Schreiben hilft, sagen Kerstin Oppermann und Uwe Dinkhoff. Dabei, sich zu erkennen, sich zu verstehen. Aber auch, um einen Weg aus Krisen und Konflikten zu finden. Und um sich klar zu machen, wer man ist, wem man begegnet ist, was einen und das Leben ausmacht.
Seit Kurzem haben die beiden in Gerolzhofen ein Zentrum für Biografiearbeit und Lebensentwicklung gegründet. Der Name ist Programm „Lebenskunst Werkraum.“ Kerstin Oppermann ist Logotherapeutin und psychotherapeutische Heilpraktikerin, Uwe Dinkhoff Buchhändler, psychologischer Berater. „Wir haben unsere Kompetenz zusammengeschmissen“, sagt Dinkhoff. „Ich habe immer viel aufgeschrieben“, erinnert er sich. Gedanken, Erlebnisse. Aber auch Briefe, die er nie abgeschickt hat. 25 bis 30 Jahre sind sie alt, er hat sie noch. Und liest sie ab und an. „Was warst Du für ein Typ damals?“, fragt er sich dann. Oder kann noch Jahre später das gleiche fühlen wie damals.
Sachen von der Seele schreiben
Schwierige Erfahrungen, Probleme, traumatische Erfahrungen: Schwer, so was aus dem Kopf zu kriegen. „Das kommt immer wieder hoch“, haben Kerstin Opperman und Uwe Dinkhoff beobachtet. Sich Sachen von der Seele schreiben wirkt, meinen sie. Auch, weil man sich so klar macht, was einem überhaupt bedrückt oder beschwert. Wer seine Ängste oder Befürchtungen benennt, kann sie auch mal loslassen. Und so entspannter damit umgehen.
Warum wissen die Leute heutzutage mehr über das Leben von Schauspielern oder Popstars als über das ihrer Freunde oder Verwandten? Oppermann und Dinkhoff wollen Menschen Mut machen, ihr eigenes Leben aufzuschreiben, auch einen neuen Blick darauf zu erhalten. „Spannendes Leben, die eigene Biografie ergründen und schreiben“, heißt ein Volkshochschulkurs, der am 21. April startet. Das sind meine Facetten, das sind meine Spuren in der Welt: Wer sein Leben aufschreibt, kann das erkennen.
„Es gibt eine Menge Leute, die eine Menge zu erzählen haben“, meint Kerstin Oppermann. Wie war das früher, wie habt ihr das gemacht? Ihr Kollege glaubt, dass solche Gespräche in Familien nur noch selten stattfinden. Das findet er schade. Auch, weil sich das Leben in den letzten Jahrzehnten so grundlegend geändert hat. Schneller ist es geworden, die Lebenswege sind nicht mehr so zementiert, die Wahlmöglichkeiten größer geworden. Und damit auch die Entscheidungen. „Jede Entscheidung, die ich treffe, ist auch immer eine Entscheidung gegen etwas“, sagt Dinkhoff. Das ungelebte Leben, wie sie es nennt, ist ein großer Teil einer Biografie. Was wäre gewesen, wenn? Hätte ich doch lieber das machen sollen? War das damals die richtige Entscheidung? Ein Rückblick auf das eigene Leben wird voll solcher Momente sein.
Frieden schließen
Im Rückblick kann man mit den Weichen und Wegen Frieden schließen, sagt Kerstin Oppermann. „Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ Dieses Zitat von Sören Kierkegaard haben die beiden an den Anfang ihres Konzeptes für den Lebenskunstwerkraum gestellt.
Der Rückblick bietet aber auch die Chance, sich bewusst zu machen, was man alles geschafft und erreicht hat in seinem Leben. Wer darüber nachdenkt, sieht vielleicht eine Krise nicht so negativ, kann auch Stärke aus seinem Leben ziehen. „Von der Gegenwart aus in die Vergangenheit und in die Zukunft blicken.“ Das hört sich hochphilosophisch an. Ist es aber eigentlich nicht. Eigentlich geht es nur darum, sich selbst besser zu verstehen. Und Spuren zu hinterlassen.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen unter www.lebenskunstwerkraum.de
Der vhs-Kurs beginnt am 21. April, Anmeldungen unter Tel. (0 93 82) 9 96 03