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GOCHSHEIM: Schon zur Schulzeit ein halbes Jahr lang Chef sein

GOCHSHEIM

Schon zur Schulzeit ein halbes Jahr lang Chef sein

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    Im Einsatz: Carina Raith, Carlo Steinruck (Mitte) und Michael Brändler sind mit großer Leidenschaft in ihrer Firma „Die Helfer“ aktiv.
    Im Einsatz: Carina Raith, Carlo Steinruck (Mitte) und Michael Brändler sind mit großer Leidenschaft in ihrer Firma „Die Helfer“ aktiv. Foto: Foto: Pat Christ

    Belegte Brötchen und Limo verkaufen, das war einmal. Heute ist die Schülerfirma der Mittelschule Gochsheim (Lkr. Schweinfurt) ein imponierendes Unternehmen mit acht eigenständigen Dienstleistungsabteilungen. „Die Helfer“ heißt der Betrieb, dem unterfrankenweit Vorbildcharakter zukommt.

    „Kaum eine Schülerfirma hat diese Qualität“, sagt Kurt Krause. Der Pädagoge, der heute als Schulrat im Kitzinger Schulamt tätig ist, gründete vor 20 Jahren die erste Schülerfirma der Mittelschule Gochsheim. Krause gehört zu den bayernweiten Pionieren in Sachen Schülerfirma. Weil es vor zwei Jahrzehnten noch etwas Besonderes war, mit Schülern unternehmerisch tätig zu werden, veröffentliche er 2001 ein Buch mit vielen Praxistipps. Nach Veröffentlichung zog er durch Bayern, um für die Idee „Schülerfirma“ zu begeistern. Sein Hauptargument: Schülerfirmen sind Talentschmieden.

    Ein Besuch in Gochsheim bestätigt das. 34 Schüler der zehnten Jahrgangsstufe wirken am Betrieb „Die Helfer“ mit. Eine von ihnen ist Carina Raith. „Ich bin für die Buchführung zuständig“, erzählt die Jugendliche. Ihr Ziel: „Am Ende eines jeden Tages muss die Kasse stimmen.“

    Das Thema „Schülerfirma“ ist laut Krause im Lehrplan der Hauptschule verankert: „Allerdings nur als Option.“ Hauptschullehrer können das Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik (AWT) nutzen, um eine Schülerfirma zu gründen. Zwang ist es nicht. Darum gibt es derzeit auch nur an etwa jeder zweiten der 107 unterfränkischen Mittelschulen eine Firma, die von Jugendlichen gegründet wurde und unter Aufsicht ihres Lehrers in Eigenregie organisiert wird.

    Carlo Steinruck möchte die Erfahrungen, die er im vergangenen halben Jahr bei „Die Helfer“ gesammelt hat, nicht missen. Er fungiert als einer von zwei Geschäftsführern. Der Job war manchmal nicht leicht: „Manche wollten sich nicht so intensiv in ihrer Freizeit engagieren“, erzählt der Jugendliche, der im Herbst auf die Fachoberschule wechseln und später Maschinenbau studieren will.

    Mitarbeiter, die nur das Nötigste tun, bedeuten eben für jeden Chef eine Herausforderung.

    Dickes Plus am Schuljahresende

    Nicht nur für die Jugendlichen ist es anspruchsvoll, neben Unterricht, Hausaufgaben und Prüfungen eine Firma zu betreiben. Auch die Lehrkräfte sind gefordert. Emmi Sengfelder, Klassenlehrerin von Carina und Carlo, engagierte sich denn auch weit über ihre AWT-Stunden hinaus für „Die Helfer“. „Wir bräuchten eigene Lehrerstunden für Schülerfirmen“, fordert Krause. Er wünsche sich, dass die Option im Lehrplan zur Pflicht wird.

    Neben Carina und Marco war auch Michael Brändler mit großer Leidenschaft bei der Sache, als es galt, „Die Helfer“ mit Leben zu füllen. Er engagierte sich in der Abteilung „Auto, Haus & Co. KG“. Die hier tätigen Mitarbeiter boten Autowäschen an. Für Michael der passende Job, seine Liebe gehört Automobilen. Im September beginnt er nun eine Lehre als Mechatroniker für Nutzfahrzeuge. Seine Erfahrungen in der Schülerfirma, ist er sicher, werden ihm dabei zugute kommen.

    Die Gochsheimer Schülerfirma gehört nicht nur zu den großen ihrer Art in Unterfranken, sie darf sich auch zu den besonders erfolgreichen zählen. „Als wir an den Start gingen, erhielten wir 320 Euro vom Direktorat“, erzählt Carina. Am Ende des Schuljahres beträgt der Kassenstand ziemlich genau 1000 Euro. Das Startkapital kann also zurückgezahlt werden – der Rest dient als Partykasse. Denn das Feiern haben sich die Jugendlichen mit Fleiß und Durchhaltevermögen redlich verdient.

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