(srs) Die Organisation nennt sich „Opus Dei“ (Werk Gottes) und gilt als die wichtigste Macht-Elite in der katholischen Kirche gleich nach dem Papst. Sie stand im Mittelpunkt des Vortragsabends mit über 150 Besuchern im Kolpinghaus mit dem Journalisten Peter Hertel, der seit etwa 30 Jahren Informationen über Opus Dei zusammenträgt. Von Pfarrer Roland Breitenbach wurde er als „Ermittler in Sachen Opus Dei“ vorgestellt.
Entstanden sei Opus Dei mit dem Anspruch, den Alltag bewusst christlich zu leben. Die Organisation verstehe sich als „makelloses Werk im Herzen der Kirche“. Begründet wurde Opus Dei 1928 durch den inzwischen heilig gesprochenen (2002) spanischen Priester José Maria Escriva de Balanguer († 1975).
Nach anfänglicher Zurückhaltung bei Kardinal Ratzinger als Glaubenspräfekt habe sich bei Papst Benedikt XVI. gegenüber Opus Dei ein grundlegender Wandel vollzogen.
Trotz jahrzehntelanger Beschäftigung sei es nur unter schwierigen Umständen möglich, an brauchbare Informationen über Opus Dei zu kommen, so Hertel. Das hänge mit den „undurchsichtigen Strukturen“ der Organisation zusammen, die keine Mitgliederlisten heraus gebe.
Mit weltweit zirka 90 000 Mitgliedern in kirchlichen Schaltstellen und gesellschaftlichen Einrichtungen wie Parteien und Gewerkschaften verfüge Opus Dei zwischenzeitlich über eine nicht zu unterschätzende Einfluss-Sphäre.
Konkrete Gefahren sieht Hertel, wenn die Organisation plötzlich die Leitung von Pfarreien übertragen bekommt, wie das in Köln geschehen sein soll. Das sei deshalb gut möglich, weil Opus Dei offensichtlich keinen Priestermangel kenne.
Hertel bezeichnet Opus Dei „als autoritär-militant im Denkmuster einer Kampfeinheit in einer bösen Welt von Feinden, Postkommunisten, Liberalen und Befreiungstheologen“. Das vorkonziliare Kirchenbild der Organisation stehe im Gegensatz zu der vom zweiten Vatikanischen Konzil initiierten Öffnung der Kirche zur Welt. Dennoch gelte Opus Dei als „Favorit“ der vatikanischen Gruppierungen.
Auch hier habe die Organisation, die im Vatikan seit 1982 als so genannte Personalprälatur geführt wird, gut vorgesorgt, um die Einfluss-Sphäre zu festigen und zu sichern. Eine Personalprälatur ist vergleichbar mit der beschränkten Form einer Diözese, deren Gebiet nicht territorial umschrieben ist.
An einer Fülle von Beispielen zeigte Peter Hertel das Versteckspiel der Organisation mit Gruppen, Kreisen, Clubs, Gesellschaften oder Stiftungen (Rhein-Donau-Stiftung) auf, bei denen als Tarnorganisationen niemals die Nähe zu Opus Dei vermutet würde.
Weltweit dürfte das monatliche Einkommen der ehelos lebenden Laien im Opus Dei, nach Angaben Hertels, 30 Millionen Euro betragen. Etwa 20 Millionen Euro gingen monatlich als Spenden der Supernumerarier (= eine Mitgliederebene) ein.
Dazu kämen jährliche Einkünfte aus kooperativen Werken, Stiftungen und Banken in Millionen- oder Milliardenhöhe, Zuwendungen der öffentlichen Hand (EU, Staaten, Gemeinden) sowie Schenkungen und Übertragungen von Mitarbeitern und Wohltätern.
Stichwort
Opus Dei Die deutsche Zentrale des Opus Dei residiert in Köln. Nach Angaben der Organisation zählt sie 600 Mitglieder (2006). Sie verfügt über Außenstellen in fast allen Bischofsstädten, außer in Würzburg, wie der Auflistung Peter Hertels zu entnehmen ist. Als wichtige Sympathisanten gelten Bischof Reinhard Lettmann (Münster) und Kardinal Joachim Meisner (Köln). Buchtipp: Peter Hertel, Schleichende Übernahme – Das Opus Dei unter Papst Benedikt XVI, Publik Forum, ISBN: 978-3-88095-161-7