Mit einer Liebeserklärung an die Stadt und das Unternehmen hat sich Manfred E. Neubert von Schweinfurt und SKF im Beisein seines Vorgängers Christer Gyberg und vieler Repräsentanten der Wirtschaft verabschiedet. Seinen Ruhestand wird der scheidende 64-jährige Vorsitzende der Geschäftsführung in Berlin verbringen. Eine positive Entwicklung sagt sein Nachfolger, Martin Johannsmann, dem Standort voraus.
Schlüsselübergabe in der Ratsdiele
Die Schlüsselübergabe der SKF-Chefs in der Rathausdiele hat Tradition, betonte Oberbürgermeister Sebastian Remelée, stehe sie doch auch für die Schicksalsgemeinschaft von Stadt und Unternehmen, die es so vergleichbar in Nordbayern nicht gebe. Neubert sei einer derjenigen, die als Fremde kamen und als Freund und Wahl- und Bekenntnis-Schweinfurter gehen. Er habe für SKF Grundlegendes und Bleibendes geleistet.
Darüber hinaus habe er sich sehr schnell als Fan des hiesigen Kulturlebens erwiesen und persönlich und mit „der Wucht seines Amtes“ den Nachsommer unterstützt.
Als Zeichen des Dankes überreichte Remelé eine Goldmünze mit Reichsadler, die bislang nur zweimal verliehen worden ist.
Neubert habe kommunikativ und aufgeschlossen das Unternehmen nach innen und außen weiterentwickelt, sagte Geschäftsführerkollege Wolfgang Gollbach. Dabei habe er die deutschen Interessen im Konzern erfolgreich vertreten. „Das hat viele Investitionen erst möglich gemacht.“
Diese sprach der Betriebsratsvorsitzende Norbert Völkl konkret an: das Testcenter für Großlager, die Erneuerung für den Bereich Zylinderrollenlager und die erst am Vorabend beschlossene ähnlich große Investition im Werk 3.
Power-Standort Schweinfurt
Neubert habe den Standort nachhaltig geprägt. Sein Start 2007 sei mit dem Aufbau von Personal verbunden gewesen, sagte Völkl. In der Finanzkrise 2008/09 habe man gemeinsam eine sozial verträglich Lösung gefunden und eine Flexibilisierungsvereinbarung getroffen, „die ihres Gleichen sucht“. Schweinfurt sei nicht eine verlängerte Werkbank, wie es manchen in Schweden sähen, sondern ein Power-Standort, betonte der Betriebsratsvorsitzende.
Michael Bischof, der Geschäftsführer der unterfränkischen Arbeitgeberverbände der Metallindustrie, würdigte Neuberts ehrenamtliches Engagement. Er sei an der Meinungsbildung und der Entscheidung der Verbände in Bayern maßgeblich beteiligt und sei ihr Gesicht in Unterfranken gewesen.
Neubert selbst hob zum Ende seines abwechslungsreichen Arbeitslebens „die außergewöhnliche globale Kultur der SKF“ hervor. Den Betriebsräten dankte er für viele Ideen, die mit zu Lösungen geführt hätten, die ohne viel Lärm nach außen getroffen werden konnten.
Schweinfurt habe er Anfang der 90er-Jahre durch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ als Krisenregion Nummer 1 kennengelernt und später die Selbsterneuerungskraft mit einem unvergleichlichen Turn-a-round erlebt. „Sie haben allen Grund optimistisch vorauszublicken.“
Starker Gestaltungswillen
Einen starken Gestaltungswillen hat Martin Johannsmann (53) in seinen ersten Tagen bei SKF in Schweinfurt wahrgenommen. Während früher oft über Investitionen im Ausland gesprochen wurde, gehe es heute um die Frage, „wer kriegt Wissen am besten auf die Straße“. Mit der neuen Investition ergäben sich dazu gute Möglichkeiten.