Sage noch mal einer, die Heidi gebe es nicht. Sie war leibhaftig zu sehen, mitsamt ihrem Ziegenpeter und dessen Ziegenherde, dem Großvater und der Klara. Als Zeugen können mehrere Touristen genannt werden, die bei ihrer Bergtour die Heidi tatsächlich durch die Blumenwiese haben springen sehen.
„Und die Heidi gibt es doch“ – so lautete der Titel des Theaterstückes, das Jugendliche der Inklusions-Theatergruppe „Hut ab“ der offenen Behindertenarbeit (OBA) der Diakonie Schweinfurt im Rahmen des Wernecker Kulturfrühlings auf die Bühne im Sportheim des TSV Eßleben brachten. Und sie bauten auch einiges an Variationen in den Klassiker von Johanna Spyri mit ein.
In ihrer Fassung sprühte der Ziegenpeter vor lauter Philosophie über, und die mehrköpfige Ziegenherde tanzte nicht nur, sondern sang dem Großvater unter Peters Regie auch ein stimmgewaltiges Geburtstagsständchen. Dass jener Großvater auch das Schuhplatteln beherrschte, versteht sich von selbst.
Heidi veranstaltete mit der im Rollstuhl sitzenden Klara eine Hausparty, die dem Fräulein Rottenmeier überhaupt nicht in den Kram passte. Am Ende fiel jenes Fräulein in Ohnmacht, woran Heidi, ohne es zu wissen, „Schuld“ hat. Sie hatte nämlich die ihr zugeteilte Essensration versteckt, um sie dem Großvater zu bringen. Jenes Essen fing irgendwann mal an zu leben, und der verströmte Geruch ließ jenes Fräulein in Ohnmacht fallen. Am Ende war alles wieder gut, die Heidi bei ihrem Peter und dem Großvater, und mitsamt dem Moderator des Abends, der immer wieder den Verlauf der Geschichte erzählte, sowie den Ziegen und Touristen feierte die gesamte Gesellschaft eine krachende Hüttengaudi.
Den Schauspielern war die Lust am Theaterspielen fast schon auf die Stirn geschrieben. Jeder spielte seine Rolle mit einer solchen Überzeugung, dass vor allem bei der Hüttengaudi die Zuschauer im vollbesetzten Sportheim gerne mitgetanzt hätten.
Auch Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl war fasziniert von dem Geschehen auf der Bühne. Unter den Schauspielern waren mit Frank Zink aus Eßleben und Stefan Pfister aus Eckartshausen auch zwei Lokalmatadoren. Dass die beiden ein klein wenig mehr Applaus bekamen als die anderen Schauspieler, war natürlich verständlich. Doch insgesamt war das Publikum sehr gerecht und belohnte alle Schauspieler mit großem Applaus.