(ste) Was mache ich, wenn mein Kind mir ständig widerspricht? Wie gehe ich mit Null-Bock-Mentalität um? Wie regle ich Konflikte? Tipps für den Umgang mit dem Nachwuchs gibt der Kurs „Starke Eltern – Starke Kinder“ des Kinderschutzbundes. Mit Unterstützung des Projektes „Gerne daheim in Schweinfurt“ wurde der Kurs jetzt speziell für türkische Eltern, auf Türkisch angeboten.
In den Räumen der Albert-Schweitzer-Schule tauschen die Mütter gemeinsam mit den Leiterinnen Hanife Oruc und Filiz Acar ihre Erfahrungen aus, sprachen über Erziehungsmethoden.
Zwar richtet sich der Kurs an Väter und Mütter. Allerdings fühlen sich – ähnlich wie bei den deutschsprachigen Kursen – offenbar eher die Frauen angesprochen. So gab es ausschließlich weibliche Teilnehmer. Unter ihnen entsteht allerdings ein Zusammenhalt, der sich nicht nur durch Erziehungsratschläge festigt. Wie eine „Selbsthilfegruppe“ beschreibt ein Mitglied die Treffen.
Im angrenzenden Hortgebäude spielen ihre Kinder unter der Obhut von Betreuern. Auftakt zu jeder Sitzung bilden Denkanstöße auf Zetteln wie: „Achte auf positive Seiten des Kindes“, „Vorbild wirkt besser als viele Worte“ oder „Verstecke dich nicht zu gut – sonst findest du dich selbst nicht mehr“.
Die Mütter diskutieren in der gleichen Sprache, die sie auch mit ihren Kindern sprechen. Das mache es leichter, Lösungen zu finden und umzusetzen, so Harald Mantel, Projektleiter von „Gerne daheim in Schweinfurt“. „Erziehung geht auch über Worte“, sagt er. Damit meint er, dass zur Erziehung bestimmte Redewendungen gehören, die sich nicht ins Deutsche übersetzen lassen. Beispielsweise benutzen die Türken das Wort „Leber“ sehr häufig, um Emotionen auszudrücken, etwa mit dem Kosenamen „Mein Leberchen“. Im Deutschen würde diese Gefühlsäußerung äußerst schräg klingen. Umgekehrt wäre es auch schwierig eine türkische Wendung für „Rutsch mir den Buckel runter!“ zu finden.
Weil sie der gleichen Nationalität angehören, können sich die Teilnehmerinnen leicht in die Lage der anderen hinein versetzen. „Viele familiäre Probleme sind kulturspezifisch“, sagt Leiterin Oruc. „Zum Beispiel die Organisation der Ferien. Eine deutsche Familie fährt einfach für zwei Wochen an den Strand. Bei einer türkischen Familie, die hier lebt, ist die Urlaubsplanung viel komplizierter: Sie müssen ihre Reise nach der Großfamilie richten und alle Verwandte besuchen.“ „Außerdem sollten sie für jeden Geschenke mitnehmen“, erklärt ihre Kollegin Acar. „Der Transport bereitet vielen Eltern Kopfzerbrechen. In einem deutschen Kurs hieße es dann vielleicht bloß: Dann gibt es eben keine Mitbringsel.“
Haben die Sitzungen den Alltag zu Hause verändert? „Als mein Kind mal wieder ausgerastet ist, bin ich ganz ruhig geblieben und habe leise gesprochen“, erzählt eine Teilnehmerin. Sofort sei das Kind still geworden und habe überrascht gelauscht.
Seit 20 Jahren bietet der Kinderschutzbund deutschlandweit für Mütter und Väter den Kurs „Starke Eltern – Starke Kinder“ an. Bisher gab es das Angebot in Schweinfurt außer in deutsch nur noch für russischsprachige Mitbürger, organisiert vom Sozialdienst Katholischer Frauen.