Künstlern und Kunsthandwerkern bei der Arbeit über die Schulter sehen und ihre Kreationen bestaunen: Das durften seit 2006 die Besucherinnen und Besucher beim jährlichen "Tag des offenen Ateliers im Oberen Werntal". Aber die Corona-Pandemie wirbelte jede Planung durcheinander. Jetzt, nach zweijähriger Pause, laden die Kunstschaffenden am 25. und 26. Juni wieder ein, allerdings in eigener Organisation.
Sie haben sich zusammengetan und das Atelier-Wochenende selbst auf die Beine gestellt: Elf Frauen und Männer aus der Region, um der Öffentlichkeit ihre Arbeiten zu zeigen. Von 2006 bis 2019 übernahm die Gemeindeallianz Oberes Werntal und ihre Allianzmanagerin die Organisation dieses Kunst-Wochenendes. Es war eines der ersten gemeinsamen Projekte gewesen.
Kontakte nutzen
Mittlerweile liegt der Arbeitsschwerpunkt der Allianz auf anderen Themen: auf Innenentwicklung, Fachkräftegewinnung, Erneuerbare Energien. Die Organisation eines Künstler-Wochenendes könne nicht mehr geleistet werden, erhielt der Obbacher Metall-Kunsthandwerker Thomas Baum auf Nachfrage beim Allianzmanagement zur Antwort. Weil dort aber noch die Kontakte aller beteiligten Künstler vorhanden waren, übernahmen Baum und seine Frau Elisabeth die Einladung zu einem ersten Treffen.
Manche der bisherigen Teilnehmer hatten sich während Corona anderweitig orientiert, andere aus Alters- oder Termingründen abgesagt, erklärt Thomas Baum. Aber neun Kunstschaffende wollten gerne wieder ausstellen, zwei neue Kreative stießen zur Gruppe. Eine davon, Sybille Schubert, übernahm auch Layout und Fertigung der Info-Flyer.
Auf das Wesentliche reduzieren
Möglichst gebündelt sollten die Werke zu bewundern sein, war der Tenor. Daher kristallisierten sich Obbach, Oberwerrn und Euerbach als Ausstellungsorte heraus, erläutert Elisabeth Baum.
Eine Gemeinschaftsausstellung wird das Alte Rathaus in Obbach beherbergen. Die Niederwerrner Malerin Karin Lorenz zeigt dort ihr breites Spektrum von Motiven und Techniken, Acrylbildern, Collagen und Linoldrucken. "Urban Sketching", also Zeichnen in der Stadt, wird von Axel Weisenberger ausgestellt. Der Zeuzlebener reduziert mit schnellen Strichen seine Motive auf das Wesentliche.
Neu dabei ist Jesse Cobb, der seine Holzarbeiten ausstellt. Das warme Material kombiniert der Hesselbacher gern mit Elementen von Alabaster oder Metall.
Yoga mit dem Stift
Die Kunst des Zentangle – "Yoga mit dem Stift" – beherrscht Sybille Schubert aus Zell. Sie ist zertifizierte Lehrerin dieser Zeichenmethode, bei der neben dem künstlerischen der entspannende und meditative Aspekt steht.
In der Obbacher Frühlingsstraße 8 stellt die Gochsheimerin Doris Rückel ihre Aquarelle aus. Ihr Credo: Keine Kopie des Motivs malen, sondern dieses mit eigenen Vorstellungen in Form und Farbe umsetzen.
Einige Häuser weiter, in der Frühlingsstraße 14, überraschen im Garten von Thomas Baum dessen vielfältige Metallarbeiten: Gartendekorationen, teils mit Glas, aufgehängte Feuerschalen, geöffnete Fensterrahmen, vor allem aber seine mit dem Plasmaschneider ausgebrannten Motive wie Hirschköpfe, Tänzer oder Gingkoblätter.
Weiche Textilien
Viel weicher sind die Textilien von Anna-Lena Haupt, die ebenfalls dort zu bewundern sind. Ihre Leidenschaft fürs Entwerfen und Nähen von Kleinkind-Kleidung lebt die Pfersdorferin aus. Auf Besucher warten im Garten außerdem Kaffee und Kuchen, Gegrilltes und Getränke.
Im Nachbarort Euerbach präsentiert Karin Kuhn in der Schillerstraße 38 ihre gegenständliche und moderne Malerei mit verschiedenen Techniken.
In Oberwerrn zeigt Wolfgang Kohlhepp in seinem Atelier und im Bonsai- und Wassergarten Am Bonland 36 seine surrealen Landschaftsbilder. Schon legendär sind Am Buchweg 36 und 38 die benachbarten Ausstellungen. Hanne Walz demonstriert die Entstehung von Aufbaukeramik für Haus und Garten. Nebenan, in der 38, breitet sich "Kunst am Buchweg" aus. Aus der Malschule des verstorbenen Künstlers Theo Bieber erklären Teilnehmer live den Bildaufbau und das Farbenmischen.