W arm, ziemlich warm und irgendwie schokoladig fühlt es sich an in der Eichetti-Fabrik. Die heimelige Atmosphäre könnte von den betagten Maschinen und niedrigen Decken im Produktionsraum des alteingesessenen Wernecker Familienunternehmens kommen. Und natürlich vom süßlichen Duft.
Im Keller des Fabrikgebäudes sind Zucker, Milch- und Schokoladenpulver gerade frisch vermengt worden. Pulverig und eher grob fühlt sich die Masse auf der Zunge an. Der Schokoladengeschmack irritiert, ist eher untypisch für Eiskonfekt. Jetzt läuft der dunkelbraune Teig über mehrere Walzen. Da zerfällt die grobe Masse in Pulver und Splitter.
Eichettis Eiskonfekt und besonders die Eistörtchen sind Klassiker in deutschen Süßwarenregalen. Sie gelten nicht als Schokolade, sondern zählen zu den Zuckerwaren. Und sie sind in die Jahre gekommen: Vor 78 Jahren hat sie der Wernecker Adam Eichelmann erfunden. Markenzeichen - auch heute noch: Sie zergehen in Sekunden auf der Zunge und kitzeln den Gaumen mit ihrem süßen und doch leicht bitteren Geschmack. Der feine, zarte Geschmack entsteht erst in der Conche, einer überdimensionalen Rührschüssel. Das Öl tropft hinein und macht die Teigsplitter zähflüssig. Zum Schluss gießen kleine Spritzen das berühmteste Produkt des Hauses in sanft gezackte Förmchen: Fertig ist das Eistörtchen.
Klarer Exportschlager
Bis heute sind die Törtchen Eichettis Exportschlager Nummer eins. Das Wernecker Familienunternehmen liefert seine Produkte in mehr als 40 Länder. "In Dänemark ist Eiskonfekt ein klassisches Weihnachtsprodukt, vor allem die Ice-Cups", sagt Christian Weigel. Weigel ist einer der Geschäftsleiter und verantwortlich für Produktion und Entwicklung. Auf den Vertrieb der Leckerei, die als Ice-Cup mit bunt glitzernder Verpackung wie ein Krönchen aussieht und als Täfelchen auch mal ins Oster-, Halloween- oder Weihnachtsgewand gekleidet wird, hat sich Günther Kraus spezialisiert. Das Duo führt seit 1997 das Unternehmen an - und in neue Bereiche.
Während sich Eichetti vom Vertrieb in Israel, Dubai und Kuwait verabschiedet hat, gelten die USA und Kanada als aussichtsreicher Markt. In Ungarn, Tschechien und Spanien wird die Ware so verkauft, wie es in Deutschland früher üblich war: Eistörtchen, Cups und Täfelchen gibt es dort noch einzeln. Die Bezeichnung "die Zweier" rührt noch aus der Zeit der Tante-Emma-Läden - ein Eistörtchen kostete einst zwei Pfennige. "Vor allem die älteren Mitarbeiter nennen sie immer noch Zweier", sagt Weigel. Heute gibt es die Törtchen in der blau-goldenen Schachtel.
Eiskonfekt schmeckt nach Mint, Noisette, Zartbitter und neuerdings auch nach Latte Macchiato. "Unser neuer Verkaufsschlager", sagt Christian Weigel. Dabei gibt es das Latte Macchiato-Konfekt gerade mal seit September. Es ist zweifarbig: oben cremig-weiß, unten kaffeebraun. Auf Trends setzen die Wernecker künftig verstärkt: Weigel träumt vom Konfekt mit Chili-Geschmack, als Sommerleckerei denken er und Produktionsleiter Christian Dengler über eine Kombination mit Früchten nach. Mehr verrät Weigel nicht.
Eichetti produziert auch für andere Unternehmen, die die Wernecker Produkte dann unter ihrem Namen verkaufen. Zum Beispiel ein Schotte, auf dessen Eiskonfekttäfelchen Eisbären im Schnee spielen.
Eichetti beschäftigt zwischen 80 und 100 Mitarbeitern, je nach Saison. Die Hauptsaison beginnt im Spätsommer und reicht bis ins Frühjahr. Produziert wird mitten in Werneck, 1991 erweiterte Eichetti den Betrieb im Gewerbegebiet Richtung Zeuzleben. Neben Eiskonfekt gibt es auch Brause, als Pulver im Würfel, im Kaugummi, als Glückstaler oder Bonbon. Erfinder und Unternehmer Adam Eichelmann hat das Brausepulver noch vor den Eistörtchen entwickelt. "Die Zutaten sind ähnlich, er hat viel getüftelt", sagt Christian Weigel.
Angefangen hat Eichetti Confect Spezialitäten 1897 mit Teigwaren. Das Eistörtchen kam 1927 - und war eigentlich schon erfunden: von den Hausfrauen. Im Heinerle, dem dreieckig geschnittenen Weihnachtsgebäck mit Schoko- und Oblatenschichten stecken nämlich die gleichen Zutaten.
Der Fabrikverkauf von Eichetti, das Candy-Land, ist mittwochs und freitags von 10 bis 18 Uhr geöff- net, samstags von 10 bis 13 Uhr. Der Nikolaus kommt ins Candy- Land und verteilt Süßigkeiten: am Freitag, 2. Dezember, von 14 bis 18 Uhr, am Samstag, 3. Dezember, von 10 bis 13 Uhr.