Schweinfurt (kr) Wie die CSU am gestrigen Mittwoch mitteilte, ist ihr ehemaliger Bundestagsabgeordneter Dr. Max Schulze-Vorberg, Vorgänger von Michael Glos im Bundeswahlkreis Schweinfurt/Kitzingen, im Alter von 87 Jahren verstorben.
Der wortgewandte Schulze-Vorberg hatte Dachdecker gelernt, über den zweiten Bildungsweg sein Abitur nachgemacht und dann Rechtswissenschaften studiert. Ein halbwegs echter "Bayer" ist der gebürtige Düsseldorfer mit Wohnsitz in Bad Godesberg nie geworden, aber Nein hat er auch nicht gesagt, als ihn die CSU seinerzeit für den sicheren Bundeswahlkreis warb. Er war auch immer mehr "geborener Journalist" als Politiker, aber gleichwohl ein Pionier der Union.
Als Leiter des Bonner Büros hatte er am 1. September 1948 für den Bayerischen Rundfunk über die erste Sitzung des Parlamentarischen Rates und die Wahl Konrad Adenauers zu dessen Präsident berichtet. Der nannte ihn gern "Herr Schulze-Vorlaut", was aber an der gegenseitigen Sympathie nichts änderte.
Berichte über den "Alten" machten den Dr. jur. Schulze-Vorberg bekannt. Bei den Wahlen bekam er mit 59,1 Prozent (1965), 57,6 Prozent (1969) und 58,2 Prozent (1972) zwar mehr Stimmen als die Partei, dennoch war die CSU mit dem Querkopf Schulze-Vorberg unzufrieden. Seine Zustimmung zu den Ostverträgen sorgte für Schlagzeilen. Auf Initiative seines Mitglieds Schulze-Vorberg beschloss der Verteidigungsausschuss 1966 einen Unterausschuss "Abrüstung".
Von 1973 bis 1976 war der Abgeordnete mit der unverkennbaren Stimme Vorsitzender der Enquete-Kommission "Auswärtige Kulturpolitik". Das Miteinander aller Völker in einem christlich-sozialen Europa war ihm ein grundsätzliches Anliegen. Der Verlust der Stimmenmehrheit in der Stadt bei der Bundestagswahl war der Partei ein willkommener Anlass, Schulze-Vorberg durch Glos zu ersetzen.
Beide haben sich dennoch immer gut verstanden. Bei der Eröffnung der neuen Bayerischen Vertretung in Berlin zählte der "Max" zu den Ehrengästen. Als solcher war er auch in seinem alten Wahlkreis jederzeit willkommen.