Der Autor selbst, Giovannino Guareschi, dargestellt von Joachim Kress, begrüßte auf der „Piazza Passione“ in italienisch-deutschem Kauderwelsch das Premierenpublikum. Und was er versprach, das hielt er auch: einen schwungvollen, leichten, amüsanten Theaterabend rund um seine streitbaren Freund-Feinde Don Camillo und Peppone.
Es war tatsächlich der ideale laue Sommerabend, der perfekt zu der italienischen Komödie „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“ am Freilichtgelände im Sömmersdorfer Münsterholz passte. Eine liebevoll ausgestattete Bühne mit viel italienischem Flair erwartete die 1900 Besucher, ein großer Vorplatz, auf dem vor, während und nach der Vorstellung Gelato, Pizza oder Secco genossen wurde. Serviert von grün-weiß-rot gekleideten Helfern. Kleine Lichter auf den Stehtischen und eine imposante Beleuchtung der Baumwipfel über dem Gelände mit den markanten neun Trichterschirmen zauberten Stimmung herbei.
Dass der Schirmherr des Stückes, Innenstaatssekretär Gerhard Eck, fehlte, war den Ereignissen von München geschuldet, erklärte eingangs Euerbachs Bürgermeister Arthur Arnold dem Premierenpublikum. Ein wenig innehalten, bei aller Freude über einige unbeschwerte Stunden.
Vespas auf der Bühne
Dann erfüllte jede Menge Action die Freilichtbühne. Vespas, alte Motorräder, ein kleiner Fiat 500 L oder ein hellblauer Fiat Ape, voll geladen mit Waschmaschinen, knatterten über die Bühne. Junge Leute prügelten sich, tanzten ausgelassen Rock 'n' Roll oder sangen herrlich schräg ihr „Go down, Moses“ mit dem progressiven Hilfspfarrer in der Kirche.
Dieser Don Francesco, oder Don Chichi, war eine echte, stürmisch beklatschte Überraschung. Johannes Gessner, zweiter Vorsitzender des veranstaltenden Vereins „Kultur aus Passion“, spielte den schwärmerischen Vertreter einer jungen, modernen Kirche der 1960er-Jahre. Ein Gegenpol zu Don Camillo, der gerne am Althergebrachten festhält. „Privat bin ich aber gar nicht so“, meinte Johannes Gessner nach der Vorstellung – nicht so träumerisch, illusorisch, sondern mehr zupackend.
Brillanter Frank Greubel als Don Camillo
Dass die Amateur-Schauspieler aus dem Ensemble der Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf vielen Profi-Schauspielern nicht nachstehen, war nicht nur die Meinung von Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel. Das beifallsfreudige Publikum erkannte die schauspielerische Qualität eines brillanten Frank Greubel als Don Camillo, eines gestenreichen Norbert Mergenthal als Bürgermeister Peppone oder einer herrlich verruchten „Rotznase“ Julia Martschoke als „das rothaarige Mädchen“, Don Camillos zickige Nichte Cat.
Auch die samtene Stimme des Herrn am Kreuz, geliehen von Frank-Doth Rügemer, erhielt immer wieder Szenenbeifall. „Was mach' ich nur mit dir, Don Camillo?“
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Hinter allem leichten Spiel liegt allerdings auch viel harte Arbeit mit den beiden Profi-Regisseuren Hermann J. Vief und Marion Beyer, bestätigte beim Empfang nach der Vorstellung Vereinsvorsitzender Robert König. Geahnt haben das wohl auch die 500 Inhaber einer Ehrenamtskarte, die der Landkreis Schweinfurt zur Premiere eingeladen hatte.
Landrat Florian Töpper sah nicht nur „viel Herzblut“ im Spiel der Sömmersdorfer.
Er registrierte mit Freude vor allem die vielen jungen Darsteller und die herausragende Gemeinschaft, was im Hinblick auf die Zukunft eine gute Perspektive biete. Bekanntermaßen will der Verein Fränkische Passionsspiele künftig häufiger werthaltige Veranstaltungen bieten und den Zuschauerraum mit einem festen Gewölbedach versehen. Allerdings benötigt der Verein zur Finanzierung dieses ehrgeizigen Bauvorhabens noch Zuschüsse.
Gelungene Inszenierung
Einig war sich das Publikum über die gelungene Inszenierung der Komödie von Rolf Wilken, bearbeitet von den Regisseuren, auf der Grundlage des Guareschi-Romans. Theatermann und Karnevalist Peter Kuhn aus Oberwerrn hingegen hatte mit dem Inhalt des Stücks seine Probleme. Ein so reaktionär dargestellter Don Camillo sei keiner, den er aus den Fernseh-Stücken mit Fernandel kenne. „Das ist nicht mein Don Camillo“, erboste er sich nach der Vorstellung.
Für Darsteller Frank Greubel allerdings war die Herausforderung, das Alte mit dem Neuen in Einklang zu bringen, eine Aufgabe, vor der auch die heutige Kirche stehe. Also ein zeitloses Stück.
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder von der Premiere finden Sie im Internet unter www.mainpost.de/schweinfurt