Treffpunkt Scherenbergturm in der Östlichen Allee. Ein Foto mit Hundehaltern, die in jüngster Zeit angepöbelt worden sind, soll entstehen. Eine Frau mit Hund kommt des Wegs: „Darf man da jetzt nicht mehr durch mit dem Hund?“, interpretiert sie den kleinen Auflauf. Auch sie hat von den Sperrzonen-Vorschlägen gehört, um der Hundehaufen in den Grünanlagen Herr zu werden.
Nachdem sie Entwarnung erhalten hat, geht die Frau weiter. Mit aufs Bild will sie nicht. Die versammelten „Opfer“ der Hundegegner aber bleiben und fangen an zu erzählen.
Eines sagen Elisabeth Günzel, Elfriede Linder und Annette Nemeth gleich zu Beginn übereinstimmend: Auch ihnen stinken die Hinterlassenschaften von Hunden mit verantwortungslosen Besitzern gewaltig. Sie wollen aber nicht mit solchen Leuten in einen Topf geworfen werden.
Erst einmal abwarten
„Als ich vor ein paar Tagen in der Nähe des Kriegerdenkmals mit zwei anderen spazieren gegangen bin, kam ein Mann daher, grinste und sagte ,Wieder drei so Köter, die das Gras voll machen'“, berichtet Elisabeth Günzel. Wenn jemand schon einen Hundehalter „packen“ wolle, dann solle er erst mal abwarten, ob der tatsächlich die Haufen seines Tieres liegen lässt, schlägt Günzel vor. Ihre Meinung: An den meisten Haufen lasse sich unschwer erkennen, dass hier große Hunde am Werk waren. „Mein Kleiner macht doch nur Bratwürstchen.“ Und die entsorgt die Halterin selbstverständlich.
Für „pädagogisch nicht sehr geschickt“ hält Elisabeth Günzel die Aktion des Kindergartens in den Alleen. Wenn nur die Erzieherinnen die Fähnchen gesteckt hätten, wäre das in Ordnung gewesen. „Die Kinder da einzubeziehen ist schlecht, weil dadurch Vorurteile gegen Tiere geschürt werden“, glaubt Günzel. Ein Kind könne das Problem noch nicht realisieren und mache automatisch den Hund für den ganzen Ärger verantwortlich.
Elfriede Linder ergänzt: „Die Aktion hat Tierhasser in ihrer Auffassung bestärkt.“ Für sie jedenfalls ist wie für die anderen Frauen auch das Gassi-Führen ihres Hundes zum Spießrutenlauf geworden.
„Jedes Mal, wenn ich mit meinen Hund unterwegs bin, bekomme ich das Gefühl, dass ich etwas Schlechtes tue“, sagt Annette Nemeth. Allen drei Hundebesitzerinnen ist es schon passiert, dass sie dumm angeredet werden. Selbst wenn sie ihre mitgebrachten Tüten für die Häufchen vorzeigen, hilft das kaum. „Die Hundegegner sehen darin nur eine Schutzbehauptung“, so Elisabeth Günzel.
Im wahrsten Sinne des Wortes bis an die Haustür verfolgt wird die Familie Nemeth aus der Nördlichen Allee von Hundefeinden. Dieser Tage war ein Zeitungsausschnitt mit Klebstreifen an ihrem Hauseingang festgemacht, der ursprünglich die Überschrift „Keine Sperrzone für Hunde in Allee“ trug. Durch Abschneiden des ersten Wortes hatte der Ausschnitt dann genau die gegenteilige Bedeutung.
„Schon wieder so ein Hund, der in die Allee macht“, gehört da noch zu den harmlosen Kommentaren, die Elfriede Linder begegnet sind. Die Hundehalterin ist überzeugt, dass Leute, die sich nicht um die Haufen ihrer Tiere kümmern, nicht am helllichten Tag unterwegs sind, sondern entweder ganz früh am Morgen oder spät am Abend. Deswegen treffe der Unmut der Mitmenschen die Falschen.
Von Gesten bis Beleidigung
Die Anfeindungen, die nach Aussagen der drei Hundehalterinnen von wortlosen Gesten wie Kopfschütteln bis zur Beleidigung reichen, scheinen indes keine rein Gerolzhöfer Angelegenheit zu sein. „In der Allee treffen wir manchmal Leute aus Nachbarorten, die extra nach Gerolzhofen fahren, um ihren Hund auszuführen, weil sie daheim auch angemacht werden“, berichtet Elisabeth Günzel.
Alle drei Frauen erzürnt das Verhalten ihrer Mitmenschen. Das wäre aber nicht das Schlimmste. Wovor sie am meisten Angst haben, ist, dass irgendwann einmal der erste Hund vergiftet wird, wie auf aufgestellten Schildern zumindest indirekt angekündigt war.
In der Stadtratsdiskussion hat Elisabeth Günzel der Beitrag von Bürgermeisterin Irmgard Krammer besonders gefallen, weil sie auf den sozialen Aspekt hingewiesen habe. Für viele Menschen sei der Hund der einzige Freund. Auch die drei Hundefreundinnen sehen das Haustier wie ein Familienmitglied.
Nach ihren Erlebnissen der letzten Tage und Wochen halten es die drei jedenfalls immer mehr mit Friedrich dem Großen, der einmal gesagt haben soll: „Je mehr ich von den Menschen sehe, um so lieber habe ich meine Hunde.“