Ein ganzes Wochenende lang waren zehn der zwölf Mitglieder des erweiterten Kirchenvorstands der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Gerolzhofen in Heiligenstadt in Oberfranken. Nach dem Einstieg mit einer Kirchenvorstandssitzung am Freitagabend, stand am Samstag ein Tag zum Thema Gottesdienst mit Professor Hanns Kerner vom Evangelisch-Lutherischen Gottesdienstinstitut aus Nürnberg auf dem Programm.
Dabei wurden von den Teilnehmern zunächst Stärken und Schwächen des Gottesdienstes benannt. Der Referent gab dann Einblicke in soziologische Studien zum Gottesdienst, welche das Gottesdienstinstitut in Auftrag gegeben hatte. Bei den Befragungen hatten rund 60 Prozent angegeben, sie bevorzugten einen traditionellen Gottesdienst am Sonntag. Rund 40 Prozent dagegen wünschten sich offene Formen.
Die Erkenntnis aus der Umfrage ist demnach, dass eine Mehrheit am traditionellen Gottesdienst und somit bekannten Form des Gottesdienstes mit vertrauten Elementen festhält und am Sonntag favorisiert. Allerdings, und das sei durchaus eine Herausforderung, seien die anderen 40 Prozent nicht zu vernachlässigen in ihrem Bedürfnis nach neuen und offenen Formen der Gottesdienstgestaltung. Der aktuelle Kirchenvorstand wird nun das Gespräch mit den neun Lektoren und Prädikanten der Kirchengemeinde suchen, um die Erkenntnisse und Anregungen des Impulstages weiterzugeben, das Thema Gottesdienst in seiner ganzen Bandbreite zu diskutieren und neue Impulse zu setzen. Kennzeichen evangelischen Gottesdienstverständnisses ist die hohe Wertschätzung der Predigt. An zweiter Stelle steht die Kirchenmusik, an dritter Stelle die Gemeinschaft, so weitere Ergebnisse der Befragungen. Eine eher untergeordnete Rolle kommt laut der Aussagen in der soziologischen Studie unter den evangelischen Christen in Bayern dem Abendmahl zu.
Eine wichtige Rolle nimmt jedoch für die Gottesdienstbesucher das Thema von Distanz und Nähe ein. Neu war die Erkenntnis, dass ein Großteil der Gottesdienstbesucher aus nicht regelmäßigen Kirchgängerinnen und Kirchgängern besteht. Das trifft besonders auf die Festtage und zum Beispiel die Konfirmation zu, gelte aber eben auch für den ganz normalen Sonntagsgottesdienst. Es wurde somit die Frage gestellt, welche Hilfen gegeben werden könnten, damit man sich in dieser Situation im Gottesdienst gut zurechtfinden könne und beheimatet fühle.
Am Sonntag stand dann der gemeinsame Besuch des Gottesdienstes in der evangelisch-lutherischen St. Veits- und Michaelskirche von Heiligenstadt im Vordergrund, danach die Besprechung organisatorischer Details für die weitere gemeinsame Arbeit. Nach dem Mittagessen und einem Segenslied wurde der Rückweg angetreten mit dem Gefühl vieles geschafft zu haben und sich an diesem Wochenende inhaltlich und persönlich näher gekommen zu sein.