Stefan Mai und Reiner Apel haben sich umsonst gemüht. Die beiden Pfarrer hatten im ökumenischen Geist auf Wunsch des Stadtrats gemeinsam eine wirklich bedenkenswerte Stellungnahme zu einem dritten verkaufsoffenen Sonntag in Gerolzhofen verfasst. Doch die hat der Stadtrat völlig unter den Tisch gekehrt.
Mit keinem Wort ging die Ratsrunde auf die kritischen Einlassungen der Vertreter der beiden christlichen Kirchengemeinden in Gerolzhofen ein.
Dabei hat die Stellungnahme keineswegs einen vordergründig religiösen oder gar missionarischen Charakter nach dem Motto „Geht am Sonntag lieber in die Kirche statt zum Einkaufen“.
Die beiden Geistlichen wählten eher einen sozialpsychologischen Ansatz, sprachen von der Schwierigkeit des modernen Menschen, eingekreist von einer Fülle äußerer, materieller Anreize, zu sich selbst, zu einer Idee von sich zu finden.
Nun ist es sicherlich nicht so, dass ein Stadtrat nur über so materielle Fragen diskutieren dürfte wie die, ob die Kanaldeckel für die neue Straße rund oder viereckig sein sollen. Ein solches Gremium darf ruhig auch einmal in die Tiefe gehen, denn dort sind Dinge verborgen, die das Leben des Individuums und auch des Gemeinwesens durchaus bestimmen können. Bereits in der Sitzung vom 9. April ging es in einer kurzen Diskussion bis auf einen Einwand von Alfred Hügelschäfer um materielle und kommerzielle Vorzüge eines solchen verkaufsoffenen Sonntags. Von einer ideellen Weltanschauung keine Spur.
Ein guter Stadtrat ist nicht nur dazu da, der ohnehin irrigen Ansicht, in Geo sei nichts los, nachzulaufen und einen Event nach dem andern vom Stapel zu lassen, um den Bürger zu bespaßen.
Ein guter Stadtrat sollte sich auch ab und zu einmal Gedanken über das machen, was über das rein Materielle hinausgeht und als Konsequenz daraus auch einmal Nein sagen. So wie es die beiden Pfarrer getan haben.