Wenn Regisseur Toni Bartl ruft, dann strömen die Massen: Bis auf die letzte Sitzmöglichkeit besetzt war das Fresenius Medical Care Forum beim vorletzten Abend des diesjährigen Schweinfurter Nachsommers. "Toni Bartls Alpin Drums" sind weithin bekannt und beliebt, dementsprechend kamen die Besucher von nah und fern, manche sogar zum Anlass passend in Dirndl oder Lederhose.
Auf Holzbänkchen stampfend marschieren sie ein: Hans Mühlegg, Jörg Regenbogen, Bodo Matzkeit und Raimund Bierling sind die Musiker, die Bartls aktuelle Show "Der Berg groovt" in Szene setzen. "Juhu!" schallt es aus dem gut gelaunten Publikum gleich nach dem Intro, mit Schemel und Milcheimer setzt sich die rasante Fahrt durchs Leben auf der Alm in Gang. Blecherne Bettpfannen machen Sounds, die irgendwie an Trinidad und Limbo-Tanz denken lassen – sie eignen sich aber auch als kleidsame Kopfbedeckung oder Gitarrenersatz.
Kannen, Kuhglocken, Blumentöpfe lassen Leben und Funktion weit hinter sich
Alles verwandelt sich in den Händen der vier fabelhaften Percussionisten in Rhythmus und fügt sich zu einer gnadenlos unterhaltsamen Show: Kannen, Kuhglocken, Blumentöpfe lassen Leben und Funktion weit hinter sich, erfinden sich neu und werden unter den Händen des Quartetts zu karibisch anmutenden Bands.

Eine Tanzeinlage à la Michael Jackson, dann ein aufgeregt gackernder Hühnerhaufen: Je zwei Blasebälge unter die Achseln geklemmt, ein bisschen bautechnisch verändert – schon pustet es von der Bühne wie eine Blockflötenklasse. Zum Brüllen komisch das virtuose Orchester aus ganz vielen Quietsch-Tierchen, die merkwürdigste Töne von sich geben; gebannt lauscht man, blickt gespannt auf das, was als nächstes aus den großen Requisitenkisten auftaucht.
"Louis", der feine französisch kauderwelschende Conférencier, pumpt sich fast in den Herzinfarkt, um die Musikeinlage aus den Anden am Leben zu erhalten, clownesk die pfeifenden Fußbälle, die Stimmung im Saal ist am Kochen! Schnell lernt das Publikum seine Klatschparts, geht mit, ruft wie aus einem Mund "Tequila!" – auch ohne Stichwort.
Panflötenkonstruktion aus Plastikrohren
Eine überdimensionale Panflötenkonstruktion aus Plastikrohren, angeblasen mit leeren Wasserflaschen, walzt gemütlich "Oh Donau so blau", die Sensen zischen, dann der Lohn für des Alm-Tages Mühen: Bei einer französischen Weinprobe lässt man sich Chablis–Chablot–Brigitte Bordeaux schmecken, gefolgt von einer krachenden Bierkastennummer, bei der die Post abgeht.
Ausgefeilt ist diese Show, bestens aufeinander eingespielt die Akteure, jede Bewegung sitzt, alle Sounds greifen perfekt ineinander. Auch im zweiten Teil, der bereits bekannte Nummern bietet, funktioniert das Konzept von ungebremster Fantasie, Können und viel Spaß: Werkzeugkasten-Bolero, zauberhaftes Klingelglöckchenspiel, ratschende Meterstäbe in der Werkstatt, klappernde Kochlöffel von Sterneköchen in der Küche, Besteck wirbelt, knallende Küchenbrettchen werden zu Pingpong-Schlägern, Töpfe, Schüsseln, Pfannen lärmen, der Pürierstab geigt, verbaler Klamauk vom Chef de Cuisine, eine Samba im Baströckchen.
Dann wird es Nacht, Sterne funkeln romantisch im Saal, schnell die Schlafmützchen aufgesetzt und ab geht's zum Zähneputzen: Tatsächlich sind es die Zahnbürsten, die "Guten Abend, gut Nacht" flöten und das jubelnde Publikum ins Bett schicken.