Schon Ende Februar fließt dank des bislang milden Winters der erste Strom. Dann sind 8000 des 18 000 Quadratmeter großen Daches mit Solarmodulen bestückt. Schon im August, berichtete Projektleiter Heinrich Schmitt, ist die Anlage komplett, drei Monate früher als ursprünglich geplant. Dann können aus den 3600 Modulen 600 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr gewonnen werden. Das sind 90 Prozent des Stroms, der in der Halle darunter benötigt wird beziehungsweise die Menge, die 175 Vier-Personen-Haushalte jährlich verbrauchen.
Schmitt ist mit dem Hausherrn Otto Wieber sogar davon überzeugt, dass die Planung übertroffen und der volle Bedarf des Logistikbereiches abgedeckt wird. Drei Millionen Euro kostet allein die Anlage, die dafür sorgt, dass 270 Jahrestonnen Kohlendioxid weniger an die Umwelt abgegeben werden. Weitere 3,6 Millionen die Dachkonstruktion.
Der Umweltgedanke war letztlich ausschlaggebend, dass sich Wieber mit seiner Idee, die Erneuerung des Daches mit der Stromgewinnung zu kombinieren, durchgesetzt hat, erläuterte Geschäftsführer Wolfgang Gollbach. Er ist für die Themen Umwelt, Sicherheit und Gesundheit der deutschen SKF-Werke verantwortlich. Da seien Netzwerke innerhalb des Konzerns geschaltet worden, und auch der Schwung der 100-Jahr-Feier habe mit dafür gesorgt, dass es grünes Licht für das Projekt gegeben habe.
Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht wäre die Investition nicht genehmigt worden, erklärte Finanzchef Heinz Schonunger. Eine Rückgewinnungszeit für das Kapital von zwölf oder 13 Jahren sei für SKF eigentlich nicht akzeptabel. Dem Konzern gehe es jedoch nicht nur um Wirtschaftlichkeit, sondern auch um Nachhaltigkeit, stimmte er mit Gollbach überein.
SKF arbeite schon sehr lange und mit großem Erfolg in diesem Bereich, erklärte Gollbach, wobei es nicht immer einfach sei, diese Ziele mit denen des operativen Geschäfts in Einklang zu bringen. Angestrebt werde eine ausgeglichene Energiebilanz. Diese will SKF einerseits durch den sparsamen Verbrauch in der eigenen Produktion erreichen, wobei der Einsatz regenerativer Energien ein Weg ist. Andererseits will man Produkte und Dienstleistungen anbieten, die den Energieverbrauch bei den Kunden reduzieren.
Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser nannte die Investition der SKF wegweisend. Der Stadtrat habe großes Interesse an nachhaltigem Umweltschutz, hier werde ein Weg beschritten, „der für uns alle gangbar ist“. Die Vergütung für die Einspeisung – SKF gibt sie mit jährlich 260 000 Euro an – sei für die Stromkunden durchaus tragbar, erklärte die OB.
Der Besuch bei SKF geht auch auf einen Antrag von Stadtrat Thomas End (SPD) zurück. Er hatte moniert, dass bei den Haushaltsberatungen fast alle umweltbezogenen Anträge abgelehnt worden seien, und es interessant genannt zu sehen, was die Industrie in diesem Bereich tut.