Trotz aller Investitionen in die Versorgungssicherheit durch Verstärkung und Erneuerung des Stromnetzes in Gerolzhofen, hat die Unterfränkische Überlandzentrale Lülsfeld (ÜZ) in schöner Regelmäßigkeit mit dem „Erbe“ der einst an die ÜZ verkauften Stadtwerke zu kämpfen. Besonders betroffen ist der Süden der Stadt im Umfeld des Wohnstifts Steigerwald. Grund ist die hier einst angewandte Muffenbauweise. Jetzt hat es am Mittwoch, 13. August, neun Hausanschlüsse im Albert-Schweitzer-Weg ab der Hausnummer 10 bis zur Einmündung in den Philipp-Stöhr-Weg erwischt.
Von 13.10 Uhr bis gegen 14.45 Uhr dauerte der Spannungsabfall und Stromausfall in den Wohnblocks und Häusern. Die Monteure des ÜZ-Bereitschaftsdienstes waren in wenigen Minuten vor Ort und grenzten den Fehler ein. Der Versuch, den Fehler mit Hilfe der modernen Kabelmesstechnik genau zu orten, schlug aber fehl, da die Messwerte wieder auf das normale Maß zurückgingen. Nach entsprechender Überprüfung wurde der Strom gegen 14.45 Uhr wieder zugeschaltet.
Aus den Erfahrungen ähnlich verlaufener Störungen im nahegelegenen Riemenschneiderweg im Juli und fast auf den Tag genau nochmal im September 2013 wurde seitens der Verantwortlichen der ÜZ entschieden, noch am Donnerstag früh das betroffene Kabelteilstück mit den als Fehlerursache vermuteten Muffen aufzuteilen.
Zur Vermeidung eines größeren Stromausfalls und zur besseren Störungseingrenzung wurde vorsorglich eine Muffe aus- und zusätzlich ein oberirdischer Kabelverteilerschrank eingebaut. Hierzu wurde der Strom von 9.30 Uhr bis 12 Uhr planmäßig abgeschaltet.
Kurz nach der Wiederzuschaltung des Kabels kam es noch während den Aufräumarbeiten gegen 13 Uhr zu einer erneuten Sicherungsauslösung auf einem der beiden Kabelteilstrecken mit zwei Hausanschlüssen. Die betroffene Muffe konnte daraufhin geortet und ausgewechselt werden. Die anderen Häuser waren auf Grund der durchgeführten Vorsorgemaßnahmen nicht mehr vom Stromausfall betroffen.
Der nächste „Blackout“ ist allerdings wohl nur eine Frage der Zeit, sollten bis dahin die von den Sicherheitsproblemen betroffenen Hausanschluss-Muffen nicht ausgewechselt sein. Denn solange bleiben die anderen Muffen eine tickende Zeitbombe und es droht die nächste durch eine Fehlermeldung am Niederspannungskabel ausgelöste Abschaltung.
ÜZ-Netzmeister Herbert Stühler vor Ort gegenüber dieser Zeitung: „Es hat keinen Wert. Wir werfen die Muffen raus.“ Rund 20 davon liegen allerdings allein im Albert-Schweitzer-Weg in rund 1,20 Meter Tiefe.
Bei der Muffenbauweise sind alle Hausanschlüsse einzeln mittels unterirdischer Muffe fest mit dem durchgehenden Hauptkabel aus Kupfer oder Aluminium verbunden.
Das Hauptproblem ist dabei nicht die Muffe selbst, sondern dass die Deckel der in den 1960-er-Jahren verwendeten Muffen innen nicht ausgegossen sind.
Das führt dazu, dass sich die Muffen mit Wasser füllen, das dann aufgrund der Temperaturen zu kochen anfängt und irgendwann den Kurzschluss im Drehstrom-Netz auslöst.
In diesem Fall müssen alle betroffenen Häuser abgeklemmt werden, um den Fehler zu suchen und möglichst zu finden. Das heimtückische daran ist, dass sich der Fehler, wie im jüngsten Fall, wieder legen kann. Im Klartext: Bei den Messungen ist dann alles wieder okay, der Fehler weder lokalisier- noch analysierbar.
Ein Problem in diesem Zusammenhang ist, dass der der ÜZ allerdings nicht bekannt ist, wo die Muffen genau unter der Erde liegen und welche Muffen potentiell gefährdet sind. Denn beim Übergang der Stadtwerke an die ÜZ im Jahr 2000 erhielten die Lülsfelder weder diesbezüglichen Lagepläne noch technische Unterlagen.
Aufgrund der Versorgungsunterbrechungen im Jahr 2013 im Riemenschneiderweg waren dort 2013 und im Rahmen eines zweiten Bauabschnitts 2014 die letzten störungsanfälligen Muffen vorsorglich ausgewechselt und auf den bei der ÜZ üblichen Netzstandard gebracht worden. Die nächsten Planungen für den Albert-Schweitzer-Weg haben bei der ÜZ mit der Störung am Mittwoch bereits begonnen, da nicht auszuschließen ist, dass die anderen Muffen in dieser Straße ebenfalls anfällig sind, teilen die Lülsfelder weiter mit.
Die ÜZ investiert jedes Jahr über sechs Millionen Euro (2013 waren es sogar fast 16 Millionen Euro) in den Ausbau eines sicheren und zuverlässigen Stromverteilungsnetzes, um Störungen und damit Stromausfälle für ihre Kunden auf ein Minimum zu begrenzen.