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SCHWEINFURT: Vor der Tür wird geschimpft

SCHWEINFURT

Vor der Tür wird geschimpft

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    Im Fall der Wasserpfeifen-Bar Pascha kommt das Rauchverbot einem Todesstoß für das Geschäftsmodell gleich. Der Besitzer denkt über die „Club-Lösung“ nach, um seine Lokalität vor dem Exitus zu retten.
    Im Fall der Wasserpfeifen-Bar Pascha kommt das Rauchverbot einem Todesstoß für das Geschäftsmodell gleich. Der Besitzer denkt über die „Club-Lösung“ nach, um seine Lokalität vor dem Exitus zu retten.

    Ohne Probleme sei das Rauchverbot angenommen worden, berichten die Wirte. Doch vor den Türen wird geschimpft. Florian Usleber: „Bescheuert, dass man jetzt vor die Tür gehen muss.“ Das war allgemein der Tenor bei den Rauchern, die nun ungemütlich vor den Kneipen und Discos qualmen mussten – in Grüppchen von zwei bis sechs zumeist.

    Ein bisschen ungläubig sind Schweinfurts Gastwirte schon. „Ich bin erstaunt, wie gut es klappt“, berichtet Kurt Rinneberg, Geschäftsführer der Bar Tapas in der Bauerngasse. Die Raucher unter den Gästen kommen nach wie vor. Dafür sorgt auch ein Hof, den Rinneberg den Rauchern zur Verfügung stellt. Sogar einen Heizpils hat er aufgestellt, um dem befürchteten Umsatzeinbruch zu trotzen.

    In diesem Punkt gibt sich Christian Zahlten, Besitzer von Stereo 117 und Café Bernstein, entspannt. Mit Einbußen rechnet er nicht. Auch seinem Vorreiter in punkto Rauchverbot, dem Café Bernstein, werden nach Einschätzung Zahltens keine Gäste abhanden kommen. Das Angebot an rauchfreien Cafés habe sich zwar seit dem 1. Januar vervielfacht. „Das Bernstein hat aber einfach seine Stammkundschaft.“

    Selbst Stammkunden helfen Mehmet Sait Ersahin an diesem Samstagabend nichts. Er steht verbittert in seiner Wasserpfeifen-Bar Pascha in der Rückertstraße, während gerade mal ein Tisch besetzt ist. Gestern habe er zehn Euro verdient, an einem Abend der sonst 400 bis 500 Euro in die Kasse bringt. Wo das Rauchen von Wasserpfeifen die Hauptattraktion ist, kommt das Rauchverbot einem Genickbruch gleich. „Mein Geschäft ist tot“, resigniert Ersahin, der in diesen Tagen nach dem rettenden Strohhalm greift: die so genannte Club-Lösung, die auch andere Kneipiers als letzte Rettung sehen. Jeder Gast muss Mitglied werden – und Ersahin kann die blubbernden Pfeifen wieder entzünden. Sein Anwalt prüft momentan für ihn die rechtlichen Möglichkeiten.

    Erfinderisch zeigt sich auch die Diskothek Mad in Oberndorf. Wie überall gilt auch hier das Rauchverbot, an das man sich strikt halte, sagt Mitinhaber Edgar Kleinzer. Ganz abfinden können sich die Gäste damit aber noch nicht. Kurzerhand gründeten sie einen Club innerhalb der Diskothek. Wer diesen Clubraum betreten will, wo er dann auch dem blauen Dunst frönen darf, muss Mitglied werden – für einen schlappen Euro im Jahr, wie Kleinzer sagt. Die anderen Gäste müssen vor die Tür.

    Unter manchen Schweinfurter Gastronomen geht allerdings schon die Angst um, und zwar bei denen um so mehr, je rauchfreudiger ihr Publikum ist: Angst, dass die Gäste wegbleiben und die wirtschaftliche Existenz in Gefahr ist. Sonja Stöcklein, Pächterin des Café Vorndran, befürchtet das Wegbleiben der Stammgäste. „Einige Raucher, die täglich zu uns gekommen sind, bleiben zu Hause“, sagt sie. Kaffee trinken, die Zeitung lesen und dabei eine Zigarette rauchen – das ist es, was die Stammgäste des ehemals verrauchten Cafés Vorndran wollen. Doch längst sind die Tische wieder besetzt – mit Familien, was selbst Geschäftsführer Herbert Steinhäuser erstaunt.

    Eine Schonfrist wird Rauchern fast nirgends eingeräumt. „Wer die sechs Wochen Karenzzeit ausnutzt, soll sich nicht wundern, wenn es danach nicht klappt“, kommentiert Gernot Stühler die Strategie in der Kneipe des Stattbahnhofs. Die Aschenbecher sind verschwunden und auf Toleranz wird man beim Kneipenchef auch nicht stoßen. Und das, obwohl der Raucher kein gutes Haar an dem Verbot lässt.

    Lediglich in der Discothek Eastside haben Gäste noch die Wahl. Natürlich seien alle Räume rauchfrei, sagt Betriebsleiter Michael Schneider. Die verbleibenden sechs Wochen könnten Raucher jedoch ein Zelt im Innenhof der Diskothek aufsuchen. Schneider macht sich auch über andere Dinge Gedanken. Bisher überdeckte der Zigarettenqualm fast jegliche Gerüche – auch die störenden. Dagegen sollen jetzt eventuell Duftkerzen zum Einsatz kommen.

    Ein besondere Frühstücks-Offerte des KuK, Kino und Kneipe in der Ignaz-Schön-Straße, ist dem gesetzlichen Rauchverbot unwiederbringlich zum Opfer gefallen: Das Katerfrühstück. Es bestand aus schwarzem starkem Kaffee – und einer Zigarette.

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