiker, der auch das Gros seiner Produktion ausmacht. Seit Juli werden in Schwebheim Schlitten gebaut, von 14 fest Angestellten und einem Dutzend Aushilfskräften. In diesen Tagen nach dem ersten Schneefall im Mittelgebirgsraum glühen wieder die Telefondrähte, weil „die üblichen Pappenheimer“ (Ress) sich nicht rechtzeitig mit Ware bestückt haben und jetzt Last-Minute-Orders absetzen. Da zahlt es sich aus, dass der Firmenchef die Absatzplanung gegenüber dem mauen Jahr 2010 (30 000 verkaufte Exemplare) optimistisch verdoppelt hat.

    Telefondrähte glühen bereits

    Aus Schwebheim geht die Ware also in den stationären und inzwischen auch in den Online-Handel. Einen Direktvertrieb gibt es eigentlich nicht, dafür aber neuerdings einen Lagerverkauf. Konkurrenz will der Hersteller seinen Einzelhändlern damit nicht unbedingt machen. Aber das eine oder andere Stück mit kleinen Fertigungsfehlern lässt sich auf diesem Weg eben auch losschlagen – und die Kunden freuen sich über ein winterliches Schnäppchen.

    Der Lagerverkauf findet Dienstag und Samstag von 8 bis 12 Uhr und am Donnerstag von 13 bis 16 Uhr statt.

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