Schweinfurt hat seit Mittwoch jetzt auch ganz offiziell eine erste Fahrradstraße. Vorrang unter allen Verkehrsteilnehmer haben die Fahrradfahrer in der Gustav-Heusinger-Straße und damit parallel zu den Bahngleisen auf den 500 Metern vom Hauptbahnhofsplatz bis zur Franz-Josef-Strauß-Brücke.
Eine Rennstrecke ist die Heusinger-Straße, auf der der Auto-, Lkw- und Busverkehr erlaubt bleibt, nicht. Begrenzt ist die Geschwindigkeit für alle auf 30 Stundenkilometer. Für Übersicht auch und gerade im Bereich der Parkbuchten für den Kfz-Verkehr sorgt die neue Markierung, die noch hinter der gestrichelten Linie als Begrenzung der Fahrradstraße mit durchgezogenen Linien das Parken regelt. Grundsätzlich gilt, dass alle Verkehrsteilnehmer ihre Geschwindigkeit an die Radler anpassen müssen.

Radler dürfen auf der Heusinger-Straße nebeneinander unterwegs sein und nur unter Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern überholt werden.
Bei der offiziellen Übergabe am Mittwoch erklärten die städtischen Radwegeplaner Fritz Hebert und Moritz Kreisel, dass das Teilstück der Vorrangroute von Oberndorf und vom Bergl in die Innenstadt als ein Zeichen für die künftige Verkehrsplanung im Rathaus ausgesucht worden sei. Ganz bewusst habe man für den neuen Straßentyp eine Strecke mit viel Rad- und wenig Autoverkehr ausgewählt.
ADFC-Fahrradklima-Test für Schweinfurt
Die Errichtung von Fahrradstraßen ist auch eine Forderung des Allgemeinden Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Erst am Dienstag hatte dieser das Ergebnis des Fahrradklima-Tests 2020 vorgestellt. Wie die meisten bayerischen Städte landete Schweinfurt im Mittelfeld. Bundesweit wurden bei der nicht repräsentativen Online-Befragung die Sicherheit, der Ausbauzustand und das Parken auf den Radwegen sowie das Baustellenmanagement der Städte kritisiert.
Die Situation in Schweinfurt wurde von 321 Radfahrern beurteilt. Das Ergebnis: Nicht einmal jeder fünfte Radler fühlt sich sicher im Schweinfurter Straßenverkehr. Ähnlich schlecht ist die Radfahrinfrastruktur bewertet – vor allem wegen zu schmaler Radwege, aber auch wegen Rissen und Schlaglöchern auf den Wegen. Gefordert ist von der großen Mehrheit zudem eine Überarbeitung der Ampelschaltungen für ein zügiges Radfahren in der Stadt.

Genervt sind viele Radler von Falschparkern auf Radwegen und von ungenügenden Absicherungen an den Baustellen. Lob gab es für geöffnete Einbahnstraßen, wo der Radfahrer in Gegenrichtung unterwegs sein darf. Auch die Erreichbarkeit der Innenstadt wird von der Mehrheit mit "gut" bewertet.
Bedürfnisse der Radler werden ignoriert
Zu dem Fahrradklima-Test sagt Martin Dettmar, Vorsitzender des ADFC Schweinfurt: "Die Ergebnisse belegen, dass die Stadt den Bedürfnisse der Radfahrenden nicht ausreichend Rechnung trägt. Die Radler empfinden das Radeln als Stress. Die Infrastruktur ist mit den zu schmalen und verschwenkten Radwegen unzureichend. Bei Baustellen werden keine Umfahrungen eingerichtet."