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SCHWEINFURT: Stammtisch-Reihe: Improvisationsmusik für jedermann

SCHWEINFURT

Stammtisch-Reihe: Improvisationsmusik für jedermann

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    Improvisation auf der Bühne: Jeder, der ein Instrument spielt oder singt und ein bisschen musikalisch ist, kann beim Musiker-Stammtisch mitmachen.
    Improvisation auf der Bühne: Jeder, der ein Instrument spielt oder singt und ein bisschen musikalisch ist, kann beim Musiker-Stammtisch mitmachen. Foto: Foto: Julian Rohr

    Erik Grießmann steht auf einer provisorisch aufgebauten Bühne in der Vereinsgaststätte „Alte Warte“. Auf seiner Gitarre spielt er einen alten Rock-Klassiker – alleine. Plötzlich kommt ein zweiter Musiker auf die Bühne. Im Rhythmus des Liedes trommelt er auf seinem Cajón mit. Ein weiterer Gitarrist, ein Bassist und ein Mann an der Mundharmonika gesellen sich dazu. Auch sie steigen in das Lied mit ein – als würden sie schon seit Ewigkeiten zusammenspielen. Die ersten Zuhörer fangen an, leise mitzusummen, Beine wippen, Köpfe nicken im Takt.

    Jeder ist willkommen

    Die musikalische Einlage wirkt, als wäre sie lange vorher schon geprobt und einstudiert worden. Doch die Show auf der Bühne ist improvisiert: kein Konzert, sondern der Schweinfurter Musikerstammtisch. An jedem zweiten Donnerstag im Monat treffen sich rund 20 bis 30 Musikbegeisterte in der „Alten Warte“, um gemeinsam Musik zu machen. Kommen darf, wer ein Instrument spielt, singt oder einfach nur gerne zuhört. „Mitmachen darf jeder – zumindest, solange er nicht so schief wie Troubadix spielt“, scherzt Oliver Tuschinski. Er hat den Stammtisch vor drei Jahren ins Leben gerufen.

    Entstanden ist die Idee durch zwei Bands, den „Mojo Maniacs“ und „Mischbrett“, mit denen Tuschinski als Sänger viele Jahre lang gemeinsam Blues-Musik machte. Schließlich kam bei einem Treffen im Café "Vielharmonie" (heute Main-Café) der Gedanke eines Stammtisches: „Mensch, wir sind doch alle Musiker, lasst uns einen regelmäßigen Treff veranstalten“, erzählt Tuschinski. Die ersten beiden Abende fanden damals noch in der „Schreibstube“ in Sennfeld statt: Die Instrumente waren vor Ort, Liederbücher lagen auf den Tischen aus. Immer mehr Menschen kamen aus den Bands und Gruppen der Schweinfurter Musikszene zusammen. Als der Pachtvertrag in der „Schreibstube“ ausgelaufen war, zogen die Stammtisch-Musiker in die „Alte Warte“. Die frühere Besetzung von „Mischbrett“ und den „Mojo Maniacs“ ist dort auch heute noch anzutreffen. „Irgendwie kennt jeder jeden“, so Grießmann.

    Mal Bob Marley, mal Elvis Presley

    Er selbst ist über einen Veranstaltungshinweis auf Facebook auf den Stammtisch gestoßen. Bei seinem ersten Besuch sei er sofort freundlich aufgenommen worden: „Man ist direkt miteinander warm geworden. Die Leute sind herzlich und offen und freuen sich, wenn jemand mit Instrument kommt.“ An den Musikabenden singt er oftmals oder spielt auf seiner Gitarre oder mit seiner Mundharmonika. Mittlerweile bereitet er sogar auch selber Stammtische vor.

    Jeder Abend steht unter einem bestimmten Motto – das musikalische Spektrum erstreckt sich dabei von Folk und Rock´n´Roll über Blues bis hin zur Country-Musik. An einem Abend spielten die Musiker nur Reggae-Lieder von Bob Marley; an einem anderen trommelten sie Friedenslieder, um gegen Krieg zu demonstrieren. Einmal ging es den ganzen Abend um Meditationsmusik, ein anderes Mal war ein Elvis-Presley-Darsteller zu Besuch. „Wir sind für alles offen“, so Grießmann. Meist laden die Veranstalter für den Anfang Bands aus der Umgebung ein, die eine Stunde lang spielen, um den Abend zu eröffnen und das Eis zu brechen.

    Vom Hobbymusiker bis zum Multiinstrumentalisten

    Einige seien natürlich auch verschüchtert, wenn sie hören, dass der andere besser spielt als sie selbst, erklärt Grießmann. Manchmal lasse man sein Instrument dann auch einfach liegen. Der richtige Moment einzusteigen, ergebe sich meist irgendwie. „Jeder Abend ist anders, das kann man sich gar nicht vorstellen. Es kann auch sein, dass plötzlich Leute mitsingen, die sonst nie singen“, erklärt Grießmann.

    Längst stehen nicht nur talentierte Multiinstrumentalisten auf der Bühne; ganz unterschiedliche Hobbymusiker finden den Weg in die „Alte Warte“ – auch, um sich neu inspirieren zu lassen, den eigenen Stil zu finden oder neue Techniken zu erlernen. Bei der Improvisation auf der Bühne sei das Wichtigste, auf den anderen zu hören, erklärt Grießmann. Jeder wisse, wann er sich zurückziehen solle. Aber natürlich sei es auch schon vorgekommen, dass man einen Song abbrechen musste. Das sei aber nicht weiter schlimm und komme nur selten vor. „Gerade das gelebte Chaos, das ist total schön. Man weiß nie, wer kommt. Alles ist spontan“, erklärt Grießmann. Ob ein Musikstück nun klappt oder nicht: Für ihn ist der Musiker-Stammtisch ein Tag im Monat, auf den man sich einfach so richtig freuen kann.

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