Am Ende ging es Schlag auf Schlag: Nachdem die aktuelle Tageszeitung, Münzen und Baupläne unterm symbolischen Grundstein eingemörtelt waren, gab es statt einem offiziellen „Spatenstich“ kräftige Hammerschläge. Bis August 2014 soll ein BeneVit-Pflegeheim mit Hausgemeinschaft stehen, in einem ehemaligen Gartengelände, zwischen Kindergarten und Schweinfurter Straße, in der Ortsmitte: Gochsheims Bürgermeister Wolfgang Widmaier blickte stolz auf fünf Jahre Vorgeschichte zurück.
Bereits 2009 gab es eine Besichtigung des „Haus Lindenhof“ in der Spessartgemeinde Schöllkrippen: betrieben durch das Unternehmen BeneVit aus dem schwäbischen Mössingen, das in Gochsheim als Bauherr, Investor und Betreiber zugleich auftritt. Extra-Lob erhielt Vizebürgermeisterin und Initiatorin Helga Fleischer: „Sie hat bei der Vorbereitung viel Arbeit abgenommen,“ so Widmaier.
Das Heim soll 2809 Quadratmeter Nutzfläche umfassen, einschließlich vier Wohngemeinschaften, als „Senioren-WGs“ für jeweils bis zu 14 Bewohner, 55 Pflegeplätze sowie etwa 45 Arbeitsplätze im Bereich Pflege und Hauswirtschaft. Dies alles im Kampf gegen soziale Vereinsamung im Alter, so der Rathauschef, der auf die bewusste Nähe zum Kindergarten verwies, mit größtmöglicher Integration und Rücksicht auf Lebensgewohnheiten: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ 550 000 Euro zahlt die Gemeinde über drei Jahre hinweg, bei Gesamtkosten von fünf Millionen Euro.
„Ich wünsche mir eine Ausstrahlungswirkung auf den ganzen Landkreis“, würdigte Landrat Florian Töpper das Projekt, das zur Ortskernrevitalisierung in Zeiten demographischen Wandels beitrage. Kaspar Pfister, Geschäftsführer von BeneVit, fand lobende Worte für die Beharrlichkeit der Akteure, einschließlich des Architekten Norbert Saur und des Bauunternehmens Peetz Bau. Pflegeheime seien – trotz des neuen Trends „ambulant vor stationär“ – keinesfalls out. Schon zu Baubeginn gebe es in Gochsheim zehn Anmeldungen.
20 Prozent der Über-80-Jährigen könnten einfach nicht mehr zu Hause wohnen, so Pfister. Mit dem BeneVit-Konzept erhielten diese „Hilfe zur Selbsthilfe“ in einer familienähnlichen Hausgemeinschaft, in der sie Aufgaben in der Hausarbeit übernehmen. Eigenverantwortlichkeit und Lebensqualität blieben so erhalten. „Selbstständig Kuchenbacken ist eine Vorbeugung gegen Stürze und Demenz“, so Pfisters Beispiel. Das BeneVit-Konzept wird derzeit deutschlandweit an 17 Standorten mit 83 Wohngemeinschaften angeboten. Für den musikalischen Rahmen der Grundsteinlegung sorgte der evangelische Posaunenchor.