(ks) Zum festen Bestandteil in Gerolzhofens Kulturkalender gehört die „geo-net Lesenacht“, die nun schon zum siebten Mal im Bürgerspital stattfand. Bezirksrätin Birgid Röder von Bündnis 90/Die Grünen freute sich, wie gut das kleine Kulturangebot in der Bevölkerung angenommen werde. „Ihr Interesse ist unser Anreiz, auch weiterhin kulturell aktiv zu bleiben“, sagte sie. „Traumwelten“ war das diesjährige literarische Thema. Acht Vorleserinnen und Vorleser versetzten das Publikum mit ihren Beiträgen in ihre Träume.
Weil sie in der Nähe des Moores ihre Kindheit verbrachte und mit ihrer Mutter sehr oft an dem Ort war, von dem Annette von Droste Hülshoff in ihrem Gedicht „Der Knabe im Moor“ schreibt, habe sie sich entschieden, dieses vorzulesen, sagte Beate Kamphues. Schaurig schön trug sie es vor. Ebenso wundervoll und phantasievoll geschrieben ist das Buch „Die Stadt der träumenden Bücher“, von Walter Moers, aus dem Kamphues auch las. Keine Geschichte für Leute mit schwachen Nerven.
Der Landtagsabgeordnete Thomas Münzer aus Aschaffenburg war der besondere Gast des Abends. Er ist bekennender Fußballfan und so wunderte sich niemand, als er aus dem Buch „Der Traumtorhüter“ las. Der Journalist Ronald Reng schrieb die reale Geschichte des Torwarts Leese, der davon träumte, einmal gegen den FC Liverpool spielen zu dürfen. Nach vielen Hochs und Tiefs landete er wieder in Deutschland, sein Traum war ausgeträumt. Heute verdient er sein Geld als Vertreter für Büroartikel.
„Was du tust ist wichtig, wichtiger aber ist, wovon du träumst – und dass du an deine Träume glaubst.“ Diese Botschaft wollte Pfarrer Jean Pierre Barraud mit seinem Buch „Der träumende Delphin“ vermitteln. Die Geschichte des jungen Delphins Daniel, der seinen Traum verwirklicht, sein sicheres Riff verlässt und irgendwann auch die perfekte Welle trifft.
Brigitte Vogt widmete sich der Lyrik, einmal mit dem Gedicht von Johann Peter Uz „Liebesträume“, zum anderen mit drei japanischen Tankas (Kurzgedichten). Auch ihr zweiter Beitrag waren Gedichte. „Traum“ von Herta Drewing, „Der Traum der Magd“ von Christian Morgenstern, „Der Traum vom Fliegen“ von Michael Ende und „Der Traum vom Frieden“ von Hannes Wader.
Birgid Röder widmete sich „Piktors Verwandlung“ von Hermann Hesse, einer seiner meistgelesenen Erzählungen. Der Roman „Traumpfade“ von Bruce Chatwin ist teilweise autobiographisch und beschreibt die Reise durch das Innere Australiens. Zentrales Thema sind die „Songlines“ der Aborigines, eine unsichtbare mythische Landkarte Australiens, die durch Gesang von Generation zu Generation weitergetragen wird. Aus diesem Buch las Sibylle Brinker, die zum ersten Mal dabei war.
Kein Unbekannter indes war Erich Ruppert aus Schweinfurt. „Die Traumbuche“ von Richard Volkmann hatte er sich ausgesucht. Wer unter der Traumbuche schläft und träumt, ohne sich seinen Traum vorher auszudenken, dessen Traum geht in Erfüllung.
Die Klänge des Didgeridoos sind geheimnisvoll und mystisch, so wie der magische Kontinent Australien mit seinen Traumpfaden, an die die Ureinwohner glauben. Der 19-jährige Nico Wölfling aus Grettstadt, der seit dreieinhalb Jahren Didgeridoo spielt, versetzte mit seinem Musikinstrument die Zuhörer in eine Traumwelt. Er spielte aber nicht nur Musik, er outete sich ebenfalls als Autor und las aus seinem Buch „Der Wahn mit dem Terror in der Bahn“.