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Schweinfurt: Schweinfurter Puppenspieltage: Momo gibt uns die Zeit zurück

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Schweinfurter Puppenspieltage: Momo gibt uns die Zeit zurück

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    Im Rahmen der Schweinfurter Puppenspieltage im Studio auf der Bühne zu sehen: Momo nach dem Buch von Michael Ende, gespielt von Benjamin Seeberger und Stefan Kügel.
    Im Rahmen der Schweinfurter Puppenspieltage im Studio auf der Bühne zu sehen: Momo nach dem Buch von Michael Ende, gespielt von Benjamin Seeberger und Stefan Kügel. Foto: Katja Beringer

    Es war 1973, die Uhren tickten noch langsamer, zumindest anders als heute, als Michael Ende eines seiner bekanntesten Bücher veröffentlichte: Momo. Zeitkritisch, verträumt, philosophisch. In unzählige Sprachen wurde sein Werk übersetzt, vertont und verfilmt. 1986 kam Momo in die Kinos – und vielen dürfte die Schauspielerin mit dem Lockenkopf und den eindringlich dreinschauenden braunen Augen noch in Erinnerung sein. Locken und kugelrunde Augen hat die Hauptdarstellerin der Inszenierung des Theaters Kuckucksheim Heppstädt für die 28. Schweinfurter Puppenspieltageauch, doch sie erwacht erst mit ein wenig Phantasie zum Leben.

    Und durch die Kunst der beiden anderen Hauptakteure: Benjamin Seeberger und Stefan Kügel. Puppenspieler, die sich nicht im Verborgenen halten. Sie sind glänzende Schauspieler, gute Sänger, sie lassen Puppen sprechen, nicht nur Momo. Wechseln sichtbar Kostüme, Rollen. Sind ganz klar als diejenigen erkennbar, die den Puppen Leben einhauchen und spielen parallel dazu ihre eigenen Rollen. Dann wieder verschwinden sie hinter den Kulissen.

    Der Fokus schwenkt auf die zweite Reihe der Darsteller: Momo und ihre fünf Freunde in Miniaturform, Puppen eben, und ziemlich kleine noch dazu. Ihre Bühne besteht aus zwei beweglichen Teilen, die von den beiden Spielern immer wieder verrückt und neu zusammengesetzt wird. Mal ist sie ein Amphitheater, mal eine Polizeistation, mal eine Welt weitab der unseren. Was am Anfang ungewohnt wirken mag, entwickelt sich für denjenigen, der sich darauf einlässt, zu einer lebendigen, großen Geschichte. So, wie Ende sie eben erzählen wollte.

    Die Grauen Männer ernähren sich von dem, was die Menschen im Herzen tragen

    Es geht um Menschen, um Freundschaft, es geht um die Zeit, die keiner hat oder nicht zu haben glaubt. Weil wir zulassen, dass man sie uns stiehlt. Bei Momo tun das die Zeiträuber. Graue Gestalten, die sich von dem ernähren, was sie den Menschen abringen: Zeitblumen, die jeder von uns in dieser Geschichte in seinem Herzen trägt. Als Zigarren verpaffen sie in den Mündern der grauen Männer. Jeder hetzt, keiner hat mehr Zeit – auch Momos Freunde, von denen sie früher einmal so viele hatte. 

    Es ist der Punkt, an dem der Hüter der Zeit, Meister Hora, eingreift und Momo zu sich holt, um sie vor den grauen Männern zu schützen, die sie verfolgen. Denn Momo hat einem von ihnen das große Geheimnis des Zeitraubs entlockt, einfach nur, weil sie dasaß und zuhörte. So, wie sie es bei vielen anderen auch schon getan hat. Das kleine Mädchen, das in einem alten Amphitheater am Rande der Stadt lebt, besitzt nichts, nicht einmal die Vorstellung von Zeit. Wie alt sie ist, will einer ihrer Freunde einmal wissen. 100, vielleicht 200 Jahre, sie weiß es nicht.

    Ende gut, alles gut – im wahrsten Sinne des Wortes

    Am Ende wird eben dieses Mädchen die Zeitdiebe mithilfe von Meister Hora besiegen. Der Hüter der Zeit hält eben diese an, die grauen Männer paffen ihre letzten Zigarren, um dann für immer zu verschwinden. Und Momo, sie befreit die Zeit, die die Grauen den Menschen abgeluchst, gestohlen haben. Ende gut, alles gut, im wahrsten Sinne des Wortes. Momo hat ihre Freunde wieder, und die haben endlich wieder Zeit zum Reden und Zuhören.

    Für die beiden Puppenspieler gibt es viel Applaus, das Publikum, darunter überwiegend Kinder, ist begeistert. Ob es die Botschaft mit nach Hause nimmt? Mal sehen. Für die meisten geht es schnell zurück, Jacke holen, ab in den Bus, zurück zur Schule – oder in die Redaktion.

    Inszenierung & Musik: Dietmar Staskowiak, Regieassistenz: Nando Seeberger, Ausstattung & Puppen: Frauke Lehmann-Hößle, Lisa Palesche und Benjamin Seeberger. Die Schweinfurter Puppenspieltage laufen noch bis einschließlich Samstag.Dann machen die Berliner Stadtmusikanten den Abschluss. Beginn: 19.30 Uhr im Studio auf der Bühne.

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