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SCHWEINFURT: Und es hat Klick gemacht: Bayerns Petanque-Meisterschaft

SCHWEINFURT

Und es hat Klick gemacht: Bayerns Petanque-Meisterschaft

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    Genau zielen: Ilona Gerdsmeier und Andrea Bärthlein bei den Bayerischen Petanque-Meisterschaften an der TG.
    Genau zielen: Ilona Gerdsmeier und Andrea Bärthlein bei den Bayerischen Petanque-Meisterschaften an der TG. Foto: Foto: Uwe Eichler

    Es ist, ausgerechnet, der Abend des Viertelfinalspiels Deutschland-Frankreich, als die „Kugelleger“ neben der TG zur Tat schreiten: Auch am Main steht eine Entscheidung vor der Tür, die Bayerischen Meisterschaften im Petanque am Samstag sowie die sonntäglichen Qualifikationen für die Deutsche Meisterschaft auf dem Sportplatz und im Biergarten der TG.

    Die Boule-Felder müssen vorbereitet werden, 38 Mannschaften aus ganz Süddeutschland sind angemeldet, die im Sportheim oder in Zelten untergebracht sind. „Man liebt es oder man liebt es nicht“, sagt Klaus Geißenhöner, einer der Organisatoren, der unter anderem hinter dem Tresen im Einsatz ist: „Ein Rentnersport ist es nicht“. Für die Variante des Boule brauche es Nervenstärke und Konzentration, nicht zuletzt Ausdauer über viele Stunden hinweg, oft bis in die Abendstunden hinein, wenn das Flutlicht eingeschaltet wird: „gar nicht so einfach.“

    Beim Doublette Mixte, wie hier, treten zwei Spieler gegeneinander an, Herr und Dame: Jeder Spieler hat drei mattschimmernde Kugeln in der Hand, die möglichst nahe an einer Zielmarkierung, dem Schweinchen, „Cochonnet“, platziert werden müssen. Kugeln des Gegners dürfen beiseitegekickt oder verschoben werden, mit markantem Klick.

    Geworfen wird (mehr oder weniger) elegant aus dem Handgelenk. „Ein netter Zeitvertreib“, findet Fridolin Schellenberger, Gründungsmitglied der Kugelleger: Der Verein mit etwas über 20 Mitgliedern (einer von zweien in der Kugellager-Stadt) hat im letzten Jahr 25-Jähriges gefeiert, die erste Anlage entstand 1988 in den Wehranlagen. Boule ist uralt, aber im Profibereich nicht gerade Massensport, mit 18 000 Lizenzierten in Deutschland, aber immerhin einer Million Freizeitspieler.

    „Meistens sind es Frankophile“, sagt Schellenberger schmunzelnd, aber die Fußball-WM komme da niemandem in die Quere, zumindest zeitlich nicht. Populär wurde das Kugelspiel durch Bundeskanzler Konrad Adenauer, der 1957 im Urlaub am Comer See die italienische Variante Boccia entdeckt und eine eigene Bahn im Bonner Kanzleramt angelegt hat. Ein Sport, der Arm, Auge und Teamfähigkeit stärkt. An der Wand wirbt ein Plakat für einen Film mit Gerard Depardieu, der in „Eine ganz ruhige Kugel“ einen ebenso gealterten wie kugeligen Boule-Virtuosen spielt, der sich um ein Nachwuchstalent aus Nordafrika kümmert.

    Vor allem das Klischeebild von der geselligen, aber nicht allzu spannenden Altherrenrunde im Grünen treibt die vergleichsweise junge Schweinfurter Truppe um: Der einstige Randsport erfreue sich wachsender Beliebtheit, sagt Andreas Kreile, Vorsitzender der Kugelleger. Der Sohn des TG-Wirts Lothar Kreile kam über den Fußball und die Städte-Partnerschaft mit Châteaudun zur Kugel, seine erste Meisterschaft hat er schon als Teenager gewonnen, in Würzburg – und nebenbei auch Erfolgs-Kicker Matthias Mock aus Kronungen dazu gebracht. Der habe bald sein erstes Turnier gewonnen, mit kleinerer Kulle. „Alt, Jung, Männlein, Weiblein: Es können alle mitmachen“, sagt Schellenberger. Es geht um Freundschaften und Zusammenspiel über Grenzen hinweg. Nicht zuletzt sei es ein Hobby, das man zusammen mit seiner Frau betreiben könne, sagt der Vorsitzende.

    Das Ligaspiel wird immer populärer, 2012 waren die Kugelleger sogar eine Zeitlang in der Bundesliga. Vom Willy Sachs-Stadion ist man mittlerweile an die TG umgezogen – und Stadt wie Verein dankbar für die Hilfe bei den Doublette Mixte-Meisterschaften sind, die zum wiederholten Mal in Schweinfurt über die Bühne rollen: Nachwuchs ist immer willkommen.

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