Vielleicht waren die Damen im „Bürgerservice“ und im „Touristenbüro 360 Grad“ an diesem Julitag mit den falschen Füßen aufgestanden. Denn das, was das Team des Jugendtreffs „kom,ma“ schildert, gehört eindeutig in die Rubrik, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
Ganz im Sinne der Erkundung der Heimat wollten die Mitarbeiter der Hausaufgabenbetreuung für neun (!) Schüler eine Stadtrallye organisieren. Bei der Schnitzeljagd mit forschendem Charakter liegt es nahe, die Kinder zum Rathaus zu schicken, weil dies das wichtigste und prächtigste historische Gebäude ist, von denen die Stadt nicht mehr viele aufzuweisen hat. Die Liste ist kurz: Rathaus, Johanniskirche, Ebracher Hof, Altes Gymnasium und Zeughaus.
Bei drei Gruppen mit je einem Betreuer und drei Schülern sind Voranmeldungen in einem mit vier bis fünf Mitarbeiterinnen besetzten Bürgerservice zwar gewisslich nicht nötig, schaden aber nichts, zumindest im Regelfall. An diesem Tag war es jedoch anders. „Entsetzt“ wurde Helga Mayer und Team mitgeteilt, dass die Angestellten der Bürger dieser Stadt mit diesem Service überfordert seien. Man schickte das Team weiter – zu den Kolleginnen der Touristinformation.
Diese müssen zwar nicht wissen, dass Schweinfurt 44 Stadträte hat (um diese Frage ging es), doch wahrscheinlich meinte der Bürgerservice, dass man dort mit Massenaufläufen auch kleinster Ordnungen besser zurechtkommt. Das Team ließ sich abwimmeln, ging und stellte unter Kopfschütteln fest, dass außer ihnen zu diesem Zeitpunkt kein anderer Bürger den Service beanspruchte.
Überschwänglich soll die Freundlichkeit in der Touristinformation dann auch nicht gewesen sein, wo man einen Schwenk des Teams um 180 Grad am liebsten gesehen hätte. Nach dem Erfahrungsbericht aus dem Rathausservice war die Info jedoch bereit, die Jugendlichen zu empfangen. Ansonsten wurde auf die Homepage der Stadt verwiesen – also auf eine virtuelle Schnitzeljagd vor dem Computer – oder auf den Kinderstadtführer für fünf Euro.
Tage später, 11.15 Uhr am Vormittag, zeigt sich im Bürgerservice: Alle Auskunftsplätze sind besetzt, Bürger fragen, bekommen Antworten, alles geht schnell, der Service stimmt. Wenige Minuten später ist es ruhig geworden. Nur ab und zu werden die Gelben Säcke für den Rohstoff Plastik abgeholt. Geholfen wird dem Mann, der für seine gehbehinderte Nachbarin das neue Veranstaltungsheft des Seniorenbüros abholen will. Dieses ist jedoch nicht blau, sondern grün, weshalb die freundliche Angestellte den (blauen) Seniorenwegweiser zusätzlich mitgibt. Dem Service fällt auch auf, dass auf dem Balkon zum Innenhof vor dem Standesamt drei Leute rauchen, weshalb der Hausmeister informiert wird. Eine Kopie bekommt dagegen ein Bürger nicht, denn die soll er sich auf Zimmer 117 machen lassen, denn dieses Amt sei zuständig und habe einen eigenen Kopierer.
11.30 Uhr. Bei freier Auswahl wird eine der Servicekräfte gefragt, ob Stadtrallyes im Rathaus fehl am Platze sind. Antwort gibt die herbeigerufene Teamleiterin Margot Büttner. Heute habe man schon Schülern geholfen, heißt es. Der Vorwurf des kom,ma-Teams erntet Unverständnis. Dies könne so nicht geschehen sein, meint Büttner. Die Mitarbeiterin hat mittlerweile einen Stadtführer und weiteres Informationsmaterial in der Hand. Sie und Margot Büttner sagen, dass die Kinder nicht auf den Kopf gefallen seien, sich Antworten auf all ihre Fragen erhofften, was nicht Sinn und Zweck einer Stadtrallye sei. Selbst sollten sich die Schüler die Antworten erarbeiten. Dabei helfe der Bürgerservice gerne, – wenn es der Betrieb zulasse. In wenigen Fällen müssten die Schüler warten, weil Bürger mit Anliegen an die Stadtverwaltung Vorrang haben, sagt Büttner. „Ganz und gar nicht“ komme ein Verweisen zur Tourist-Info in Frage. Letzteres sagt die Teamleiterin aus voller Überzeugung.
In der Tourist-Info sind an diesem Tag zwei freundliche junge Frauen hinter der Theke. Sie berichten, dass „ab und zu“ ein „paar Schüler“ mit Laufzetteln vorbeikämen, dass man gerne helfe. Die zwei Mitarbeiterinnen der benachbarten Stadt-Apotheke „freuen“ sich über einige junge jugendliche Besucher, die zumeist wissen wollen, wie lange die Apotheke schon besteht (1412 erstmals urkundlich erwähnt). Auch im Pfarrhaus von St. Johannis sind Stadtrallye-Teilnehmer eher selten zu sehen, was für die Kunsthalle ebenfalls gilt, in der zuletzt nach den Eintrittspreisen gefragt wurde. Die Dame am Info-Stand der Stadtgalerie war noch nie mit Fragen zu einer Stadtrallye befasst. Das Team der Geschäftsstelle von Tagblatt/Volkszeitung in der Schultesstraße wird häufiger aufgesucht, freut sich über Voranmeldungen. „Das machen wir gerne“, sagt Gisela Wirtz.