1922 gründeten naturverbundene Schwebheimer eine Ortsgruppe der Naturfreunde. Als sie 1997 ihr 75-jähriges Jubiläum begingen, wollten sie mit der Schaffung eines kleinen Biotops an das Gründungsjahr erinnern. Unter Führung des Altbürgermeisters Fritz Rossdeutscher machten sie sich daran, ein weiteres Stück Natur in der Schwebheimer Flur zu schaffen, das Flurwäldchen in der Flurabteilung Wustgefüll.
Heinz Jakob, Urgestein der Naturfreunde und inzwischen 91 Jahre alt, erinnert sich noch, wie es damals ablief. Zunächst benötigte man die Zustimmung der Gemeinde, da es sich um eine gemeindeeigene Fläche handelte. Hans Fischer, der damalige Bürgermeister und inzwischen Vorsitzender der Ortsgruppe, unterstützte das Vorhaben tatkräftig. Auf dem unteren Teil pflanzte man ein Gemisch aus Bäumen und Sträuchern.
Als der Radweg von Schwebheim nach Grettstadt gebaut wurde, benötigte man zur Verfestigung des Untergrundes steiniges Material und so grub man auf der Fläche rund zwei Meter in die Tiefe. Dabei entnahm man Grenzdolomit, der fast bis zur Erdoberfläche reichte. Gleichzeitig entstand eine Wanne, an der man die Bodenschichtung zeigen wollte.
Monate nach der Baggeraktion entdeckten Vereinsmitglieder zufällig eine halb zerstörte Tonurne, die anscheinend bei den Baggerarbeiten erwischt worden war. Möglicherweise gehörte diese Urne zu einem Hünengrab, denn sie war rund einen halben Meter tief im Boden eingegraben gewesen. Solche Hünengräber gibt es auch heute noch im Gochsheimer Holz (Esbachholz) und auf der Schwebheimer Seite des Spiesheimer Holzes.
Zur Erinnerung an die Deutsche Wiedervereinigung pflanzten die Schwebheimer Naturfreunde 2013 im Mittelteil der Gemeindefläche drei Bäume: eine Kiefer für die neuen Bundesländer, da diese Baumart dort überwiegt, eine Buche für die alte Bundesrepublik und eine Eiche als Symbol für das wiedervereinte Deutschland. Eine Tafel informiert Spaziergänger über den Sinn der Pflanzung. Eine Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein, besonders wenn auf der danebengelegenen Wiese die seltene Küchenschelle blüht.
Zur Abrundung legten zwei Vereinsmitglieder eine private Streuobstwiese an, die maximal einmal im Jahr gemäht wird und deren Baumschnittgut als Benjeshecke auf der Fläche bleibt.
Neben der Erinnerungstafel von 1997 luden Landwirte von den Ackerflächen gesammelte Lesesteine auf einen Haufen, der für Reptilien ein Zuhause bietet.
Durch Blühstreifen und Biotope wie das Flurwäldchen sollen die Schwebheimer Naturinseln miteinander vernetzt werden, um Fauna und Flora Austauschmöglichkeiten zu bieten.
Die Schwebheimer Naturfreunde initiieren immer wieder solche Aktionen, um der Natur Lebensraum zu sichern und die Menschen für die Natur zu gewinnen.
So bauen sie seit Jahrzehnten Vogelhäuschen, die sie in der Flur aufhängen, aber auch an naturverbundene Gartenbesitzer abgeben. Allein Heinz Jakob bringt es so auf über 100 Kästen pro Jahr, insgesamt waren es zweitausend Stück. Die Naturfreunde betreuen 620 Nistkästen in der Flur, reinigen und warten sie. Zum Vereinsgeburtstag sind ein Jubiläumssonnwendfeuer und die Pflanzung von einhundert klimaangepassten Bäumen geplant.
Hans Fischer, seit seinem zehnten Lebensjahr im Verein und seit Jahren dessen Vorsitzender, fügt noch ein Lob auf die Gründerväter an: "Wenn man bedenkt, dass die früher 60-65 Stunden in der Woche gearbeitet, nebenbei ihre Häuser gebaut und sich dennoch die Zeit genommen haben, jede Woche Jugendstunden abzuhalten, merkt man, wie wichtig ihnen damals schon die Natur und Jugendarbeit waren. Davon profitieren Natur und Mensch noch heute."






