(hh) Im Bund gibt es mit Gesine Lötzsch und Klaus Ernst eine Doppelspitze. Seit Dienstag stehen auch dem mit 109 Mitgliedern starken Schweinfurter Kreisverband gleichberechtigt eine Frau und ein Mann vor. Für Frank Firsching lenken ab sofort sein Stadtratskollege Sinan Öztürk und Kreisrätin Angelika Strobel (Werneck-Schleerieth) die Geschicke des Kreisverbandes. Der verdi-Sekretär (36) und die 60-Jährige fungieren aber nicht mehr als Kreisvorsitzende, sondern als Kreissprecher. Firsching hatte diesem Namenswechsel bei der Versammlung am Dienstagabend im TVO-Sportheim als einziger nichts abgewinnen können.
Firsching stellte in seinem Bericht noch einmal klar, dass sein Rückzug „nichts mit den Linken“ und schon gar nichts mit dem Kreisverband zu tun habe. Dem sei er gerade wegen der enormen Solidarität gerne vorgestanden. Er ziehe sich aber zurück, weil er als DGB-Regionschef für Schweinfurt und Würzburg zeitlich stark gefordert sei. Politisch werde er sich auf den Stadtrat als Vorsitzender der vierköpfigen Linke-Fraktion konzentrieren.
Während es auf Bundes- und Bayernebene „nicht immer optimal läuft“ und „große Verbesserungsmöglichkeiten“ gebe, nannte er die Politik vor Ort erfolgreich wie nötig, „weil sie greifbar ist“. An Erfolgsbeispielen nannte er den Sozialpass, die Diskussion um die Ein-Euro-Jobs und die dafür eingeführte Bürgerarbeit, „die unseren Vorstellungen schon näher kommt“.
Firsching bedauerte, dass bestimmte Medien vor allem das „Ehrenmitglied des Schweinfurter Kreisverbands“ MdB Klaus Ernst statt mit Inhalten mit den alten Kamellen vom Porschefahrer und Almhüttenbesitzer attackiere. Und das mit nur einem Ziel: „die Partei schlecht zu machen“. Gleichwohl böte man gerade auf höherer Ebene immer auch Steilvorlagen und dürfe sich deshalb nicht über negative Berichterstattung wundern.
Eine Alternative zur Linken gebe es aber nicht, der Partei, die „neue Möglichkeiten bietet, eine gerechte Gesellschaft durchzusetzen“, sagte Firsching. Er glaubt, dass man mit dem neuen Parteiprogramm auf dem richtigen Weg sei, weil in den „entscheidenden Handlungsfeldern mit einer Stimme gesprochen wird“. Auch der „Hype“ um die Grünen werde sich spätestens dann legen, wenn neben bezahlbarer Energie wieder die Themen Arbeitsmarkt und Soziales in den Mittelpunkt rückten.
Dass er der Vorsitzende eines Kreisverbandes habe sein dürfen, in dem „gearbeitet und nicht geschwätzt“ werde, mache ihn froh und zuversichtlich, bei den Wahlen 2013 (Europa, Bund, Land) und 2014 (Stadtrat und OB) gute Kandidaten ins Rennen schicken und auch wieder gut abschneiden zu können.
Die Wahlen seien zugleich Kernaufgabe für die neue Führung. Kassenführer Markus Pfülb sieht die Linken wegen einer gebildeten Rücklage von rund 11 000 Euro dafür gewappnet. Der 43-Jährige aus Poppenhausen wurde als Schatzmeister bestätigt, sein Stellvertreter ist Klaus Schröder, der auch einer der weiteren Kreisvorstandsmitglieder ist. Das sind außerdem Stadträtin Carmen Starost, Wolfgang Trüdinger, Ali Mursa Tas, Rainer Nickel (alle Schweinfurt), Kurt Müller, Jürgen Mayerl (beide Gochsheim), Uwe Gratzky (Gerolzhofen) und Admir Kajevic (Ebertshausen). Ein Frauensitz ist noch vakant.
Als Revisoren fungieren Udo Brehm, Frank Firsching und Wolfgang Gutgesell. Delegierte zum Landesparteitag sind Strobel, Starost, Henrike Schröder, Öztürk, Firsching, Landesvorstandsmitglied Wolfgang Ziller. Er leitete auch die Wahl.