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SCHWEINFURT: Telefonaktion zum Thema Darmkrebs: Vorsorge kann Leben retten

SCHWEINFURT

Telefonaktion zum Thema Darmkrebs: Vorsorge kann Leben retten

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    Den Fachmann an der Strippe. Alle Fragen zum Thema Darmkrebs beantwortete das Expertenteam (von links hinten) Dr. Sabine Leucht, Dr. Steffi Appelt, Dr. Joachim Müller, Dr. Christoph Schmidt und Dr. Stefan Kanzler, am Telefon sitzend Dr. Klaus Kosch.
    Den Fachmann an der Strippe. Alle Fragen zum Thema Darmkrebs beantwortete das Expertenteam (von links hinten) Dr. Sabine Leucht, Dr. Steffi Appelt, Dr. Joachim Müller, Dr. Christoph Schmidt und Dr. Stefan Kanzler, am Telefon sitzend Dr. Klaus Kosch. Foto: Foto: Ursula Lux

    Rund 70 000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an Darmkrebs. Für fast 30 000 verläuft diese Krankheit tödlich. Von diesen hätte man 25 000 retten können, wenn sie rechtzeitig zur Darmkrebsvorsorge gegangen wären. Seit 2002 wird für diese Vorsorgeuntersuchung, die ab dem 55. Lebensjahr angeboten wird, geworben, trotzdem nehmen sie nur wenige wahr.

    Um das Bewusstsein für dieses Vorsorgeangebot zu wecken, veranstalteten die Gastroliga und diese Zeitung bereits zum neunten Mal eine Telefonaktion. Sechs Mediziner beantworteten in zwei Stunden die Fragen der Zeitungsleser zum Thema Darmkrebs. Mit dabei waren: Dr. Joachim Müller, Gastroenterologe und Internist, und seine Kollegin, die Internistin Dr. Steffi Appelt vom Ambulanzzentrum in Schweinfurt; Dr. Sabine Leucht, ebenfalls Internistin und Gastroenterologin, ist Belegärzten am Kreiskrankenhaus Hofheim; der Chirurg Dr. Klaus Kosch hat Belegbetten im Marktkrankenhaus Werneck; aus den beiden Schweinfurter Krankenhäusern stellten sich Dr. Christoph Schmidt, Chefarzt der Chirurgie im Josefskrankenhaus, und Prof. Dr. Stefan Kanzler, Chefarzt der Med. Klinik II am Leopoldina-Krankenhaus den Fragen der Anrufer.

    Sie warte schon einen ganzen Monat auf die Darmsprechstunde, die sei doch immer im März, meinte eine der ersten Anruferinnen. Im Schnitt wurde jeder der sechs Ärzte zehnmal angerufen. Alle Fragen konnten beantwortet, Ängste ausgeräumt werden. Die Zeit zwischen den Anrufen nützten die Mediziner zum fachlichen Austausch.

    Ein Mann beschwert sich über zunehmend mehr Probleme mit Verstopfung. „Das kann alles oder nichts sein“, erklärt Dr. Kanzler und rät zu einer Darmspiegelung (Koloskopie).

    Dr. Appelt räumt die Befürchtungen von zwei Anruferinnen aus. Ob man denn da wirklich so viel trinken müsse und ob das nicht wehtue, fragen die. Ja, trinken müsse man am Tag vor der Spiegelung allein drei bis vier Liter Abführmittel, erklärt Appelt, aber die gebe es in allen möglichen Geschmacksrichtungen und ansonsten könne man alles trinken, was einem schmeckt. Dr. Müller nimmt die Angst vor den Schmerzen: „Da bekommen sie von mir eine Schlafspritze und viele Patienten träumen dann auch noch was Schönes.“

    Ein 73-Jähriger hat Bedenken, weil er einen Herzdefibrillator trägt. Der werde bei der Koloskopie ausgeschaltet und das Herz extern überprüft, erklärt ihm Dr. Schmidt. Auch ein Defibrillator sei kein Grund, auf die Koloskopie zu verzichten.

    Eine 65-Jährige berichtet, dass sie 2007 die letzte Magen- und Darmspiegelung hatte, jetzt an Säurerückfluss und Oberbauchschmerzen leide. Dr. Kosch weist darauf hin, dass, wenn einmal Polypen entfernt wurden, bereits nach drei Jahren wieder eine Koloskopie nötig ist. Bezüglich der Oberbauchschmerzen rät er, dies zusätzlich bei einem Kardiologen abklären zu lassen. „Der Darm macht keine Beschwerden“, erklärt er, wenn man dort Schmerzen spüre, dann sei es meistens schon zu spät.

    „Geht eine Darmspiegelung, wenn man blutverdünnende Mittel einnehmen muss?“, fragt ein 53-Jähriger. Vor allem für das Entfernen von Polypen müsste das blutverdünnende Mittel abgesetzt werden, erklärt Dr. Schmidt. Wenn dies nicht möglich sei, dann rät er zu einem Klinikaufenthalt, wo der Patient besser unter Beobachtung steht. „Es können sich bis zu zwei Liter Blut im Darm ansammeln, bevor man es merkt“, erklärt er.

    Nicht nur bei Vorbelastung

    „Ich bin 62, habe überhaupt keine Probleme und auch in der Familie gibt es keine Darmerkrankungen. Muss ich dann überhaupt zur Vorsorge?“ Dr. Leucht meint, das Wort Vor-sorge zeige ja schon, dass dies eine Untersuchung sei, die vorsorglich ausgeführt wird, also nicht erst, wenn man Beschwerden hat, und rät dazu. Unabdingbar ist die Darmspiegelung bei einer familiären Vorbelastung. Es gibt eine genetische Disposition, 25 bis 30 Prozent der Patienten haben das Darmkrebsrisko „geerbt“.

    Eine 33-Jährige fürchtet Kreislaufprobleme, wenn sie einen Tag lang ihren Darm entleeren muss, die Ärzte weisen darauf hin, dass in solchen Fällen immer auch die Möglichkeit einer stationären Koloskopie besteht. „Wir fahren viel Fahrrad. Kann durch das Sitzen auf dem Sattel und die Bewegung Krebs ausgelöst werden?“, fragt eine Anruferin und trifft damit unmittelbar auf eine weitere öfter gestellte Frage: „Kann man gegen den Darmkrebs auch vorbeugen?“ Die Antwort ist der Klassiker, der nicht nur für Darmkrebs gilt: ballaststoffreiche Ernährung, wenig vor allem rotes Fleisch und viel Bewegung sind die beste Vorsorge. Daneben sollte man nicht vergessen: Die Koloskopie kann Leben retten, Stuhluntersuchungen allein sind zu unsicher.

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