"Sie haben ihre Stimme verloren, sie haben die Kontrolle über ihr Leben verloren, sie haben ihr Zuhause verloren" sagte Harold Kohn über seine Großeltern Abraham Löb und Aamlie Kohn. "Sie flohen von Deutschland nach Amsterdam, aber Hitler marschierte in die Niederlande ein und sie wurden nach Sobibór deportiert und bei ihrer Ankunft ermordet".
Harolds Frau zieht eine Linie aus den 1940iger Jahren von Europa in die Vereinigten Staaten. "Hier ist die Situation zwar weniger extrem, trotzdem wird vielen Menschen in den USA heute das Recht verweigert, ohne Vorurteile und Einschränkungen zu leben. Wir sagen zwar, dass alle Menschen gleich sind, aber einige haben keine Stimme in der Gesellschaft. Ihnen wurden ihre Rechte, ein erfolgreiches Leben zu führen, verweigert". Wie schon einmal in Europa.
Aus diesem Grunde suchten die Kohns einen Weg, die soziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Sie wählten die Gerald R. Ford School for Public Policy der University of Michigan aus, die dank einer sehr großzügigen Spende des Kohn-Charitable Trust nun eine Professur für Gerechtigkeit und Sozialpolitik einrichten konnte. Durch dieses Geschenk wollte das Ehepaar an Harolds Großeltern erinnern, die den Holocaust nicht überlebten.
"Während ich meine Großeltern nie getroffen haben, kenne sich sie durch die Werte, die sie meinem Vater und meiner Tante beigebracht haben und die die Sorge um die ganze Menschheit beinhalten" , sagte der 74 jährige emeritierte Professor an der Universität von North Carolina. "Es ist für mich ein großes Privileg, ihr Leben durch dieses Geschenk zu ehren".
Hals Vater Karl konnte in die USA fliehen, heiratete Martha Sternberg, die er schon in den 30iger Jahren kennenlernte, aus den Augen verlor und in New York wieder traf. Karl Kohn betrieb wiederum ein Eisenwarengeschäft. Er starb 1983. Harold Kohn wurde am 1. April 1945 geboren. "Wir hatten Glück" sagt Hal heute. "Meine Eltern hatten meine Geschwister und mich zur Priorität Nummer eins erklärt". Zu seinem Glück gehörte auch, dass er Anfang 1960 die Universität von Michigan besuchen konnte. 1971 promovierte er an der Pennsylvania State of University in Chemie. Nach Postdoktorat an der Columbia University und einer Berufung an die University of Houston kam er 1999 an die University of North Carolina in Chapel Hill. Einer der bedeutendsten Errungenschaften von Kohn ist die Behandlung von Epilepsiepatienten, neurologischer Erkrankungen, Krebs und bakterieller Infektion. 2015 trat Harold Kohn in den Ruhestand.
