Wer den Gästen, die vor dem wegen eines Trauerfalls verschlossenen Gasthaus stehen, sagt, dass der Wirt gestorben ist, stößt auf ungläubiges Staunen und tiefe Betroffenheit. Und man kann es selbst nicht fassen, dass Alfons Zinner tot sein soll. Immer noch hat man das Bild vor Augen, wenn der weit über Prüßberg und den Steigerwald hinaus bekannte „Vollburg“-Wirt die Gäste bediente, auf seiner Ziehharmonika aufspielte oder wieder einmal mit viel Humor und Leidenschaft einen Witz erzählte.
Am Mittwoch, 3. August, ist Alfons Zinner im Alter von nur 66 Jahren völlig überraschend gestorben. Er war ein Gastwirt und Winzer mit Leib und Seele. In Gastwirtschaft und Weinbaubetrieb hinterlässt er eine große Lücke. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatte man erst seine am 6. August 2015 nach langer Krankheit gestorbene Frau Renate (62) zu Grabe getragen. Im November 2012 war seine Mutter Rosa (91) ihrem 2007 gestorbenen Mann Georg (83) im Tod nachgefolgt.
Die Eltern von Alfons Zinner hatten 1948 den Hof des Onkels Kaspar Finster mit der „alten“ Gastwirtschaft übernommen und damals ihren ersten Weinberg bei Prüßberg angelegt. Im Jahr 1958 eröffneten sie den neuen Gasthof gegenüber der Dorfkirche mitten im Ort. Jetzt haben Sohn Markus und seine Frau Sandra die Last der Arbeit in Gastwirtschaft und dem familieneigenen Weingut ganz alleine zu tragen.
Alfons Zinner war am 13. April 1950 in Prüßberg zur Welt gekommen. Nach der Schulzeit in Prüßberg machte er eine Lehre als Landwirt. Von frühester Jugend an hatte er bereits auf dem Hof und Betrieb der Eltern mit angepackt. In den Wintermonaten verdiente sich Alfons Zinner später als Metzger in der Metzgerei Wülk in Gerolzhofen Geld dazu. In den 1980er Jahren war er zeitweise als Betriebshelfer bei der Rebschule Ströhlein in Nordheim tätig
1997 bekam Alfons Zinner den elterlichen Betrieb überschrieben, um ihn fortan gemeinsam mit seiner Frau Renate, einer geborenen Kundmüller aus Schallfeld, zu führen und zu bewirtschaften. Im September 1981 hatten für beide in Prüßberg die Hochzeitsglocken geläutet. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Alfons Zinner war in den Weinbergen und in der Gastwirtschaft keine Arbeit zuviel. Im Lauf der Zeit war die bewirtschaftete Rebfläche von 35 Ar auf 3,3 Hektar angewachsen.
Zum Ausgleich wanderte er für sein Leben gern. Davon zeugen viele Wanderurlaube in den Bergen und Tagestouren mit Bekannten. Zehn Mal ist er die Wallfahrt der Michelauer nach Gößweinstein mitgelaufen. Eine große Rolle spielte für ihn ferner die Musik. In Erinnerung bleiben seine legendären Musikauftritte mit voller Hingabe und Leidenschaft auf dem Akkordeon.
Nur wenig Zeit war mit seinem Enkelkind und Sonnenschein Marlen verblieben, um die er sich mit viel Liebe und Freude als Opa kümmerte.
2009 hatte Alfons Zinner das einst von seinem Urgroßvater errichtete Feldkreuz mit dem überdachten Christus-Korpus am Verbindungsweg von Prüßberg zum Heinachshof renovieren und segnen lassen. Um Alfons Zinner trauern neben seinen Kindern mit ihren Familien besonders seine Lebensgefährtin Monika, seine zwei noch lebenden Brüder und die Anverwandten.
Das Requiem für Alfons Zinner mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Donnerstag um 14.30 Uhr in Michelau statt. Zuvor wird ab 14 Uhr der Rosenkranz für den Gestorbenen gebetet.