Wenn eine Band rund 50 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Live-Auftritt noch auf der Bühne gefeiert wird, dann muss es sich um eine besondere Beat-Kapelle handeln. „The Beatles“ sind da ganz vorne zu nennen, weshalb es auch mehr als eine Cover-Band gibt, die mit den unsterblich gewordenen Liedern von John, Paul, George und Ringo durch die Lande zieht.
Die Formation „The Beatbox“, die im Rahmen ihrer 2018-er-Tour „The Beatles live again“ in der Grafenrheinfelder Kulturhalle gastierte, gehört sicher zu den besseren Vertretern ihres Fachs. Die Gäste in der zur Hälfte gefüllten Halle wollten ihre Jugendidole hören und sehen und sie bekamen sie – meist originalgetreu Note für Note gespielt und vom musikalischen Handwerk her betrachtet auf sehr ordentlichem Niveau und in angenehmer Lautstärke.
Ausflug in die Star-Club-Zeit
Die vier Italiener Riccardo Bagnoli (alias Paul McCartney), Guido Cinelli (George Harrison), Mauro Sposito (John Lennon) und Federico Franchi (Ringo Starr) hatten sichtlich Spaß daran „All my loving“ als „Brand new record“ anzukündigen oder rockende und rollende musikalische Ausflüge in die Hamburger Starclub-Zeit der vier Pilzköpfe zu unternehmen.
Dass der Mythos Beatles eng mit dem damaligen Zeitgeist verbunden ist, machten schon die mit Beifall bedachten einleitenden Worte klar. „Eine Zeit, in der der Glaube an die Kraft der Liebe und dem Willen zum Frieden die Menschen zusammenführte.“ Dass es letztlich nicht so gekommen ist, macht die Musik der vier Liverpooler heute vielleicht noch ein bisschen unentbehrlicher.
Toller Sound und kein Gekreische
Was heute auch für den Besuch des Konzerts einer guten Beatles-Cover-Band spricht, ist die Tatsache, das man in den 60er-Jahren so ein Konzert nie hätte erleben können.
Als die Beatles selbst noch auf der Bühne standen, ging die Musik meist im Gekreische hysterischer Fans unter, in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zog es die Fab-Four, die sich auch immer mehr zerstritten, eher zum Meditieren nach Indien als auf die Bühne.
„The Beatbox“ holten Versäumtes nach, präsentierten von „Help“ bis „Imagine“ ziemlich jeden Klassiker. Im ersten Teil des Abends als brave Jungs mit Schlips und Anzug, im zweiten Teil im Hippie-Look und mit den mehr psychedelischen Songs wie „While my guitar gently weeps“ oder den von den ewigen Erdbeerfeldern, der sich als „Strawberry Fields forever“ für immer in die Gehörgänge eingegraben hat.
Auch eigene musikalische Akzente
Während im ersten Teil besonders beim Ausflug in die frühe Star-Club-Zeit (Roll over Beethoven, Long tall Sally, Twist and Shout) eine Extra-Portion Spielfreude aufkam, waren es im zweiten Teil die etwas experimentelleren Gassenhauer wie „Don't let me down“ oder „With a little help from my friend“, bei denen die musikalischen Zügel auch mal lockerer gelassen wurden und schöne Soli zu hören waren.
Für die Gäste, die, wenn sie denn nicht tanzten, zumindest begeistert wippten und schnippten, war es ein toller Ausflug in eine Zeit, als man bei seiner Angebeteten noch damit punkten konnte, wenn man die neue Beatles-Single sein eigen nennen konnte. Optisch und musikalisch und auch von den Gesangsstimmen so authentisch wie möglich, wurde ein kurzweiliger Abend geboten. Wen stört es da noch, wenn John Lennon Englisch mit italienischem Akzent spricht.