Nur mäßig besucht war das Konzert der Deutschrock-Band Toxpack im Stattbahnhof. Der große Saal war schon zur Hälfte abgehängt und trotzdem wurde es nicht richtig voll. Vielleicht lag es an der hausinternen Konkurrenz – im kleinen Saal gab es ein Skacore-Konzert mit Rafiki –vielleicht aber auch an der mangelnden Anziehungskraft des Berliner Quintetts. Ein Rätsel. Kommerziell sind Toxpack nämlich durchaus erfolgreich. Das aktuelle Album „Schall & Rausch“ schaffte es immerhin bis auf Platz 20 der deutschen Charts.
Flash Kick Circle aus Hofheim als Anheizer
Den Job des Anheizers übernahm die Punkband Flash Kick Circle aus Hofheim. Die konnte das Publikum aber genauso wenig in Wallung bringen wie Aggressive, eine Skinhead-Band aus dem Ruhrpott. Mit weißem T-Shirt, roten Hosenträgern, hochgekrempelter Jeans und Boots erfüllte deren Sänger zwar genau den Dresscode der Szene, Begeisterung konnte aber auch er nicht entfachen. Bevor die Hauptband auf die Bühne kam, gab es kaum Reaktionen, keine Tänzer, kein Pogo, nur ein paar vereinzelte Fäuste, die in die Luft gereckt wurden. Viele warteten einfach auf Toxpack, versorgten sich an der Theke mit Bier und wippten vielleicht mal wohlwollend mit dem Fuß.
Gegen 22.30 Uhr war es dann so weit: Toxpack enterten die Bühne. Heavy-Sound, irgendwo zwischen Motörhead und Rancid mit deutschen Texten. „Suff und wilde Spiele“ ist das Motto, das man auf den T-Shirts der Band lesen kann. Kein Wunder, bevor er vor 16 Jahren Toxpack gründete, sang Frontmann Daniel „Schulle“ Schulz bei der Band Bierpatrioten. In den Texten von Toxpack geht es vor allem um die Stärkung des Individuums. Die Einer-gegen-Alle-Attitüde wird ausgiebig zelebriert. „Wir sind gerne Euer Feindbild“, singt Schulle. Mit solchen Texten werden viele Unzufriedene und Wohlstands-Verlierer abgeholt und mit Produkten wie Konzerttickets, Merchandise-Artikeln oder Tonträgern versorgt.
Auf der Bühne völlig unpolitisch
Auf der Bühne geben sich Toxpack völlig unpolitisch. Es gibt weder Ansagen, noch Kommentare, die sich auf Themen wie Flüchtlinge oder Nazis beziehen. In einschlägigen Internetforen der linken Szene wird Toxpack allerdings vorgeworfen, eine sogenannte Grauzonen-Band zu sein. Also eine Band, bei der man die politische Haltung nicht genau erkennen kann. Und dafür gibt es Gründe: Gitarrist Tommi Toxpack zum Beispiel spielt auch Gitarre bei Stomper 98. Eine Band, die im November 2011 im Stattbahnhof spielte und für wochenlange, hitzige Diskussionen gesorgt hatte.
Gehört die Band zur rechten Szene oder nicht? Fest steht, dass Toxpack Mitte Juni beim Matapaloz-Festival auf der Bühne stehen werden. Ein Open-Air-Konzert am Hockenheimring, organisiert von den Böhsen Onkelz, über das seit Wochen hitzig diskutiert wird. Das führte sogar so weit, dass die bekannte US-Hardcore-Band Ignite den bereits zugesagten Auftritt aufgrund des politischen Gegenwinds wieder abgesagt hat.
Keine Mitglieder der rechten Szene erkennbar
Im Publikum beim Toxpack-Konzert waren zumindest äußerlich keine Mitglieder der rechten Szene erkennbar. Auf dem Parkplatz vor dem Club stand allerdings ein PKW mit der Aufschrift „Freiwild Supporters Club“. Die Südtiroler Band sorgt schon lange für Kontroversen. U.a. drohten mehrere Bands wie Kraftklub oder Jennifer Rostock in der Vergangenheit ihre Teilnahme an der Echo-Verleihung abzusagen, wenn Freiwild eingeladen, nominiert oder sogar prämiert werden.
Das Konzert von Toxpack war nach rund eineinhalb Stunden vorbei. Sicher kein Abend, der einen besonderen Platz in der Konzertgeschichte des Stattbahnhofs finden wird.