Angela Merkel lächelt aus einem Zeitungsfoto von der Tafel herunter. Schräg unter ihr winkt Annegret Kramp-Karrenbauer den Delegierten auf dem CDU-Parteitag zu. 40 Zeitungsartikel kleben an dieser Tafel. Sie sind säuberlich ausgeschnitten, an einigen Stellen leuchtet Textmarker auf. 20 Kinder sitzen im Stuhlkreis davor und besprechen Themen, über die sie in den vergangenen Tagen etwas gelesen, gehört oder gesehen haben. Diese Themen nehmen die Viertklässler der Grund- und Mittelschule „Am Sonnenteller“ in Dittelbrunn für die Kindernachrichtensendung „Klaro“ des Bayerischen Rundfunks auf.
Aktuell sollen die Themen sein, bayernweit relevant und für Kinder interessant. Dafür bekommt jeder Schüler eine Hausaufgabe: Täglich bringt er einen Artikel mit in den Unterricht und bespricht ihn mit Konrektorin Daniela Behr und den Mitschülern. „Die Schüler sollen die Nachrichten in ihren eigenen Worten und in ihrer Logik durchdenken und beschreiben“, sagt Behr. Sie bereiten die Themen vor, informieren sich über inhaltliche Zusammenhänge und überlegen sich Fragen. Die sollen Experten in der Sendung beantworten.
Die Schüler beschäftigen sich regelmäßig mit Medien
Die Schüler einigen sich auf sechs Themen und schlagen sie dem Bayerischen Rundfunk vor. Am Telefon entscheiden sie sich zusammen für vier Themen, die in die Sendung kommen: Die Klasse 4a spricht über die Weltklimakonferenz in Polen, die Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich, Merkel und ihre Nachfolgerin Kramp-Karrenbauer und die größte Adventskerze Bayerns in Kitzingen. Selbstgemalte Bilder der Kinder hängen neben den passenden Artikeln an der Tafel. Sie zeigen, was die Schüler über das Thema wissen.
Um Medien geht es regelmäßig im Unterricht an der Grund- und Mittelschule. Wie einen Tafeldienst gibt es in Behrs Klasse einen Nachrichtendienst. Der bringt wöchentlich Themen mit in den Morgenkreis, die ihm in den Medien aufgefallen sind. Ab der dritten Klasse üben die Kinder, über solche Themen frei zu sprechen. „Wir reden auch über Fake-Nachrichten und darüber, wie man mit Informationen kritisch umgeht“ sagt Behr.
Die Themen sollen kindgerecht erklärt sein
Die Bewerbung um die Kindernachrichten des Bayerischen Rundfunks sei von den Schülern ausgegangen. Viele schalten regelmäßig zur Sendung ein, sagt Behr. „Es ist natürlich schön, wenn sich die Kinder jetzt selber sprechen hören.“ Acht Minuten lang soll der Beitrag ungefähr dauern, drei Stunden lang zeichnen die Redakteure Jürgen Gläser und Frank Müller auf. Oft müssen die Kinder die Sätze, die sie spontan ins Mikrofon sprechen, mehrfach wiederholen. Die Redakteure greifen ein: „Lass es uns ein bisschen anders formulieren“, sagen sie und schlagen einen verbesserten Satz vor, den die Kinder wiederholen. Jedes Wort muss deutlich gesprochen sein, alle wichtigen Informationen in einem faktisch richtigen Satz zusammengefasst.
Die Hörer sind häufig selbst Kinder und sollen verstehen, wie die Viertklässler ihre Themen erklären. Die Redakteure sprechen in dem Beitrag nicht. Die Sendung besteht aus Nachrichten und Fragen der Schüler und den Antworten der Experten. Die Kinder seien schon gut über Nachrichten informiert und gehen mit Spaß an die Themen heran, sagt Müller. „Viele denken, Kinder interessieren sich nur dafür, ob Justin Bieber den Pony nach links oder rechts kämmt, aber das ist Quatsch.“
Die Kindernachrichten der Klasse 4a werden am Freitag um 18.30 Uhr auf Bayern 2, am Samstag um 7.55 Uhr auf BR Heimat und am Samstag um 6.08 Uhr und 8.09 Uhr auf B5 aktuell gesendet.