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SCHWEINFURT: Speisepilz oder giftiger Doppelgänger? Pilzexperte hilft

SCHWEINFURT

Speisepilz oder giftiger Doppelgänger? Pilzexperte hilft

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    Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein weißer Knollenblätterpilz. Bricht man den Stil aber auseinander, verströmt er eine Art Krankenhaus-Geruch und nimmt sattgelbe Farbe an. „Eindeutig ein Karbolegerling“, stellt Siegfried Willig fest. Der Sachverständige kann 1500 Großpilzarten bestimmen. Seit seiner Kindheit geht er jedes Jahr auf Pilzsuche. Allerdings weniger für die Küche, sondern aus naturkundlichem Interesse – obwohl er hin und wieder gern ein paar Pfifferlinge genießt.

    Diesmal geht es nicht in den Wald, sondern auf den Deutschhof-Friedhof. Hier wird nicht gedüngt. „Deshalb schießen Exemplare aus dem Boden, die auf anderen Wiesen kaum zu sehen sind“, sagt der 69-jährige Rentner. Prompt entdeckt er ein seltenes Prachtstück: Den Schwärzenden Saftling, der sich mit leuchtend rotem Hütchen von dem grünen Gras abhebt.

    „Die Zeit ist kostbar“, sagt Willig. Licht und Wärme im Juli und ein regenreicher August haben zwar einen wahren Pilz-Boom ausgelöst. „Sobald es trocken ist, verschwinden sie jedoch wieder.“ Er greift nach einem queradrigen Milchling und bricht ein Stück Hut ab. Heraus tropft ein heller Saft. Er schnuppert daran und probiert ein wenig. Für seinen Geschmack ist dieser Pilz zu scharf zum Essen.

    Über 30 Arten hat er an einem Tag entdeckt, hauptsächlich Täublinge, Milchlinge, Butter- und Hexenröhrlinge und Schlauchpilze oder Egerlinge. Die Vielfalt hat allerdings ihre Schattenseiten. Im Wald tummeln sich unter den beliebten Champignons, Röhrlingen und Steinpilzen so gefährliche Sorten wie Schleierlinge oder Knollenblätterpilze.

    Deshalb mahnt Willig alle Pilzliebhaber, nur die Sorten mitzunehmen, die sie kennen. Aber: „Viele Arten lassen sich leicht verwechseln“, warnt er. Beispiel Stockschwämmchen. „Der bekannte Speisepilz hat einen gefährlichen Doppelgänger: den Gifthäubling.“ Er lässt sich nur durch wenige Merkmale unterscheiden: Wächst er eher rasig statt büschelig, hat er einen faserigen statt schuppigen Stil oder verströmt einen Mehlgeruch, sollten Sammler lieber ihre Finger davon lassen.

    Experten bestimmen den Pilz anhand von Form, Geruch, Geschmack, Sporenbeschaffenheit und Staubfarbe. Dazu benötigen sie ein Mikroskop. „Entgegen der landläufigen Meinung wissen wir bei vielen Pilzen aber nicht hundertprozentig, ob sie giftig sind“, sagt Willig, und berichtet vom erfahrenen Mykologen Julius Schäfer, der an einem Pilzgericht starb. Seine Frau hatte das Gleiche gegessen und keinerlei Beschwerden.

    Obwohl Willig vor fünf Jahren die Prüfung zum Pilzsachverständigen bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie abgelegt hat und unerfahrenen Sammlern Beratung anbietet, haben sich seine Dienste in der Stadt nicht überall herumgesprochen. „Früher boten Apotheker oder Privatpersonen diesen Service an, jetzt kennen wir niemanden mehr“, so ein Lebensmittelkontrolleur der Stadt. „Wir haben hier zwar ein Buch liegen, sind aber über jeden qualifizierten Rat dankbar.“

    Eine offizielle Pilzberatung gibt es in Schweinfurt nicht. So sind kürzlich zwei Pilzsammler aus Werneck und Kitzingen mit schweren Vergiftungen zu Renate Schoor, Pilzberaterin aus Höchberg, gekommen. „Den beiden war offensichtlich der Weg zu weit gewesen, mir ihren Fund vorher zu zeigen“, meint sie.

    Termine für Pilzliebhaber

    Eine Pilz-Führung bietet Siegfried Willig am Mittwoch, 25. August. Treffpunkt: 9 Uhr auf dem Parkplatz des Baggersees Schweinfurter Kreuz. Anmeldung ist nicht erforderlich. Für Pilzsammler bietet Willig eine Beratung bei sich zu Hause, Birkenstraße 74, Tel. (0 97 21) 2 39 84, an. Am 24. September führt das UBiZ in Oberschleichach eine Pilz-Wanderung durch. Von 14 bis 17 Uhr wandern die Teilnehmer mit Alois Wagner durch den Steigerwald. Mitzubringen sind festes Schuhwerk, ein kleiner Korb und ein Schneidemesser. Gebühr: 9 Euro. Anmeldung: Tel. (0 95 29) 9 22 20.

    Ende August organisiert der Mykologe Lothar Krieglsteiner zum siebten Mal im Falkensteiner „Steigerwaldstüble“ eine Pilz-Ausstellung. In der Kunstscheune der Gaststätte sind bis zu 550 verschiedene Arten aus fränkischen, schwäbischen und sächsischen Wäldern zu sehen.

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