Kommunalpolitiker rühmen sich ja oft, sie seien so bürgernah und hätten die Belange der Menschen vor Ort im Blick. Im Gegensatz zu den abgehobenen Berufspolitikern in München, Berlin oder gar dem garstigen Brüssel. Nun, wenn's um die Bäume und deren Schutz oder Nicht-Schutz geht, ist's mit der Bürgernähe in Schweinfurt so eine Sache. Die Podiumsdiskussion beim Sommerfest der Schweinfurter Liste/Freien Wähler auf dem Georg-Wichtermann-Platz hatte streckenweise ein Kindergarten-Niveau, das jeder Beschreibung spottet. Einzige lobenswerte Ausnahme: Ordnungsreferent Jan von Lackum, die selbst erklärte „Schweiz“ in diesem Fall, der sich über die Diskussionskultur der Stadträte untereinander sicher so seine Gedanken gemacht haben wird.
Dass man über die Frage, ob es eine Baumschutzverordnung in der Stadt braucht oder nicht, diskutieren kann, ist eine Sache. Doch soll mal keiner mit dem Finger auf den anderen zeigen. Die CSU-Fraktion und allen voran Rüdiger Köhler haben sich schlicht verrannt, wenn sie aus lauter Trotz, dass der eigene Vorschlag von der Verwaltung aus rechtlichen Gründen abgelehnt wird, gleich die Abschaffung der ganzen Verordnung fordern. Im Kern geht es nämlich darum, nur einen einzigen kritischen Punkt des CSU-Vorschlags zu entschärfen.
Köhler brachte es bei der Podiumsdiskussion nicht fertig, die Teilnahme an einem runden Tisch und weitere Gespräche vorbehaltlos zuzusagen. Aber auch die Kämpfer pro Verordnung sollten verbal abrüsten. Glaubt denn wirklich ernsthaft jemand, dass ohne Schutzverordnung Schweinfurts Bäume sofort und flächendeckend einem Kettensägermassaker zum Opfer fallen? Dass die Bauträger sich schon die Hände reiben, endlich in Schweinfurt zur Säge greifen zu dürfen? Im Sinne des Bürgers zu handeln, bedeutet, sich zusammenzusetzen und das Thema gemeinsam zu diskutieren. Wie Erwachsene.