Im Rahmen der „Woche des Sehens“ sprach im überfüllten Schweinfurter Medizinischen Versorgungszentrum Augenheilkunde Dr. Marc Schargus, ärztlicher MVZ-Leiter und Chefarzt der Augenklinik Gerolzhofen, über den Grauen Star (Katarakt) und den Grünen Star (Glaukom). Weltweit sind dies die häufigsten Ursachen für Erblindung. Bei den in Deutschland lebenden 145 000 blinden Menschen hat allerdings zu 50 Prozent die Altersbedingte Makuladegeneration zum Verlust ihres Augenlichtes geführt, Thema eines weiteren MVZ-Seminars im nächsten Jahr.
Wegen der großen Resonanz wird das Seminar am Dienstag, 3. November, 18.30 Uhr, im MVZ Augenheilkunde, Georg-Wichtermann-Platz, wiederholt. Der Vortrag besteht aus zwei komplexen Themenbereichen, über die wir wegen der Informationsfülle in zwei Folgen berichten. Heute geht es um den Grauen Star (Katarakt), die Eintrübung der ursprünglich klaren Augenlinse. Dazu erläutert Schargus zunächst anschaulich den Aufbau und die Funktion des gesunden Auges. Angeborene Katarakte (unter ein Prozent) können erblich bedingt sein oder durch Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft ihren Grund haben (zum Beispiel bei Röteln 40 bis 60 Prozent).
Doch fast alle Linsentrübungen werden erworben: 90 Prozent durch den sogenannten Altersstar jenseits des 60. Lebensjahrs, aber auch durch Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, Niereninsuffizienz-Dialyse, Neurodermitis nach Augenverletzungen. Schließlich können auch längere Cortisonbehandlungen, äußere Einflüsse wie Röntgen- oder Infrarotstrahlen oder Starkstrom und lang anhaltende Entzündungen im Augeninnern den Grauen Star nach sich ziehen
Therapie
Typische Beschwerden sind eine Sehverschlechterung wie durch einen Grauschleier, eine reduzierte Lese-Seh-Schärfe, Gegenlichtblendung und Farbabschwächung. Der Augenarzt erkennt den Grauen Star an der milchig-gräulichen Trübung in der Pupillenebene. Er kann exakt messen, wie stark die Linsentrübung die Sehschärfe herabsetzt, er prüft, ob die Trübung das wichtige optische Zentrum der Linse verschattet. Wenn das Sehvermögen für den Alltag nicht mehr ausreicht und auch eine Brillenkorrektur keine Verbesserung bringt, muss eine Operation als die einzig mögliche Therapieform besprochen werden.
Bei der Katarakt-Operation wird die trübe Linse entfernt und eine neue Kunststofflinse implantiert. Dieser Eingriff wird in Deutschland 600 000 Mal pro Jahr ausgeführt und ist eine der sichersten Operationen in der Augenchirurgie. Er wird meist ambulant durchgeführt, ein stationärer Aufenthalt ist für Patienten mit anderen Erkrankungen oder bei fehlender postoperativer Pflege zu Hause zu empfehlen, er dauert ein bis drei Tage.
600 000 Operationen im Jahr
Untersuchungen durch den Hausarzt (Blutdruck, EKG, Blutgerinnung) und spezielle Messungen am Auge gehen der Operation voraus. Nach einer örtlichen Betäubung wird durch einen winzigen Schnitt der Zugang zum Augeninnern geschaffen. Da heute üblicherweise faltbare Linsen implantiert werden, muss dieser Schnitt nur drei Millimeter klein sein. Die Linse wird von einer Kapsel (Kapselsack) umschlossen, sie besteht aus einem harten Kern und der ihn umschließenden weicheren Rinde. Mit mikrochirurgischen Instrumenten wird der vordere Anteil der Linsenkapsel entfernt, der harte Anteil mit Laser zerkleinert und abgesaugt. In den nun leeren Kapselsack wird die sogenannte Intraokularlinse (sieben bis neun Millimeter Durchmesser) eingesetzt.
Die millionenfach bewährten Monofokal-Linsen (ein Brennpunkt, ähnlich wie eine Brille mit nur einer Stärke) werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Nach der Operation benötigt der Patient zum Ausgleich der Fehlsichtigkeit eine optische Korrektur. Teurer wird es bei den Premiumlinsen: Die Multifokallinsen ermöglichen das Sehen in Ferne und Nähe, torische Multifokallinsen korrigieren neben einer Hornhautverkrümmung auch Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit. Blaufilterlinsen schützen die Netzhaut vor kurzwelligen Lichtanteilen und asphärische Linsen ermöglichen ein schärferes Kontrastsehen in der Dämmerung und in der Dunkelheit.