Das habe es in der Geschichte der Sparkassenstiftung noch nie gegeben, wundert sich Krüger auf Anfrage. Er behandelte den Brief aber trotzdem wie alle anderen und beantwortete ihn. Der Inhalt dürfte Schottky nicht gefreut haben: Die Stiftung bleibt bei ihrer Zusage. "Ich sehe keinen Grund, die 300 000 Mark nicht zur Verfügung zu stellen", so der Vorsitzende am Telefon. An den Rahmenbedingungen habe sich trotz des Bürgerentscheids nichts geändert. Wenn die Gesamtfinanzierung steht, zahlt die Stiftung den Betrag aus.
Schottky kann an seinem Brief nichts Außergewöhnliches finden. Er habe nur Fragen gestellt. Außerdem sei er ein ausgewiesener Gegner des Teatros und da sei es legitim, verschiedene Ansätze zu überlegen, wie die Freilichtbühne für 700 bis knapp 1000 Besucher im Schlosspark von Werneck verhindert werden könne. Der ehemalige Chefarzt des Schlosskrankenhauses bringt seine Absicht auf den Punkt: Mit Briefen wie dem an die Sparkassenstiftung und weiteren an das Landratsamt und den Bezirk hätten er und die beiden anderen Initiatoren des Bürgerentscheids Folgendes erkunden wollen: "Wo sind Hebel, mit denen man das Teatro zu Fall bringen kann?"
Hans Kemmer, Fraktionschef von CSU und Freien Wählern im Marktgemeinderat ist betroffen. Er äußert sich aber zurückhaltend: "Ich halte es für falsch, wenn die Initiatoren Sponsoren angehen, die die Kultur fördern wollen." Schottkys Brief sei nicht nur der Sache abträglich. "Solche Verhaltensweisen und Kampagnen" würden das Zusammenleben der Menschen in Werneck und den Gemeindeteilen belasten.
Kemmer erinnert daran, dass es im Bürgerbegehren nur um Verhandlungen über den Zuschuss des Marktes Werneck zum Teatro in Höhe von 383 500 Euro gehe. Es liege nämlich ein rechtskräftiger Beschluss des Gemeinderats vor, der nicht mehr zu ändern sei.
Da ist er sich einig mit Ewald Öftring. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der erstarkten Opposition im Marktgemeinderat beurteilt die Handlungsweise Schottkys allerdings kritischer als Kemmer. "So kann man das nicht machen. Das ist nicht sauber", kommentiert Öftring Schottkys Frage. Es sei ihm völlig unverständlich, "wenn man hinten rum versucht, das Teatro zu hintertreiben", erklärt der Schraudenbacher in bestem Fränkisch.
Der neben Peter Kraft zweite Mann an der Spitze der Fraktion Freie Wähler und Parteien (FWP) bemängelt außerdem, dass Schottky, dem Brief an die Sparkassenstiftung nicht einmal den Text des Bürgerentscheids beigefügt habe. Das sei ebenfalls nicht in Ordnung.
Schottky hatte die Dinge aus seiner Sicht beschrieben und eine Prognose zum Bürgerentscheid am Sonntag gewagt, lange bevor die Befürworter des 2,38 Millionen-Projekts ihre Inforrmationsoffensive durch die Dörfer starteten, etwa zwei Monate bevor die Bürger zur Abstimmung gehen.
Hier der Brief Schottkys: "Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Das Kammerorchester Werneck betreibt in Werneck den Bau eines Teatro im historischen Schlosspark der von Balthasar Neumann erbauten barocken Sommerresidenz. Dieses Vorhaben stößt auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Demnächst wird es zu einem Bürgerentscheid kommen; es ist mit großer Sicherheit vorherzusagen, dass dieser sich gegen den Bau aussprechen wird. Hier wird verbreitet, die Bayerische Sparkassenstiftung habe für den Bau einen Zuschuss von 153 400 Euro genehmigt. Als einer der drei Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Bau des Teatro erlaube ich mir die Fragen: 1. ob dies zutrifft? 2. wenn ja - ob die Zusage an Bedingungen geknüpft ist? 3. ob bei dem massiven Widerstand aus der Bevölkerung der Zuschuss noch einmal überdacht oder überprüft werden kann? Mit bestem Dank im voraus für Ihre Antwort und freundlichen Grüßen."