Draußen ist es kalt und ungemütlich. Doch in der knallvollen „Piazza Leopoldina“ ist es warm, die Prosecco-Gläser kreisen: Die große, nicht mehr ganz junge Ed Sperber-Fangemeinde wartet auf den Meister der Saxofone und einen entspannten Wochenend-Start. Wer jetzt immer noch am Winterblues leidet, den lädt Sperber gleich zu einem Trip nach Acapulco ein: „Come fly with me“.
Mit Sperber musizieren der Pianist Thomas Fink, der Bassist Götz Ommert und der Schlagzeuger Werner Schmitt, drei hervorragende Musiker. „What a wonderful band“ besingt denn auch Sperber im bekannten Louis Armstrong-Song die Qualität seiner musikalischen Mitstreiter. Im Opener setzt nach einer freien Fugen-Imitation von „Autumn leaves“ zwischen Flöte und Klavier die Rhythmusgruppe ein. Aus barocken Spielereien entwickelt sich schnell das Motto des Abends: Mitreißender Swing mit zupackenden Improvisationen.
Ed Sperber beweist einmal mehr seine Musikalität und Vielseitigkeit: Ob Sopran-, Alt- oder Tenorsaxofon, ob Klarinette oder Flöte, immer wählt er seine Instrumente geschickt für die Stimmung der jeweiligen Titel aus, veredelt die Balladen mit kunstvollen Vorschlägen und anderen Verzierungen – liebevoll gepflegte Erinnerungen an sein klassisches Klarinetten-Studium. Seine Komposition „Spotlight“ verströmt durch seine Off-Beats Originalität und Spannung, die Sperber in kraftvolle Tenorimprovisationen umsetzt.
Thomas Fink ist ein Ausnahmepianist, der immer wieder verblüfft und begeistert. Seine fließenden Improvisationen bleiben bei aller Raffinesse filigran und nachverfolgbar, beginnen meist verhalten, um dann im Verlauf expressive Höhepunkte anzusteuern. Sein Solo in Triobesetzung „My romance“ funkelt vor pianistischer Brillanz, vor gestalterischer Kraft und Einfallsreichtum. Riesenapplaus.
Das rhythmische Gerüst, Basis für Swing und Drive, bilden Bass und Schlagzeug. In „Spotlight“ und im Benny Goodman-Titel „Honeysuckle rose“ zeigt Bassist Ommert sein solistisches Können, seine Walking-Bass-Linien kommen präzise und voller Power. Elektrisierende Energie verströmt auch das Schlagzeug-Spiel von Werner Schmitt, seine Breaks sind explosive Ausrufezeichen, in „Rhapsody“ gestaltet er sein Solo zu wahrer „Artistic in drums“. Die Titel des Abends aus dem American Songbook sind wohl bekannt, doch durch ihre melodiöse Schönheit, durch die Spielfreude der Musiker und durch neue Arrangements begeistern sie die Zuhörer. „Moonlight in Vermont“ ist solch ein Evergreen, oder „There's no greater love“. In Sperbers „Try to hold me“ steigert sich ein cantables Thema allmählich zu einem furiosen Finale.
Zu Beginn des Abends stellte Ed Sperber mit Christof Kern (Saxofon) und Johann Gebhardt (Klavier) zwei junge Nachwuchstalente vor, die sich als Duo bei „Jugend musiziert“ einen ersten Platz mit Weiterleitung erspielt hatten. Zu Recht, ihren Vortrag der „Suite hellenique“ mit ihren vertrackten Tempo- und Rhythmuswechseln honorierten auch die Zuhörer in der „Piazza“ mit viel Beifall. Manfred Herker