Großbanken haben es längst vorgemacht und Filialen selbst in zentralen Orten geschlossen. Im Kleinen zieht jetzt die VR-Bank Gerolzhofen nach.
Zum Jahresende schließt sie vier „Kleinstzweigstellen“: in Gernach, Herlheim, Zeilitzheim und Michelau. Neben den beiden Hauptstellen in Gerolzhofen und Unterspiesheim bleiben zumindest vorerst noch die kleinen Filialen in Donnersdorf, Kolitzheim, Oberschwarzach und Dingolshausen.
Die Vertreter nahmen auf einer Versammlung in Gerolzhofen die Entwicklung relativ gefasst hin. Die Auswahl der vor der Schließung stehenden Filialen erfolgte nach der Kundenfrequenz in den genannten Orten. Die Liegenschaften in den Orten, wo eine Schließung bevorsteht, gehören mit Ausnahme von Gernach der Bank.
Die Gründe für die Schließung erläuterten die beiden Direktoren Klaus Henneberger und Hubert Zinkl im Gespräch mit dieser Redaktion. Da ist zum einen die zunehmende Digitalisierung auch der Bankenwelt. So verzeichnet die VR-Bank mehr als 1000 Zugriffe am Tag auf ihre im letzten Jahr erweiterte Online-Filiale. Damit einher geht aber ein deutlicher Rückgang der Kundenfrequenz am Schalter.
Der zweite wichtige Grund der Filialschließungen ist die anhaltende Niedrigzinsphase. Der Rückgang der Zinsmarge bringt auch die VR-Bank in Schwierigkeiten. Im Jahr 2016 wird dieser Zustand die Bank mehr als 500 000 Euro kosten. Bis zum Jahr 2020 wird sich nach der Prognose der Vorstände das Ergebnis halbieren, wenn nicht gegengesteuert wird. Grundlage dieser Prognose ist, dass die Periode niedriger Zinsen noch auf unabsehbare Zeit anhalten wird.
Weitere unpopuläre Maßnahmen
Die durch die Politik ausgelöste Situation wird nach Ansicht der beiden Vorstände den Bankenmarkt in Zukunft stark verändern. Viele heute noch selbstständige Institute werden von der Landkarte verschwinden.
Die Filialschließung bei der VR-Bank Gerolzhofen ist indes nicht die einzige Maßnahme, die verhindern soll, dass die Bank in einen Schlingerkurs kommt. Dazu kommt eine Reduzierung der Zahl der Mitarbeiterum etwa zehn Prozent. Das soll allerdings sozialverträglich über Altersteilzeitregelungen passieren. Und: Die Bank schafft die Guthabenregelung bei den Girokonten ab. Das heißt, auch wer Guthaben auf dem Konto hat, muss in Zukunft eine Gebühr zahlen. Als vierte Maßnahme wurde eine Senkung der Dividende beschlossen. Sie beträgt bisher sechs Prozent. Der neue Dividendensatz steht noch nicht fest.
Zinkl und Henneberger sehen durch die gegenwärtige Lage eine ernsthafte Bedrohung des über 135 Jahre alten Geschäftsmodells Genossenschaftsbank. Bei den derzeitigen Anlage- und Kreditzinsen seien die notwendigen Erträge nicht mehr zu erzielen. 2015 sei das Ergebnis noch gut gewesen, sagt Klaus Henneberger (siehe gesonderter Bericht über die Bilanz). Der Grund dafür sind Altverträge mit noch guten Zinsen, die jetzt aber nach und nach auslaufen. Henneberger: „Wir zehren noch von der Vergangenheit.“
Eigentlich müsste die Bank künftig Negativzinsen verlangen, das heißt, Anleger müssten sogar noch zahlen, wenn sie in Wertpapiere investieren. Das sei aber zumindest bei Privatkunden nicht durchsetzbar. Ziel der Bankspitze ist es, die VR-Bank Gerolzhofen als selbstständige Einheit im Süden des Landkreises Schweinfurt zu erhalten und sich damit der wohl kommenden Fusionswelle zu entziehen. In Orten mit weniger als 3000 Einwohnern werde es künftig kaum mehr eine Bank geben. Oder anders ausgedrückt: Nur noch alle zehn Kilometer wird es im Durchschnitt eine Bankvertretung geben.
Am Ende nur noch zwei Standorte
In den übrig bleibenden Geschäftsstellen müsse eine Bank all das anbieten, was sie zu bieten hat, vor allem eine profunde Beratung für Anlage und Finanzierung. Henneberger und Zinkl geben auch unumwunden zu, dass sich ihr Haus in die Richtung von nur noch zwei Geschäftsstellen bewegen wird, nämlich die in Gerolzhofen und Unterspiesheim. Mit dem Gesamtpaket der unpopulären Entscheidungen wolle man aber nicht mehr und nicht weniger, als die VR-Bank Gerolzhofen als selbstständige Einheit zu erhalten.