Dass die Taxibranche unter dem Abzug der Amerikaner (Sommer 2013) gelitten hat, war abzusehen. Vor allem das einträgliche Nachtgeschäft ist dadurch weggebrochen. Tagsüber muss jetzt das Geld verdient werden und wird es beispielsweise durch mehr Krankenfahrten auch. Aber: Annähernd die Hälfte der Unternehmen arbeitet am Rand der Funktionsfähigkeit mit der Gefahr eines daraus resultierenden ruinösen Wettbewerbs, wie es Thomas Krause im städtischen Haupt- und Finanzausschuss formulierte.
Sein Marktforschungsunternehmen Linne + Krause (Hamburg) hat die Stadt mit dem nun präsentierten „Gutachten über die Funktionsfähigkeit des Taxigewerbes in Schweinfurt“ beauftragt. Anlass waren die relativ vielen Konzessionsübertragungen und der bekannte Druck auf die Branche, erinnerte Ordnungsreferent Jan von Lackum. Aktuell gibt es 59 von der Stadt erteilte Konzessionen und zehn vom Landkreis, von denen fünf an Taxiständen im Stadtgebiet stehen dürfen. Seit 2011 wechselte knapp die Hälfte der Konzessionen den Besitzer, meist in Form einer Übertragung. Zurückgegeben wurden (2015/2016) lediglich drei Taxikonzessionen.
Etwa die Hälfte aller Fahrten vermittelt die Schweinfurter Taxigenossenschaft (Taxiruf e. G.). 2015 waren das rund 270 000 Touren. Die meisten davon fanden von 6 bis 14 Uhr statt (103 670), die wenigsten erstaunlicherweise von 14 bis 22 Uhr (85 879). Es existiert aber auch ein relativ großes Ad hoc-Geschäft auf der Straße.
Das Gros der Kunden ist die ortsansässige Bevölkerung (ein Drittel aller Fahrten). Die Nachfrage der Industrie ist begrenzt, der Fahrtenanteil für Geschäftsleute liegt bei vergleichsweise mageren 14 Prozent. Die von den Gutachtern befragten Taxifahrer selbst sehen ihre Zukunft bezüglich Krankenfahrten (Anteil heute 37 Prozent) und Fahrten mit Privatpersonen optimistisch, demgegenüber die bei Touristen-, Schüler- und Kurierfahrten pessimistisch.
Konkurrent Bus
Gutachter Krause bezeichnet Schweinfurt als eine „ausgesprochene Autofahrerstadt“. 59 Prozent der Verkehre sind mit dem Auto oder Motorrad. Zweiter gewichtiger „Mitbewerber“ ist der „gut ausgebaute ÖPNV“. 34 Buslinien erschließen in der Stadt 211 Haltestellen. Ein Vorteil ergebe sich für das Taxigewerbe ab 23 Uhr, wenn kaum mehr Busse verkehren.
Der beste Standort fürs Schweinfurter Taxigewerbe, das überwiegend aus Ein-Fahrzeugbetrieben (mit aber auch angestellten Fahrern) besteht, ist der Hauptbahnhof. Die Bahnhöfe Mitte und Stadtbahnhof haben demgegenüber kaum Taxinachfrage.
Das Kernproblem sind die Umsätze, die laut Gutachten bei cirka 37 Prozent der Betriebe (mit rund 46 Prozent der Taxis) in einem Bereich liegen, der „mit den Gesetzen betriebswirtschaftlicher Logik nicht in Einklang zu bringen ist“. Darin sieht der Gutachter einen Hinweis auf Schattenwirtschaft, weshalb er auch zwischen professionell und semiprofessionell arbeitenden Unternehmen unterscheidet.
Nachdenklich macht auch die aus den vergleichsweise niedrigen Umsätzen resultierende zu niedrige Bezahlung angestellter Fahrer. „Ein großes Problem, das stimmt in Schweinfurt nicht“, sagte Krause. Problem ist auch die zu geringe oder gar fehlende Altersvorsorge, was bei 12,5 Prozent der Fall ist.
Wegen dieser vor allem durch die semiprofessionellen Betriebe verursachten Schieflage empfehlen die Gutachter, dem Taxi-Unternehmen künftig keine Konzession (alle fünf Jahre) mehr oder nur unter Auflagen wieder zu erteilen, wenn keine plausiblen betrieblichen und steuerlichen Angaben vorgelegt werden. Zu versagen sei die Konzession auch, wenn die Unternehmer ihre gesetzlichen Aufzeichnungspflichten (Taxameter) und die Dokumentation darüber verletzen. Mietwagenunternehmen – in Schweinfurt derzeit 14 – seien in gleicher Weise zu prüfen.
Regelung mit dem Landkreis überdenken
Überdacht werden soll auch die 50 Jahre alte Sonderregelung mit dem Landkreis, wonach fünf Taxen aus dem Landkreis auch in der Stadt bereitstehen dürfen. Umgekehrt versorgen die städtischen Betriebe Gemeinden im Landkreis. Diese Regelung diente dazu, die auch im Umland stationierten Soldaten und ihre Angehörigen zu tranportieren. Nur: Die Amis sind weg.
Dass der Gutachter trotz der Situation anregte, die Zahl der Konzessionen bis 2019 geringfügig aufzustocken (von 59 auf 62), statt sie herunterzufahren, begründete er so: „Wenn wir die Notbremse ziehen, werden auch die schwarzen Schafe unter Schutz gestellt“. Weit effektiver sei der oben vorgeschlagene Weg. „Die Ehrlichen müssen vor den nicht ganz so Ehrlichen geschützt werden“.
Prüfung auf Herz und Nieren
Der Beschluss lautet jetzt so: Die Vereinbarung mit dem Landkreis wird auf ihre Notwendigkeit hin überprüft. Die derzeitigen Taxistände im Stadtgebiet werden in Abstimmung mit der Genossenschaft auf Größe und Zweckmäßigkeit geprüft, falls notwendig angepasst oder verlegt. Drittens: Jeder Unternehmer wird bei der Verlängerung, Übertragung oder Wiedererteilung der Konzession auf Herz und Nieren besonders hinsichtlich der betriebswirtschaftlichen Seite gecheckt. Klaus Rehberger (CSU), Ralf Hofmann (SPD) und Adi Schön (prosw) brachen eine Lanze für diese Ehrlichen, meinten aber auch, dass die schwarzen Schafe vom Markt müssten. Das soll Zug um Zug geschehen.