Die Telefone standen nicht still, ein Beweis für das große Informationsbedürfnis unserer Leser zum Thema Osteoporose (Abbau von Knochenmasse). Bei der Telefonsprechstunde dieser Zeitung beantworteten vier Fachärzte des Gesundheitsnetzes St. Josef ausführlich alle Fragen, betonten dabei den Wert einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung: Dr. Thomas Gräb (Osteologe in der Orthopädie am Fischerrain), Dr. Michael Mildner (Chefarzt Unfallchirurgie St. Josef-Krankenhaus), Matthias Scheidler-Hoh (Orthopäde im Orthozentrum Main-Rhön) und Dr. Peter Schnarkowski (Radiologe in der Radiologie Schweinfurt).
Frage: Ich habe keine Beschwerden, möchte wissen, ob ich mit 68 Jahren eine Knochendichte-Messung machen lassen sollte?
Eine Knochendichte-Messung wird empfohlen, wenn Frauen das 60. Lebensjahr, Männer das 70. Lebensjahr überschritten haben, wenn bereits unabhängig vom Alter ein oder mehrere Wirbelbrüche vorliegen, wenn es bereits bei nicht adäquaten Ursachen (kleiner Stoß) zum Knochenbruch kommt. Ferner bei Wechseljahren vor dem 45. Lebensjahr, Entfernung der Eierstöcke, Osteoporose in der Familie, längere Anwendung von Kortison und Schilddrüsenhormonen, bei chronisch geringer Kalziumzufuhr etwa durch Magen-Darm-Erkrankungen, bei beträchtlichem Untergewicht.
Muss bei der Knochendichte-Messung geröntgt werden und was beweist sie?
Die weltweit bewährte Röntgen-DXA-Methode verursacht eine minimale Strahlenbelastung. Sie ermittelt den Mineralstoffgehalt der Knochen und wird üblicherweise im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Oberschenkelhalses gemessen. Dies sind die Regionen, in denen im Fall einer Osteoporose am ehesten (folgenschwere) Knochenbrüche drohen. Als Richtwert für die Knochendichte wurde ein Mittelwert, T-Score genannt, festgelegt, der bei jungen Erwachsenen zu finden ist. Eine gesicherte Osteoporose liegt bei einem T-Score kleiner/gleich minus 2,5 vor, bei einem T-Score zwischen minus 1,0 und minus 2,5 liegt ein Vorstadium vor, die Osteopenie. Die Messung gibt Auskunft über das Ausmaß des Knochenschwundes und das Knochenbruch-Risiko.
Ich brauche wegen einer rheumatischen Erkrankung seit 13 Jahren eine Kortison-Therapie, nehme gleichzeitig gegen Knochenabbau Bisphosphonate. Soll ich die weiter nehmen, gibt es Alternativen?
Ich rate Ihnen dringend zu einer ausführlichen Blutuntersuchung, denn jede Bisphosphonate-Therapie sollte spätestens nach zwei Jahren auf ihre Verträglichkeit und Wirksamkeit kontrolliert werden. Als Alternativen kommen neben der Basistherapie Kalzium und Vitamin D Hormonanaloga (SERMs), Strontiumsalze oder – seltener - das sogenannte Parathormon-Fragment in Frage.
Kann ich trotz meiner Osteoporose mit 83 Jahren noch ein künstliches Hüftgelenk bekommen, die Hüfte macht mir die größten Beschwerden?
Ein Implantat eines Hüftgelenks ist eine Frage des biologischen Alters und könnte auch Ihnen helfen. Ich rate zu einer Vorstellung mit aktuellen Befunden bei einem Operateur.
Eine Knochendichte-Messung ergab bei mir 70 Prozent. Ich nehme nur Kalzium, reicht das?
Nein, das reicht nicht. Denn Ihr Befund in Prozentzahlen, eher unüblich, entspricht etwa dem T-Score von minus 2,8. Ich rate Ihnen wegen des Sturz- und Bruchrisikos zu einer Besprechung mit Ihrem Hausarzt.
Ich habe bisher Bisphosphonate genommen und gut vertragen, dabei sogar die Werte etwas verbessert. Es soll aber ein neues Medikament Denosubab geben?
Das stimmt. Dieses Antikörper-Präparat ist natürlich auch nicht frei von Nebenwirkungen. Deshalb rate ich Ihnen, nicht umzusteigen, sondern die bewährte Behandlung fortzusetzen.
Seit einem Jahr nehme ich zur Osteoporose-Behandlung Medikamente. Seit einigen Wochen fühle ich mich schwach, habe bei Belastung starke Atemnot. Sind das die Nebenwirkungen der Medizin?
Das klingt eher nach Kreislauf-Beschwerden. Ich empfehle Ihnen deshalb zunächst eine ausführlichen Herz-Kreislauf-Untersuchung.
Ich bin 54 Jahre alt. Nach einem Vortrag habe ich eine Knochendichte-Messung machen lassen, der T-Score liegt bei minus 3,1. Mir wurden Bisphosphonate verordnet, ist das in Ordnung?
Bei Ihnen als Mann in relativ jungen Jahren ist ein solcher Wert mehr als ungewöhnlich. Ich rate zu einer umfassenden Abklärung mit Blutanalyse: Ein Abbau der Knochenmasse kann auch von der Schilddrüse, den Nieren oder einer bösartigen Erkrankung herrühren.
Ich bin 49, fühle mich fit, treibe Sport. Was kann ich zur Vorbeugung einer Osteoporose tun
Eine gute Frage. Decken Sie Ihren Kalziumbedarf (1000 bis 1500 mg pro Tag) durch Milch, Käse, Brokkoli, Grünkohl. Vitamin D-Bedarf: Sonnenlicht, Milch, Eier, Seefisch (Makrele, Hering, Lachs). Kalziumräuber sind: Zuviel Fleisch, Koffein, Nikotin, phosphathaltige Lebensmittel (Wurst). Regelmäßige Bewegung ist eine der wichtigsten Säulen der Vorbeugung und Therapie: sie aktiviert den Stoffwechsel, auch den der Knochen. Sport ist wichtig zur Verlangsamung fortschreitender Osteoporose. Eine verbesserte Koordination durch kräftigere Muskeln trägt erheblich zur Vermeidung von Stürzen und Knochenbrüchen bei.