„ . . . 'ne harte Sau.“ Das ist einer, der ordentlich was wegbechern kann, sagt der junge Mann mit den Rastalocken sinngemäß. Und mit den Mädchen funktioniert das dann auch viel besser. Was gar nicht cool ausschaut, ist sein Outfit: Der Rasta-Boy trägt ein bleiches Krankenhaus-Hemdchen. Nach überstandener Alkoholvergiftung führt er gerade ein Informationsgespräch mit einer Ärztin. Denn die Opferzahl des Komasaufens nimmt auch in der Region weiter zu.
Diese Sequenz stammt aus einem halbdokumentarischen Kurzfilm der Filmgruppe des Beruflichen Schulzentrums Alfons Goppel, in dem Jugendliche erstaunlich offen über den Umgang mit Alkohol reden. Der Streifen bildete am Freitag an der Schule den Auftakt für einen Projekttag rund um das Thema Alkohol. „Genuss oder Absturz“ lautete der Untertitel der Aktion, an der sich 500 Schüler beteiligten. „Wir haben hier ganz normale Schüler. Da gibt es keine Auffälligkeiten“, sagte Projektleiterin Andrea Renner über den Hintergrund. Aber Jugendliche und junge Erwachsene würden eben im Alltag mit Alkoholkonsum konfrontiert. Renner und ihre Kollegen haben dabei in 25 thematisch unterschiedlichen Workshops eine große Spannweite an Informationen angeboten und sich vor allem externer Experten bedient – vom Präventionsprojekt HaLT, das Stadt und Landkreis Schweinfurt gemeinsam anbieten, über Rettungsdienste und Suchtberatungsstelle bis zu einer Fahrschule mit Simulator; auch eine Staatsanwältin stand Rede und Antwort.
„Wir wollen die Schüler für das Thema sensibilisieren“, erläuterte der stellvertretende Schulleiter Rainer Schöler. Und das außerhalb des normalen Unterrichts und der üblichen Klassengemeinschaft. Auch wenn der Projekttag auch zur Berufsvorbereitung dient, nachdem am Schulzentrum hauptsächlich soziale Berufe vertreten sind: „Wir wollen den Schülern beim Thema Alkohol das Handwerkszeug mitgeben“, beschrieb es Renner.
Alkoholparcours
Und dazu gehört zum Beispiel, das Selbstbewusstsein zu stärken, um sich etwa beim Trinken gegen den Gruppenzwang zu stellen. „Wir wollen, dass ihr Verantwortung übernehmt“, sagte Helmuth Backhaus vom Stadtjugendring den Teilnehmern beim „Alkoholparcours“. Nicht wegschauen, wenn einer im Rausch hilflos am Boden liegt, sondern eingreifen und Hilfe holen, ermunterte er. Und er sprach auch offen durchaus heikle Themen an: „Habt ihr euch schon mal eine Frau oder einen Mann schön getrunken?“
An anderer Stelle simulierten Schüler eine typische Partyszene mit Getränken und Discomusik. Beim Rollenspiel konnte man Pluspunkte sammeln oder, wenn's ganz schlecht lief, auch auf dem „Friedhof“ landen.
Einen realistischen Zusammenhang zwischen Berufsausbildung und Projekttag fanden die Hauswirtschaftsschülerinnen in der Küche. Dort mixten sie Drinks – ohne Umdrehungen, wie Schöler betonte. Der Hit des Tages: der „Strawberry Kiss“, eine leckere Kombination aus Mango-, Orangen-, Maracujasaft mit Erdbeersirup und einem Schuss Sahne. Das Rezept haben sich die Barkeeperinnen aus dem Internet geholt.
„Es passiert bei den Schülern was“, zeigte sich Andrea Renner über die Resonanz sehr erfreut. Sie hat nicht den ersten Projekttag zu Suchtproblematik an der Alfons-Goppel-Schule organisiert: Früher beschäftigten sich die Schüler bereits mit dem Rauchen und Essstörungen.