Ein Patenkind in einem fernen Land zu haben, ist ein Sache, es einmal kennenzulernen und zu besuchen, "ist schon ein besonderes Erlebnis", findet Angelika Trost-Spitzl. 20 Paten, die den "Verein zur Hilfe für Kinder der Dritten Welt" aus Schweinfurt unterstützen, besuchten Indien im vergangenen Jahr und kamen mit vielen Eindrücken zurück.
Die Reisen wurden privat finanziert und von einem Reisebüro organisiert. Der Verein stellte die Reiseroute zusammen und sorgte für das Abschlussfest, bei dem die Paten ihre "Kinder" trafen. Was die Teilnehmer sofort an Indien faszinierte: "Dass das Chaos funktioniert", sagte Trost-Spitzl. Dort sei alles auf der Straße, ergänzte Birgit Assmann: Kühe, Autos, Motorräder, Karren mit Eseln. Dennoch gehe man rücksichtsvoll miteinander um.
Teilnehmer waren beeindruckt und bestürzt zugleich
Nicht nur Sabine Mai sei beeindruckt gewesen, wie friedlich die Menschen miteinander umgingen, kein böses Wort, kein Geschrei, keine Aggression hätten sie erlebt. Jörg Assmann sei jedoch über den Smog bestürzt gewesen, der selbst in ländlichen Gebieten in der Luft liege. Man könne gar nicht richtig durchatmen und habe kaum die Sonne gesehen.
Auch die Armut dort könne man sich gar nicht vorstellen, meinten die Teilnehmer. So würden zwar Hütten entlang des Kanals gebaut, das sei aber kein "Haus am See", denn im Wasser schwimme alles Mögliche. "In der Monsunzeit versinkt alles im Schlamm", befürchtete Holger Spitzl, doch der Schlamm nehme dann auch den ganzen Unrat mit.
Trotzdem sei selbst die ärmlichste Hütte sei sauber. Die Kinder würden sich an den Wasserleitungen des Vereins waschen, bevor sie in die Schule gingen. Jedoch gebe es auch Menschen, die auf der Straße lebten, auf Verkehrsinseln schliefen und keinen Zugang zu sauberem Wasser hätten.
Reise durch den Bundesstaat Rajasthan und nach Kalkutta
Nach einer Kulturreise durch den Bundesstaat Rajasthan ging es zu den Brennpunkten und Projekten, die der Verein unterstützt. Mit Andy Wimmer, der ein Wohnheim für behinderte Jugendliche leitet, besuchten die Paten das Sterbehaus von Mutter Teresa in Kalkutta. 40 Männer und Frauen könnten betreut werden. 80 Prozent der Patienten könnten das Haus wieder auf eigenen Beinen verlassen, erfuhr Stefan Mai. Sie würden hier ernährt und versorgt.
Fast 500 Familien leben im und um Müllhalden von Kalkutta. Der Müll der großen Stadt gebe ihnen eine Überlebenschance, denn sie sammeln alles, was wiederverwertet werden kann. Die nächste Station führte die Teilnehmer zu den dort lebenden Kindern. Für sie baute der Verein auch Wasserentnahmestellen. Der Kindergarten des Vereins befindet sich in einer kleinen Hütte, nur vier mal vier Meter groß, in der sich 15 Kinder mit ihrer Betreuerin aufhalten.
Abschluss der Reise war das Treffen mit den Patenkindern. Die Teilnehmer hätten leuchtende Kinderaugen, Herzlichkeit und Dankbarkeit mit nach Hause genommen, sagte Mai.
Informationen über den Verein" Kinder der Dritten Welt" im Internet unter www.kinder-dritte-welt.de


