Möglich wird dies durch ein Angebot der Jugendbildungstätte Volkersberg, die in diesem Jahr zum ersten Mal ein Zirkusprojekt für Gruppen anbietet. „Wir wollten mit den Kindern mal etwas Neues machen“, deshalb entschied sich die Klassenlehrerin der 5. Klasse der Hauptschule, Vera Dulemba, für den fünftägigen Aufenthalt. „Die Kinder können hier neue Seiten an sich entdecken“, ergänzt ihre Kollegin Jutta Oehrl, die mit ihrer 6. Klasse dabei ist. Wichtig ist bei den Übungen im Zirkuszelt das gegenseitige Helfen.
Da die Franziskusschule Schweinfurt in einem Kooperationsvertrag die neunte Klasse an der Hauptschule Schonungen unterrichtet, kennen sich alle Kinder schon. Überhaupt kein Problem ist die gegenseitige Rücksichtnahme auf die elf körper- und/oder geistig behinderten Kinder, die mit ihrem Lehrer Marcus Trittenbach mitgefahren sind.
Premiere für das Projekt
In Gruppen schnuppern die Kinder bereits am ersten Tag in zwölf verschiedene Zirkustechniken. Projektleiterin Simone Ott gibt wie Böhler immer wieder Sicherheitshinweise für die Kinder. Insgesamt stellt die Jugendbildungsstätte vier Betreuer für das Projekt ab, das seit Herbst 2007 geplant und jetzt zum ersten Mal durchgeführt wird.
Die Kinder üben, auf dem Hochseil zu balancieren, auf Glasscherben zu laufen, auf dem Nagelbrett zu stehen, Feuer zu spucken oder mit dem Rolla-Rolla umzugehen.
Unter der Anleitung von Lui Böhler – hauptberuflicher Clown und Fakir – lernen die Kinder auch, sich zu einer Pyramide zusammenzustellen. Dabei ist gegenseitiges Vertrauen ganz wichtig, betont Böhler.
Das Gesamtthema der Zirkusvorstellung am Ende dieser Woche wird von den Kindern erarbeitet. Für dieses Ereignis wählen sie nicht nur das Thema sondern auch Musik, Kostüme, Masken sowie die Art und Weise der vorgeführten Nummern aus. Auch Licht- und Tontechnik obliegt den Jugendlichen und auch um die Bewirtung und den Einlass der Gäste müssen sie sich kümmern. Sogar den Vorhangwächter stellen sie.
Betreuerin Tina Lorz stellt einen „unglaublichen Zusammenhalt der Kinder“ fest. Zudem werde deren Selbstvertrauen enorm gestärkt. Gerade die Kinder, die sich in schulischen Fächern nicht so gut profilieren könnten, zeigen manchmal großes artistisches Können. Jutta Oehrl stellt fest, dass einige Schüler „beim Stehen auf dem Nagelbrett ein Stück gewachsen sind“. Auch wenn sich einer mal eine Übung nicht zutraut oder nicht sofort mitmachen will, wird er nicht von den anderen Kindern ausgelacht sondern ermuntert.
Spontaner Applaus
„Guck mal, was der gerade macht“, ist immer wieder aus der Gruppe zu hören, berichtet Jutta Oehrl bei einer besonderen Leistung. Spontan gibt es öfters Applaus der Mitschüler als Ansporn und Anerkennung.
Jedes Kind entdeckt seine Fähigkeiten. Max findet es toll auf dem Nagelbrett zu stehen, Melissa und ihre Freundin Nadja zeigen keine Angst, über das Drahtseil zu balancieren. Hannes freut sich, dass die Eltern die Vorstellung besuchen werden.
„Auch die behinderten Kinder haben alles mitgemacht“, versichert Förderlehrerin Gundi Guba-Kaiser. Für manche habe es aber besonders viel Mut erfordert. Aber Mut brauchen auch die nicht behinderten Kinder, denn Feuer schlucken klingt gefährlich und über das Hochseil gehen, kann einem das Kribbeln in den Bauch treiben.
Für die behinderten Kinder ist es wichtig, im Tempo den ganzen Tag mit den Hauptschülern mitzuhalten, sich einzugliedern und ihre Ängste bei den Übungen zu überwinden, sagt ihr Lehrer Marcus Trittenbach.
Der heutige Freitag ist der große Tag: „Das wird eine die tolle Vorstellung“, freut sich Simone Ott mit den Kindern. Um 17 Uhr geht der Vorhang auf im rund 250 Personen fassenden Zirkuszelt auf. Eltern, Geschwister, Freunde und Besucher aus der Nachbarschaft des Volkersberg haben sich angesagt. Dann heißt es für die Schonunger Kinder: Manege frei!