Die Erdbeeren, die nach Auskunft des 27-Jährigen 60 bis 70 Prozent des Umsatzes des Familien-Unternehmens ausmachen, sind für ihn mehr als eine Ware, von der täglich zwischen zehn und 25 Tonnen in 2000 bis 5000 Fünf-Kilogramm-Kisten mit jeweils zehn Körbchen gepflückt und vermarktet werden müssen. Ingo Reinhart ist ein echter Erdbeer-Fan.
Am liebsten isst er Erdbeeren mit Eis oder mit Joghurt, aber auch sehr gerne in Form eines Stücks Erdbeerrolle. „Aber selbst gemacht muss es sein“, fügt er hinzu. Köstliches mit Erdbeeren genießt er bevorzugt nach Feierabend im „Schlemmer-Eck“, dem Hof-Restaurant der Reinharts, in dem Spargel und Erdbeeren auf vielerlei Art serviert werden. „Den Geschmack, das Fruchtige, die schöne rote Farbe, das mag ich an den Erdbeeren besonders“, schwärmt er.
Was die Erdbeer-Saison angeht, die jetzt so richtig beginnt, ist Ingo Reinhart optimistisch. Nach dem vielen Regen dürfte es eine gute Ernte geben. „Die Pflanzen haben jetzt schön Wasser bekommen und sind richtig gesund“, sagt er, und hofft, bis 15. oder 20. Juli noch Millionen von Erdbeeren vermarkten zu können: über den Groß- und Einzelhandel, im Hofladen, im Schlemmer-Eck und an Marktständen, unter anderem in Coburg, Bamberg, Würzburg oder im Kreis Tirschenreuth. Ideales Wetter wären Tagestemperaturen um die 22 Grad und ab und zu ein wenig Regen, denn die Reinharts können nur rund ein Drittel ihrer Erdbeerfelder beregnen.
Etwa 60 Entehelfer fehlen noch
Ein Problem drückt den Betrieb Bauer Reinhart doch gewaltig. Für die Erdbeer-Ernte sind zurzeit nur 70 Helfer und -innen da, die meisten aus Polen und einige wie im Vorjahr aus Rumänien. Um die Erdbeerfelder alle zwei bis drei Tage ernten zu können, benötigen die Reinharts weitere 60 Arbeitskräfte. Die sind laut Ingo Reinhart immer schwerer zu bekommen, seit Polen zur EU gehört. Unter anderem würden komplizierte Meldesysteme dafür sorgen, dass weniger Erntehelfer kommen und viele mittlerweile gerne nicht nur in Deutschland, sondern auch in Nachbarländern wie Belgien, Frankreich und den Niederlanden, aber auch in England und Irland arbeiten.
„Wir haben einen echten Engpass. Es ist ganz schwer, gute Leute für die Erdbeer-Ernte zu finden“, sagt Ingo Reinhart. An der Bezahlung allein liege es nicht. „Wir zahlen Tariflöhne und außerdem Prämien, je nach Qualität der Arbeit und Geschwindigkeit. Wenn einer fleißig ist, kommen zehn bis zwölf Euro pro Stunde raus“. Über Vermittler, Familienangehörigen seiner Helferinnen und Helfer sowie Werbung in den Dörfern in Polen versucht Reinhart, der fließend polnisch spricht, die nötige Mannschaft doch noch zusammen zu bekommen. Wenn nicht, kann ein Teil der Felder nicht wie geplant geerntet werden.
Mit Spargelernte zufrieden
Für die Spargelernte, den zweiten großen Betriebszweig, hat Reinhart genügend Helferinnen und Helfer bekommen. 40 Männer und Frauen sind da, davon 30 für das Stechen und zehn für das Sortieren und Verpacken. Mit der Spargel-Ernte, die im Betrieb am 24. Juni endet, ist Reinhard übrigens „zufrieden bis sehr zufrieden“. Und fügt hinzu: „Man darf nicht immer nur jammern“.
Erdbeeren bauen die Reinharts seit 25 Jahren an, im großem Stil seit etwa 15 Jahren. „Die Konkurrenz ist größer geworden. Nicht nur mehr Ware aus dem Ausland drückt auf den Markt, sondern auch in Deutschland ist die Flächenausweitung stark. Es ist derzeit sehr schwierig, dass sich sich der Anbau noch rentiert“, sagt Ingo Reinhart.
Dennoch blickt er zuversichtlich in die Zukunft. „Die Leute schauen wieder mehr auf Regionalität und Qualität. Das ist unser Vorteil“. Die Erdbeeren seien nicht älter als maximal 24 Stunden, bis sie verkauft sind. Der Großteil wird auf Vorbestellung geliefert.
Um im harten Wettbewerb bestehen zu können, sei es wichtig, möglichst viel direkt zu vermarkten. Die Reinharts tun das mit Hilfe von 20 Verkäuferinnen im Hofladen und an den Marktständen. Außerdem haben sie in Nürnberg am Großmarkt eine Halle und beliefern dort auf Bestellung Groß- und Einzelhandelskunden. Auf längere Sicht werden Erdbeeren teurer werden, meint Ingo Reinhart, denn die Ernte sei Handarbeit und man brauche dazu gute Arbeitskräfte. Weil aber die Lohnkosten laufend steigen, werde der Verdienst aber wohl nicht höher.
Auch Sortenwahl wichtig
Damit die Ernten möglichst zufrieden stellend ausfallen, kommt es nicht nur auf das Wetter an. „Wichtig sind eine gute Pflege der Pflanzen, die richtige Sortenwahl und gute Felder“, sagt der gelernte Gärtner. Ein Feld wird neun Jahre für Erdbeer-Anbau genutzt. Im ersten Jahr wird es im Frühjahr angelegt und in den folgenden zwei Jahren geerntet – das ganze dreimal hintereinander. Dann sei der Boden ausgelaugt und man müsse ein neues, geeignetes Feld finden – mit Hilfe von Äcker-Tausch oder Pacht. Rund 30 Hektar eigenes Feld hat der Bauer Reinhart. Der Bedarf liegt aber bei etwa insgesamt 95 Hektar.
Damit die Erntezeit im Betrieb, die bei einer Sorte nur etwa zwei Wochen dauert, verlängert wird, bauen die Reinharts früher und später tragende Sorten an, derzeit Elsanta (mittelfrüh), Florence (spät), Darselect (früh bis mittelfrüh) und ganz neu Sonata, eine Neuzüchtung aus Holland.
Saison wird verlängert
Zugute kommt den Reinharts, dass sie einen Teil ihrer Äcker in den rund 170 Kilometer entfernten Landkreisen Hof (Oberfranken) und Tirschenreuth (Oberpfalz), der Heimat von Betriebsinhaber Alfons Reinharts Frau Maria, haben. Dort werden die Erdbeeren etwa zwei Wochen später reif. Wenn die Äcker in Unterfranken fast abgeerntet sind, geht es auf den Äckern am Fichtelgebirge erst so richtig mit der Ernte los. Ingo Reinhart schätzt heuer, ab 10. Juni. Bis Mitte Juli kann dann geerntet werden. Die früh geernteten Erdbeeren und die späten bringen die besten Preise.
Um die Erntezeit acht bis 14 Tage vorzuziehen, wird auf den Feldern im zeitigen Frühjahr Vlies aufgebracht. Und damit die Früchte bei Regen nicht mit Erde bespritzt werden, sondern in sauberem Zustand geerntet werden können, legen die Reinharts Stroh zwischen die Reihen.