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WAIGOLSHAUSEN: Von der Kinderbewahranstalt zum Kindergarten

WAIGOLSHAUSEN

Von der Kinderbewahranstalt zum Kindergarten

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    Kinder heute: Austoben im Kindergarten, nicht nur bei der Generalprobe zum Fest.
    Kinder heute: Austoben im Kindergarten, nicht nur bei der Generalprobe zum Fest. Foto: Foto: Gerstner

    (geri) „Gründung und Unterhaltung einer Kinderbewahranstalt sowie einer ambulanten Krankenpflege für Waigolshausen“ lautete der Vereinszweck, den die Satzung des Sankt-Johannis-Zweigvereins bei seiner Gründung am 5. Juni 1910 festschrieb. Auch wenn sich seine Aufgaben inzwischen geändert haben, existiert der Verein, der seit 1954 als Sankt-Valentinus-Verein firmiert, noch heute. Als ehrenamtlich geführter Trägerverein des örtlichen Kindergartens feiert er am Sonntag im Rahmen des Pfarr- und Kindergartenfests sein 100-jähriges Bestehen.

    80 Waigolshäuser waren vor 100 Jahren auf Anhieb dem Verein beigetreten und nahmen so ohne staatliche Unterstützung soziale Aufgaben in ihrem Ort selbst in die Hand. Finanziell hatte man zunächst keine Sorgen, heißt es in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen, für die der damalige Schriftführer Kurt Werthmann die Vereinsgeschichte recherchierte. Denn Anna Maria Voit hatte dem Verein 10 000 Mark in Pfandbriefen vermacht. Doch das ansehnliche Startkapital ging als Kriegsanleihe im Ersten Weltkrieg verloren, weshalb der wöchentliche Betreuungsbeitrag von anfangs 20 Pfennig pro Kind erhöht werden musste.

    Eine richtige Kinderbetreuung gab es erst ab dem Jahr 1917, als die Generaloberin der Barmherzigen Schwestern in Würzburg eine Schwester zur Beaufsichtigung „der zur Arbeit nicht verwertbaren Kinder“ zusagte. Ein Jahr später wurde eine vollständige Schwesternstation eingerichtet, die die ambulante Krankenpflege, die Leitung der Kinderbewahranstalt und den weiblichen Handarbeitsunterricht übernahm.

    1920 investierte der Verein 37 000 Mark in einen ersten Kindergartensaal mit Nebenzimmer. Später erwarb er das komplette Anwesen in der Kirchstraße, das heute noch zum Kindergartenareal gehört. Die größte Bewährungsprobe galt es ab 1962 zu bestehen, als die Schwesternstation wegen Nachwuchsmangels aufgelöst wurde. Um den Kindergartenbetrieb aufrechtzuerhalten, wurde nach langen Verhandlungen mit der Gemeinde eine erste Kindergärtnerin, Anni Kübert, eingestellt. Die Krankenpflege wurde zunächst von Hergolshausen und Werneck aus besorgt, ab 1979 übernahm die Sozialstation in Werneck diese Aufgabe.

    Waigolshausen spendabel

    Wie schon in der Vergangenheit, zeigten sich die Waigolshäuser auch beim Kindergarten-Neubau, der 1971 eingeweiht wurde, spendenfreudig: Bereits fünf Jahre später waren die Baukosten abbezahlt. Ruhigere Zeiten für den Verein brachte das Kindergartengesetz im Jahr 1972, das die Übernahme eines Großteils der Personalkosten durch Gemeinde und Staat regelte und die Aufgaben der Kindergärten festlegte.

    So ist „der Betrieb und Unterhalt einer Kindertagesstätte“ die einzige Aufgabe des Vereins. Doch auch das ist für das ehrenamtliche Vorstandsteam kein ruhiger Job. Denn ihm obliegen Personalentscheidungen und die Absprache der pädagogischen Leitlinien mit dem Kindergarten-Team, erklärt Vorsitzende Edith Weißenberger.

    Verwaltet werden muss auch ein gut 200 000 Euro umfassender Haushalt. Wichtig für solide Finanzen, so Weißenberger, sei vor allem, bei rückläufigen Kinderzahlen die Arbeitszeiten des Personals mit den ständig wechselnden Buchungszeiten in Einklang zu bringen, die das Kindergarten-Fördergesetz 2006 brachte.

    Immer im Blick hat der Verein die Weiterentwicklung des Kindergartens: 1993 wurde eine große Außenspielfläche angelegt, 1999 eine Schulkindbetreuung eingeführt und 2002 der Kindergarten umfassend saniert. Aktuell ist die Einrichtung einer Kleinkindgruppe und die damit verbundenen Anpassungen bei Ausstattung und baulichen Gegebenheiten.

    Zwar treten die Eltern auch heute noch dem Verein bei, sobald ihre Kinder den Kindergarten besuchen – auch wenn das nicht mehr wie früher üblich einen ermäßigten Kindergartenbeitrag bedeutet – allerdings kündigten viele sofort nach Ende der Kindergartenzeit die Mitgliedschaft, so Weißenberger. Trotzdem zählt der Verein noch 275, meist langjährige Mitglieder. Ihre Beiträge summieren sich auf 2000 Euro im Jahr. Geld, das finanziellen Spielraum für Anschaffungen oder Verschönerungsarbeiten gibt, so Weißenberger.

    Wenn ehren schwer fällt

    Zum Jubiläum würde sie gerne die vielen treuen Mitglieder ehren. Doch weil es keine genauen Unterlagen gibt, „wissen wir gar nicht, wie lange jemand Mitglied ist“, gesteht die Vorsitzende. So werden zumindest die langjährigen Vorstandsmitglieder von Pfarrer Volker Benkert im Anschluss an den Dankgottesdienst für ihr Engagement geehrt.

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