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POPPENHAUSEN: Über 1000 Unterschriften gegen Discounter

POPPENHAUSEN

Über 1000 Unterschriften gegen Discounter

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    Kommt er oder kommt er nicht? Antwort Bürgermeister Reinhold Stahl: Man wir sehen. Offiziell gibt es keine Bauvoranfrage, keine Pläne. Nur einen Investor, der bei der Gemeinde vorgefühlt hat. Er will einen Markt bauen, einen Discounter als Mieter anwerben. Nicht ungewöhnlich. Genauso ist die Konstellation bei dem jetzigen Vollsortimenter. Das Gebäude gehört einem Investor, Mieter ist Edeka, Betreiber im Pachtvertrag die Familie Höchner. Sie zahlt Miete an Edeka, bezieht Waren – und Werbeslogans. Die stehen dieser Tage auf Flugblättern. Mit ihnen hat Gerald Höchner reagiert, als sich aus den immer wieder aufkeimenden Gerüchten mehr herauskristallisiert hat: Echtes Interesse. Mit wem er es zu tun haben würde, weiß er schon: „Netto“.

    „Wir lieben Lebensmittel“ steht am Ende des Flugblattes, in dem Höchners unumwunden feststellen, dass sich genau das wiederholen könnte, was die Gemeinde laut Stahl verhindern will: Dass Poppenhausen ohne Lebensmittelgeschäft dasteht. Drei Jahre war das so, als der Edeka-Markt Bolz geschlossen hatte, die Gemeinde einen Nachfolger suchte und in der Familie Höchner fand. 1995 eröffnete ihr Edeka-aktiv-Markt. Nicht an der ursprünglich geplanten Stelle, nicht auf dem Grundstück, auf das nun der Investor ein Auge geworfen hat. Damals hatte der Gemeinderat einen Bau auf dem Areal oberhalb des Friedhofs abgelehnt – wegen hoher Erschließungskosten, sagt Höchner. Nun ist das Grundstück wieder im Gespräch. Pikant: sein Besitzer ist Gemeinderat. Das nährt Spekulationen.

    Bei jenen wird es noch einige Tage bleiben. In der nächsten Gemeinderatssitzung am 14. April wird sich zeigen, ob eine Bauvoranfrage vorliegt, sagt Stahl. Ob Poppenhausen einen zweiten Markt verträgt, werde nicht der Gemeinderat entscheiden, sagt Stahl. Man könne nicht für oder gegen den Markt votieren, sondern nur die bauliche Seite prüfen. Von bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche war in Vorgesprächen laut Stahl die Rede. Bis zu dieser Grenze ist eine Ansiedlung relativ problemlos, erst über 800 Quadratmeter eine Prüfung von Bedarf und Kaufkraft-Flüssen nötig.

    Umstritten ist das Projekt schon jetzt. Auch im Gemeinderat. Stahl teilt die „Bedenken der Bevölkerung“, fürchtet um den Fortbestand des Edeka-Marktes, der den Bedarf „momentan deckt“ und mit dem man „sehr zufrieden“ sei. Aber, sagt Poppenhausens Bürgermeister dann doch: viele kaufen auch außerhalb, ein guter Teil der Kaufkraft fließe ab.

    30 Prozent, schätzt Höchner. Seine Kunden kommen aus Poppenhausen und Umgebung. Auf 870 Quadratmetern Verkaufsfläche bietet der Vollsortimenter 14 000 Artikel, plus Metzgerei und Bäckerei. Anders als ein Discounter, betont Höchner, „da sind es nur 4000 Artikel, die gängigsten“.

    17 Mitarbeiter haben Höchners in Poppenhausen, umgerechnet elf Vollzeitstellen. Wenig im Vergleich zu Hofheim, dem zweiten Standbein des Familienbetriebs; dem, was wirklich Geld bringt. Poppenhausen alleine, sagt Höchner, wäre undenkbar. Das Geschäft trage sich gerade so, der Einzugsbereich sei zu klein, die Vergrößerung von Märkten in der Umgebung machte sich in den vergangenen Jahren bemerkbar. Einbußen könnten sie sich nicht leisten.

    Warum ein Geschäft betreiben, für etwas kämpfen, das eh nicht viel abwirft? Weil „so viel Herzblut drinhängt“, sagt Höchner. Poppenhausen war ihr erstes Geschäft, eine Herausforderung für den ehemaligen Verkaufsleiter bei Edeka. Den Erfolg hätten sie sich hart erarbeitet, „die Kunden haben uns das gedankt“, sagt Höchner. Er will kämpfen: mit Unterschriften, Flugblättern und Zahlen.

    Laut Höchner werden Vertreter der Edeka Nordbayern-Thüringen-Sachsen dem Gemeinderat einen Besuch abstatten. Im Gepäck: eine Standortanalyse für Poppenhausen, die Edeka in Auftrag gegeben hatte. Ergebnis: Es kann nur einen geben, mehr Bedarf ist nicht da. Wenn das der Betreiber des Discounters merken und schließen würde, meint Höchner, „so in sieben, acht Jahren“, stehe Poppenhausen ohne alles da – ohne Vollsortimetern, ohne Discounter.

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