Das Motto ist listigerweise weit gefasst: „Wasser und mehr“. So hatten die Kuratoren ziemlich freie Hand bei der Auswahl der Werke für das erste Forum Junge Kunst in der Halle Altes Rathaus. Dennoch: Es gibt kaum eine Arbeit, die sich nicht irgendwie in Richtung Wasser interpretieren lässt. Die Ausstellung – initiiert und organisiert vom KulturPackt als Beitrag zum Rahmenprogramm der Landesausstellung – zeigt die besten Arbeiten aus dem Kunstunterricht an den vier Schweinfurter Gymnasien Alexander von Humboldt, Celtis, Olympia Morata und Walther Rathenau und dem Bayernkolleg, sortiert weder nach Herkunft, Technik oder Jahrgang.
Was allein schon ungewöhnlich ist. Keiner der Redner der Vernissage kann sich an eine vergleichbare Kooperation Schweinfurter Schulen erinnern. Johanna Bonengel vom KulturPackt spricht von einem „Innovationswert“ der Ausstellung. Oberbürgermeister Sebastian Remelé: „Zu meiner Schulzeit hatte man eher das Bemühen, sich abzugrenzen – zumindest in der Schülerschaft.“
Tatsächlich scheint es gelungen zu sein, ohne Rücksicht auf Proporzfragen die interessantesten Arbeiten zu versammeln. Eine Vorauswahl hatte bereits in den Schulen stattgefunden, die Endauswahl in der Halle ging dann auch weitgehend ohne Streitigkeiten vonstatten, versichern die Kunsterzieher Klaus Trini (Humboldt) und Johannes Hock (Celtis). Die jungen Künstlerinnen und Künstler sollen ihre Arbeiten einmal (und möglichst auch noch öfter) außerhalb der Schule zeigen können. „Wo wir sie ja jeden Tag sehen. Wenn überhaupt“, wie Schülerin Pia Baumbach vom Rathenau zur Begrüßung sagt.
Auffällig ist im ersten Moment die Vielfalt der Techniken. Und ein gewisser Witz, der die ganze Ausstellung prägt. Etwa der arme „Drache“, der zerstückelt wie ein riesiger Tintenfisch vor dem Grillen rechts vom Eingang steht. Eine Gemeinschaftsarbeit des Celtis-Gymnasiums. Am Celtis sind auch die 2000 Papierschiffchen (laut Johannes Hock sind es sogar noch mehr) in allen Größen entstanden, die den Besucher in den Raum geleiten. Ein geeignetes Medium der Weltaneignung ist für viele junge Künstlerinnen offensichtlich die Fotografie. Hanna Pfister (Humboldt) etwa mit ihrer hochästhetischen Serie „Unter Wasser“. Hanna Kaspar (Celtis) mit ihrer herbstlich warmen Anspielung auf Hockneys gekachelte Motive. Oder Valentina Schneider (Celtis), die einen nackten Frauenkörper zeigt, der über und über mit Farbe beschmiert ist.
Pfiffig aber wegen der vielen Papierschiffchen etwas schwer zugänglich ist der Guckkasten „Gesunkenes Schiff“ von Laura Straube (Humboldt), dessen Motiv sich erst entschlüsselt, wenn der Betrachter im genau richtigen Winkel hineinschaut. Zwölfte und siebte Klassen am Celtis haben gemeinsam „Die Welle“ geschaffen, eine große Arbeit aus Papier auf Drahtgestell die den hinteren Teil der Halle beherrscht – ein sofaartiges Objekt, das wirkt, als hätte jemand versucht, Hokusai und Baselitz in 3D zu kreuzen.
An der zentralen Wand dahinter einige Arbeiten auf Leinwand von Alexander Höller (Celtis), der erkennbar aus der Sprayerszene kommt und hier zeigt, dass er mit leichter, spielerischer Hand Fläche und Tiefe zu meistern imstande ist – Informel ist also noch lange nicht tot.
Dank der finanziellen Unterstützung von Stadt, Sparkasse, SWG und Oskar-Soldmann-Stiftung können alle Techniken adäquat präsentiert werden, auch Videoarbeiten oder Diaserien, die in einer eigens gebauten Box zu sehen sind. Die Tropfenbilder von Hannah Reuß etwa oder der Waschmaschinenfilm von Patrick Funke (beide Humboldt), der ganz einfach die Trommel einer Waschmaschine in Betrieb zeigt, was aus irgendeinem Grund wirklich komisch ist.
Mit dem Element Wasser befasst sich eine Serie von Arbeiten auf Papier aus dem Bayernkolleg, wobei der Assoziationsbogen weit gespannt wird – von der kühlen Stofflichkeit des Tropfens bis hin zum von vielerlei Gefahren bedrohten Main. Gegenüber zeigt die Jahrgangsstufe 11 des Rathenau 20 Schwimmerinnen und Schwimmer beim Sprung in einen Pool. Und das so anregend, dass man es ihnen angesichts der Schwüle in der Halle am liebsten gleichtun möchte. Doch die einzige erreichbare Wasserfläche ist das Planschbecken am Ausgang, das als Gästebuch dient: Die Besucher sollen ihre Kommentare auf ein Blatt Papier schreiben, dieses dann anhand der aushängenden Anleitung zum Schiffchen falten und zu Wasser lassen. Wasser und mehr eben.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag, 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 18 Uhr. Eintritt frei. Um 11 Uhr findet am letzten Ausstellungstag 21.Juli eine Finissage statt.