Die Gemeinde hat wieder einmal Post bekommen, vom Handelsunternehmen Tegut, mit Zentrale in Fulda, ansonsten im Besitz der "Migros Zürich".
Die Firma habe der Gemeinde einen Vertragsentwurf zukommen lassen, teilte Bürgermeister Willi Warmuth am Ratstisch mit. Demnach solle sich Dittelbrunn verpflichten, "auf Dauer von zehn Jahren keinen weiteren Lebensmittelmarkt auf Gemeindegebiet zuzulassen." Unter dieser Bedingung würde die Firma ihren bestehenden Markt in Hambach energetisch sanieren und eine Million Euro investieren. Falls diese Modernisierung nicht möglich sei, erwäge der Investor, den Markt ersatzlos zu schließen, so Warmuth. Sollte sich bis 2028 dennoch ein Konkurrent ansiedeln, müsse die Gemeinde Tegut einen "pauschalen Aufwendungsersatz" bezahlen. "Änderungswünsche" am Entwurf seien möglich, berichtete der Bürgermeister, dies sei per Mail mitgeteilt worden. Warmuth verwies bezüglich des Entschädigungsvorbehalts auf alte Edeka- oder Schleckerläden, deren Wiederbelebung nicht ausgeschlossen werden könne.
Die Stimmung in den Fraktionen war erbost: Ein Jahr, nachdem ein neuer Vollsortimenter nördlich von Dittelbrunn per Bürgerentscheid abgelehnt worden ist. Seinerzeit hatte Tegut den Zuschlag gefordert und das Ganze mit der Weiterexistenz der Filiale Hambach verknüpft.
"Für mich ist das Erpressung", kommentierte Martin Kraus und erinnerte an diese Tegut-Bewerbung. Peter Härterich zeigte sich entsetzt ob des "Knebelvertrags". Er glaube nicht, dass der Mutterkonzern Bescheid wisse. Für Werner Duske wäre der Vertrag "rechts- und sittenwidrig". Lukas Hartung stellte fest, dass der Hambacher Tegut-Laden einem Privatinvestor gehöre, dieser könne den Zulieferer wechseln: "Ich bin Verfechter des Ladens, aber so geht es nicht." Für Elena Lategahn sucht Tegut lediglich einen Sündenbock, um den Markt zu schließen. Franz Geus entnimmt der "Gerüchteküche", dass eine ganze Reihe Schließungen geplant sein könnte. Er behandle es öffentlich, damit die Bevölkerung merke, dass die Gemeinde nicht schuld sei, sagte Warmuth. Der Vertragsentwurf wurde einhellig zurückgewiesen.
Auch im Süden Hambachs könnte sich etwas tun. Die CSU-Fraktion stellte den Antrag, über eine Baugebietserweiterung nachzudenken, unter "ökologischen Gesichtspunkten". Dachbegrünung, Nahenergienetze, Ausgleichsflächen und Ähnliches sollten von Beginn an berücksichtigt werden. Man habe die Möglichkeiten der Innenentwicklung erst einmal ausgeschöpft, meinte Willi Warmuth und verwies auf die Zahlen der Evaluierung der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal (wo Dittelbrunn bei der Flächenreaktivierung seit 2008 dem Durchschnitt von 34 Prozent entspricht). Es gebe vereinzelt noch "Auffüllbedarf", etwa am Alten Sportplatz Dittelbrunn. Angesichts des Baudrucks brauche man als stadtnahe Gemeinde aber die Erweiterung.
Franz Geus sah sich bestätigt, er habe dies ebenfalls schon gefordert: "Die Gemeinden stehen da in Konkurrenz zueinander." Beim Thema "innen vor außen" müsse zwischen den Allianzmitgliedern Einigkeit herrschen, sagte Lukas Hartung. Um den Hambacher Eigenanteil zu decken, sollte es Bauplätze geben, aber "mit Augenmaß". Den Antrag kritisch sah Peter Härterich: Am Hambacher Schafloch, neben dem Bauhof, gebe es noch Leerstände. Durch ein neues Baugebiet würde deren Erschließung weiter nach hinten rücken: "Wir haben etwas liegenlassen." Dies sei im Prinzip richtig, meinte Warmuth. Es gehe allerdings um Privatgrund, man sei bereits in Gesprächen. Bei zwei Gegenstimmen erklärte sich der Gemeinderat grundsätzlich zur Erweiterung im Süden bereit.