Schweinfurt ist Oberzentrum der Region Main-Rhön. Auf die im Zug der Fortschreibung des Landesentwicklungsplanes (LEP) vorgesehene Aufwertung bisheriger Mittelzentren zu ebensolchen Oberzentren, reagierte der Stadtrat im November 2016 mit einer Protestnote an die Staatsregierung. Bad Neustadt und Bad Kissingen spielten auch nach der Fusion zu einem Oberzentrum nicht die Schweinfurter Rolle.
Schweinfurts Oberbürgermeister spricht von inflationärer Verwendung des Begriffs Oberzentrum
Eine nächste Reaktion auf die Pläne folgte am Donnerstag: Der Bauausschuss des Stadtrats befürwortete den Vorschlag, sich mit Würzburg unter dem Begriff Metropole zu einer so genannten Raumpartnerschaft zu verbünden und damit auch begrifflich wieder die Hauptrolle zu spielen. Den Anstoß hatte laut Oberbürgermeister Sebastian Remelé sein Würzburger Amtskollege Christian Schuchhardt gegeben. „Wir wollen mit der neuen Begrifflichkeit der inflationären Verwendung der Kategorie Oberzentrum entgegenwirken“, sagte Remelé zur Metropol-Idee, die mit der IHK, der Handwerkskammer und der Region Mainfranken GmbH bereits abgestimmt sei.
Befürchtung ist, bei der Fördermittelvergabe mit Kleinstädten auf eine Stufe gestellt zu werden
Für die Stadträte hatte der Leiter der Stadtentwicklung, Markus Sauer, ein umfassendes Papier verfasst. Infolge der Aufwertung von 30 auf künftig 39 Oberzentren im Freistaat befänden sich bisherige Oberzentren wie auch Ingolstadt oder Passau nunmehr auf einer Stufe mit Bad Reichenhall/Berchtesgaden oder eben Kissingen/Neustadt. Etwa bei der Vergabe von Fördermitteln sei man also gleichgestellt, obwohl sie über „wesentlich weniger Kompetenz“ verfügten.
Im neuen Entwurf des Staatsministeriums für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat sei neben den bisherigen drei Stufen Grund-, Mittel- und Oberzentrum als neue vierte Klasse die Metropole geboren. München, Augsburg und Nürnberg mit Fürth, Erlangen und Schwabach sind als Metropolen eingestuft.
Die Einführung dieser neuen Gebietskategorie und der nachrückenden neuen Obernzentren dürfe aber nicht dazu führen, dass leistungsfähige Alt-Oberzentren wie Schweinfurt benachteiligt würden, heißt es im Papier der Stadt. Schweinfurt fände sich dann beispielsweise bei der Frage der Ansiedlung überregionaler Einrichtungen in quasi doppelter Konkurrenz. Um dem entgegenzuwirken, böte sich deshalb für beide Städte die Möglichkeit, als „Funktionseinheit“ gestärkt aufzutreten.
Schweinfurt hat einiges auf Lager
Nach dem LEP-Entwurf sei für Metropolen der Grundsatz definiert, „Bildungs-, Handels-, Kultur-, Messe-, Sport-, Wirtschafts- und Wissenschaftsschwerpunkte weiterzuentwickeln“. Das bedeute, dass Metropolen im Wettbewerb um staatliche Mittel und Förderung im Vergleich zu (neuen) Oberzentren ein wichtiges zusätzliches Argument etwa bei der Ansiedlung staatlicher Institution zur Verfügung steht.
Als Pfunde, die Schweinfurt vorzuweisen hat, werden in dem Papier der in der Region Main-Rhön einmalige Handelsumsatz von 640 Millionen Euro bei einer Verkaufsflächen von 238 000 Quadratmeter, die bedingt durchs Konferenzzentrum auf 230 000 angestiegene Zahl der Übernachtungen, der Ausbau der FH mit I-Campus und die Entwicklung zur namhaften Kulturstadt aufgelistet.
Würzburg und Schweinfurt gemeinsam stehen in ihrer Bedeutungskraft der Metropole Augsburg „sicher in nichts nach“, während ein adäquater Vergleich mit einem zukünftigen Oberzentrum wie Nördlingen „dagegen sehr schwer fällt“, heißt es. Beide Städte arbeiteten auf den unterschiedlichsten Ebene bereits gut zusammen, ein Zusammenschluss der beiden Obernzentren zu einer Metropol-Partnerschaft erscheine also sinnvoll.
Im Bauausschuss wurde die Idee als „richtige Abwehrreaktion“ (Herbert Wiener, SPD) parteiübegreifend begrüßt. Der Konstrukt mit Würzburg müsse aber „auf Augenhöhe“ (Rüdiger Köhler, CSU) stattfinden. Der Beschluss heißt: Mit Würzburg über die künftig gemeinsame Metropole reden und diese neue Gebietskategorie bei der Staatsregierung beantragen. Das Ja auch im Stadtrat am 28. März gilt als sicher. Laut OB will Würzburg zeitnah entscheiden.
Sollte eine Aufwertung zur höchsten Stufe Metropole nicht durchsetzbar sein, schlägt das Papier der Stadt einen Begriff zwischen Oberzentrum und Metropole vor: Regiopole. Damit würden in der Stadtplanung bedeutende Knotenpunkte im Städtenetz mit über 100 000 Einwohner bezeichnet.